Für das Starensemble aus der russischen Region Tatarstan war es nach 2008 und 2012 bereits der dritte Triumph in der europäischen Königsklasse des Klubvolleyballs.
Rzeszow erreichte wie Berlin erstmals das Final Four und durfte sich daher erstmals mit einem Medaillenrang schmücken.
Ein Final Four, das lange in Erinnerung bleiben werde, hatte Kaweh Niroomand angekündigt. Der Visionär und Macher des Gastgebers BR Volleys hatte nicht zu viel versprochen – es waren zwei erlebnisreiche Volleyball-Festtage!
In einer Mixtur von Spitzensport und Event-Begleitung samt absolut fairem Umgang der Fans – siehe andere Sportveranstaltungen – miteinander. Was insgesamt Lob von vielen Seiten einbrachte. Und Andre Meyer, Schweizer Präsident des Europa-Verbandes CEV, dazu veranlasste, Niroomand als Dank und Anerkennung einen Sonderpreis bei der sonntäglichen Siegerehrung zu überreichen!
Zuvor hatte Meyer seine Zufriedenheit verbal auf einer Pressekonferenz über die Organisation kundgetan und auf paar Fakten hingewiesen: Die Rekordkulisse von jeweils 9300 Zuschauern (ermöglicht durch Zusatztribünen) beim „weltweit besten Klubwettbewerb“ – rund 250 akkreditierte Medienvertreter – Fernsehabnehmer vor allem übers Internet in 86 Ländern – die Anreise von etwa 3000 Fans allein aus dem benachbarten Polen – die optimale Verquickung von Volleyball auf höchstem Niveau mit Elementen des Entertainments und der Einbeziehung der Fans: „Das ist das, was wir brauchen.“
Kazan brauchte den Erfolg unbedingt – weil es im Vorjahr nur Vierter war und dort der nationale Rivale und Meister Belgorod gewann. Belgorod erlaubte sich in der diesjährigen K.o.-Runde einen Ausrutscher und schied gegen Ankara aus. Und Kazan war schon im Dezember Pokalgewinner auf russischem Terrain. Eine Mannschaft, diktiert vom Olympiagold-Trainer Wladimir Alekno. Mit einem Etat, der geschätzt bei 10 oder 12 Millionen Euro liegen dürfte. Angreifer Maxim Michailow allein soll 1,5 Millionen Dollar pro Saison kassieren.
Die BR Volleys weisen offiziell ein Budget von 1,8 Millionen aus. Und auch die Klubs vom Überraschungs-Weltmeister 2014, Polen, kommen nicht annähernd an russische Gehaltsdimensionen heran. Können aber gleichwohl deutlich mehr an die Spieler überweisen als die deutschen Bundesligisten!
Bei dieser Konstellation ist klar, weshalb Kazan unter besonderem Druck stand und gegen den Außenseiter Berlin im Halbfinale am Samstag nur im letzten Satz nach einer 2:1-Führung dominant wirkte. „Wir waren in fast allen Bereichen auf Augenhöhe“, sagte BR-Coach Mark Lebedew. „Nur im Aufschlag war Kazan klar stärker.“ Beispielsweise allein mit sechs Assen, die vor allem Wilfredo Leon Venero zu verdanken waren. Der 21-jährige Kubaner, lang (2,01 m) und sprunggewaltig, war auch im Endspiel von Rzeszow nicht zu stoppen. Seine Auszeichnung als wertvollster Spieler (MVP) war logisch und absolut verdient.
„Gastgeber und dann als Dritter mit Bronze belohnt – besser geht es nicht“, kommentierte Felix Fischer das Ende des zweiten Tages.
Der gebürtige Berliner war als Mittelblocker für den angeschlagenen Slowaken Tomas Kmet ins Bronzematch gegen Belchatow eingewechselt worden. Und hatte wie ein anderer Reservist, der Italiener Francesco de Marchi (für Robert Kromm auf Außenangriff), großen Anteil, dass nach mehr als zweieinhalb Stunden Fight, Polens achtfacher Meister 23:21 in der Verlängerung des fünften Satzes niedergerungen wurde.
Die Medaillen in Bronze haben aus Sicht der Berliner einen goldenen Glanz. Denn sie waren zuvor zweimal in der Runde der 12 besten Teams hängen geblieben. Waren noch niemals in einem Final Four. Für die Teilnahme waren sie als Ausrichter gesetzt und mussten daher nach der Vorrunde nicht in zwei weitere K.o.-Runden wie die drei anderen Finalisten!
Daher zeigte sich Trainer Lebedew mit den beiden Final-Auftritten stolz und zufrieden: „Ich bin froh, dass die Mannschaft ihr Potenzial gezeigt hat. Wir sind nicht die beste Mannschaft in Europa, aber wir gehören zum Kreis der Besten.“
Dass Polens Mannschaften ein wenig unter eigenen Erwartungen und denen ihrer temperamentvollen Fans blieben, dürfte zwei Gründe haben: Belchatow schwächelt momentan nach Verletzungen und Ausfällen von Weltmeistern im Kadern. Und Rzeszow forderte die Ausnahmemannschaft Kazan zu einer Topleistung heraus.
Berlin hat sich zu einer Topleistung auf der großen Bühne heraufgebeamt. Dies ist aber keine Garantie, dass dies nun in den nationalen Play-offs (Donnerstag 1. Halbfinale gegen Düren) nahtlos fortgesetzt werden kann. Und Dritter der Champions League garantiert auch nicht, Titel Nummer vier in Folge gegen den Rekord-Meister Friedrichshafen.
Dessen Trainer Stelian Moculescu war Ehrengast der CEV in Berlin. Und es spricht für ihn, dass er dem Erzrivalen verbal einen Blumenstrauß überreichte: „Ich habe 15 Jahre die Champions League als Trainer begleitet und bin nun erstmals als Zuschauer dabei. Und kann den Berlinern nur gratulieren – wie sie das hier in Szene gesetzt haben, das Umfeld und die Stimmung – das ist das Beste, was ich bisher in der Champions League erlebt habe.“
2007 war ihm in Moskau mit dem VfB der große Coup geglückt, den bislang einzigen Triumph für eine deutsche Mannschaft in der Königsklasse zu verwirklichen.