Es sortiert sich oder Langsam wird klar, wer im deutschen Herrenfußball ab- und aufsteigt – Nach dem 31. Spieltag

© Foto: Andreas Hagemoser, Aufnahme: 2016
Was ist daraus geworden? Beide Ligen haben 18 Mannschaften und aus der besseren kann man nicht aufsteigen. Auf die Zweite Liga schauen im Vergleich wenige, wenn es nicht seinen örtlichen Klub unterstützt. Wo sind denn heute die Orte?
Nord-Süd-Gefälle

In der Zweiten Liga finden wir in der unteren Hälfte durchaus viele alte Bekannte aus der 1. Bundesliga: von oben nach unten Eintracht Braunschweig, Kaiserslautern, Arminia Bielefeld, Fortuna Düsseldorf, den FSV Frankfurt, den vor seinem 31. Spiel auf dem Relegationsplatz stehenden SC Paderborn 07 und – wer weiß, wie lange noch? – den TSV 1860 München und den MSV Duisburg.

In der Bundesliga ist – zum Glück für die Spannung – noch fast alles offen. Spielverderber Bayern München kann von der Spitze nicht mehr vertrieben werden. Hatten wir nicht gerade München? Ja. Im Süden gibt es Schwergewichte, teils mit mehreren Mannschaften aus einer Stadt.

Die bessere Hälfte der Zweiten Liga wies am 23.4. – drei Begegnungen des 31. Spieltags waren schon entschieden – oberhalb von Eintracht Braunschweig auf Platz 10, das sich durchaus noch sehr verbessern kann und bei einem Sieg um 13.30 Uhr gegen die Münchner Zur-Zeit-Absteiger und maximal günstigen Ergebnissen bei der Konkurrenz auf Platz 7 vorrücken würde, punktgleich mit dem 1. FC Union. Darüber ganz eng Heidenheim, Karlsruhe, das schon gespielt hat (1:1 gegen den ewigen Unentschiedenen VfL Bochum) und punktgleich Fürth und Union auf 7 und 6.

Dann mit 5 Punkten Abstand auf Platz 5 Bochum, das sein Pulver gerade schon verschossen hat, darüber mit 50 Punkten der FC St. Pauli und die drei Aufsteiger, wenn jetzt ein Schlussstrich gezogen würde: Nürnberg mit 56 Punkten, das sich nicht zu Bayern zählt, Leipzig mit 62 und Freiburg mit 66 Punkten. Mehr werden’s nach dem 3:0 gegen den Absteiger (?) MSV auch nicht mehr.

Leipzig könnte noch aufschließen ohne dass sich an der Reihenfolge Gold-Silber-Bronze etwas ändert. Nürnberg nutzte am Samstag souverän die Chance, sich von St. Pauli weiter abzusetzen; in der Tag sogar unerreichbar. Bei einem torreichen Fußballfest gewannen die Franken mit 4 Toren Unterschied 6:2 gegen den Tabellensechsten Union. Und dass, nachdem die Kicker aus der Bundeshauptstadt schon 2:0 führten! Wahnsinn. 6 Tore nacheinander, ohne erfolgreichen Konter; eine rekordverdächtige Serie ganz nach dem Geschmack des Publikums!

Selbst wenn St. Pauli ab jetzt jedes Spiel gewänne und die Nürnberger Spieler streikten, würde Punktgleichheit herrschen. Hier zahlt sich jetzt schon aus, dass „Nürnberger Schützenfest“ die gleichen Vokale in derselben Reihenfolge aufweist: Eine Tordifferenz von 27 gegenüber einem halben Dutzend bei den Nordlichtern bedeutet praktisch, dass nur für Gleichstand St. Pauli an jedem verbleibendem Spieltag im Schnitt 7:0 spielen müsste.

Da ist es rechnerisch schon wahrscheinlicher, dass der Club Leipzig und Freiburg überholt; denn die Spitze gestaltet sich spannender als in der Liga darüber. Leipzig durfte als einziger aus dem Spitzentrio am Sonntag noch spielen – gegen Kaiserslautern. Zwar hat der RB in der 2. Liga noch nie gegen die Pfälzer gewonnen – und zwar nur gegen sie nicht – aber Kaiserslautern steht sicher auf dem 11. Platz, ohne Ambitionen nach oben, ohne Gefahr, zu weit nach unten abzurutschen. Von den Tabellennachbarn trennen die Lauterer jeweils zwei Punkte. „Verfolger“ Sandhausen muss gegen Frankfurt ran, das ums Überleben kämpft. Düsseldorf, dem gerade Fortuna winkte, tauschte mit dem FSV erstmal die Plätze und steht kurzfristig auf Platz 14 – psychologisch sieht das schon mal gut aus. Ein Punkt ist besser als nichts, und St. Pauli, dass sich den anderen Punkt schnappte, steht nach wie vor auf Platz 4 mit zwei Punkten Vorsprung vor Bochum. Wie oben analysiert können die Hansestädter nicht weiter nach oben.

Nachtrag: Nach der letzten Partie des 31. Spieltags nahmen Kaiserslautern und die Rasenballer je 1 Punkt nach Hause. Der RB kroch nach oben, punktemäßig, aber wie gesagt immer noch Liga-Vize. Kaiserslautern hat mit dem Punktgewinn bessere Chancen auf Platz 10 hochzukommen  und dort zu bleiben, falls die Braunschweiger nicht gewinnen werden am 32.

Braunschweig dümpelt auf dem warmen Plätzchen 10 wie auf einer unsinkbaren Luftmatratze und muss gegen 1860 ran. Die Münchner haben was zu verlieren und da sie auch in der langfristigen Zweitligabilanz der Eintracht eigentlich ebenbürtig sind, tendiert das Motivationszünglein an der Waage gen Süden. Sonntag um 13.30 wird das ausgefochten.

Derweil trennten sich Heidenheim und Paderborn unentschieden. Die Heidenheimer stehen nicht nur im Alphabet vorne und schossen sogar ihr Tor viel früher, gleich am Anfang. Der SC hielt dagegen und kam zum verdienten Ausgleich. Ähnlich der Fortuna, die lediglich einen Punkt mehr hat, ist 1 viel besser als nichts. Gegen Paderborn sprechen die 24 miese, die es mit dem MSV gemeinsam hat – schlechter geht’s nicht. Da das Schlusslicht nur 3 Punkte entfernt ist und beiden nächstbesseren am Samstag abend nur einen Zähler mehr aufweisen, kann das nochmal entscheidend werden.

Was habe ich gesagt? Nach den Entscheidungen des Wochenendes hat der TSV mit dem SV die Plätze getauscht. 1860 München besiegte Eintracht Braunschweig Sonntag mittag 1:0. Spät, aber verdient. Joker Robin Okotie erzielte in der 87. Minute den Treffer. Ein gelungener Einstand für den neuen Coach Daniel Bierofka. Ob er das mit einem Bierchen gefeiert hat? Als Spieler war er auch kein Amateur; dann U23-Trainer.

Tabellenmäßig sind damit die Mannschaften mit der Last der höchsten Tordifferenzen nach unten gezogen worden. 
Arminia gegen Fürth stand noch aus Oben bei Fürth sieht es aus wie in der 1. Liga am 29. Spieltag: de Plätze 6-8 sind punktgleich und Platz 9 ist kurz dahinter.

Sandhausen hat nicht auf Sand gebaut
Wer viermal Zweite Liga kann, bei dem reicht’s auch für fünf: Der SV Sandhausen macht mit dem 1:0 alles klar. Verlierer Frankfurt steht das Wasser jetzt noch höher am Hals: Es hat mit Fortuna Düsseldorf die Plätze getauscht. Der FSV auf Platz 15 3 Spieltage vor Schluss – bei 29 Punkten gerade hauchdünn über dem Relegationsplatz, den der TSV 1860 mit 28 besetzt. Dabei ist die Relegation ja auch keine sichere Rettung, sondern nur einen zweite Chance für den Verbleib in der Zweiten Liga. Ein siegloses Spiel der Frankfurter und ein Remis „für“ München bedeutet Platz 15 für die Bayern;  die bei zurzeit 16 Toren minus immer noch besser dastehen als Frankfurt mit minus 23.
Hannover – Willkommen in der Zweiten Liga!
Das Nord-Süd-Gefälle hat zu geschlagen: Nachdem sich H96 zwei Spiele lang wacker schlug und mit dem Sieg Respekt erwarb, ist es jetzt aus. Tschüß 1. Liga. Der 1. und der letzte des Oberhauses stehen fest. Damit wird die Bundesliga noch südlicher.
Welche Auswirkungen das auf das geographische Gefüge der Liga 2 hat, ist noch völlig unklar, da diese sowohl oben als auch unten Veränderungen unterliegt.
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