Eröffnung durch Joschka Fischer, der einen „futurecourse“ mitmacht – Serie: Die Weltleitmesse Light+Building vom 11. bis 16. April auf dem Frankfurter Messegelände treibt Energiesparen voran (Teil 1/3)

Joseph Fischer spricht anlässlich der Eröffnung der Light+Building heute in Frankfurt am Main. Copyright Messe Frankfurt

Mit Michael Peters ist der Siegeszug dieser zweijährig stattfindenden Messe verbunden, die alle zum Ausdruck brachten, eine Messe, die als Kümmerling 1999 von Hannover abgeworben wurde, was wohl richtig war, wenn sie heute in Frankfurt derart blüht und gedeiht und mit dem Thema Energie und Energiesparen, Energieeffizienz genannt, nun einen gesellschaftlich sinnvollen und prägnanten zusätzlichen Aufhänger erhält, der sich energievoll auf das Messegeschehen und auch die Eröffnung auswirkte. Laut früherem Bundesaußenminister und Gründungsmitglied der ’Die Grünen` in Hessen, Joseph (Joschka) Fischer, der am selbigen Tage 62 Jahre wurde, bieten der Klimawandel und die Wende hin zu erneuerbarer Energie eine solide Basis, um der deutschen Wirtschaft zu neuem Schwung und Auftragsvolumina zu verhelfen. Das sagte er klipp und klar zur Eröffnung. Im anschließenden Symposium dagegen klang vieles doch etwas verwaschen.

Tatsächlich hatte sich schon bei der die Messe vorbereitenden Wirtschaftspressekonferenz das Thema „Energieeffizienz“ dick in den Vordergrund gedrängelt, wo es auch hingehört, und von der Messe Frankfurt durch eine bei TNS Infratest in Auftrag gegebene Umfrage zu den Einsparpotentialen in den eigenen vier Wänden mit sensationellem negativen Ergebnis vorbereitet wurde, dernach von den Deutschen rund achtzig Prozent kaum Ahnung vom Energiesparen haben, was rund 14 Milliarden sinnloser ausgegebener Euro bedeutet, die man mit gezielt genutzter Energie-Einsparpotentiale gesellschaftlich vermeiden könnte und dies Geld sinnvoller ausgeben könnte. Dazu noch mehr.

Fischer nun stellte die bundesdeutsche Variante in den europäischen Kontext und meinte, daß für deutsche Unternehmer in der Energieeffizienz eine wesentliche Stärke läge und dies von der Europäischen Union auch entsprechend der Einsparung von CO2 honoriert werde. Er koppelte damit direkt die Koordinaten Energiesparen und Wettbewerbsfähigkeit, zwei Seiten einer Medaille für ihn, die ihn wohl befähigen, heute als Unternehmensberater auch BMW oder die geplante Gasleitung Nabucco zu beraten. Dazu sei es nötig, den Automatismus, der die Köpfe lange beherrschte, aufzulösen, so als ob sich steigernder Energieverbrauch auch im Wirtschaftswachstum widerspiegele.bzw. dieses den steigenden Verbrauch nötig habe.

Für Fischer wird umgekehrt ein Schuh daraus und dies zeige vorbildlich die Entwicklung in Asien, wo man ohne geschichtliche Belastungen sich dem Neuen öffne. Er äußerte auch eine politisch positive Bilanz seiner und von der rot-grünen Regierung in Gang gesetzten energiepolitischen Projekte, die auch die heutige Regierung nicht mehr in Frage stelle, sondern – wenngleich teilweise verlangsamt – weiterbetreibe. Allerdings sage er ein Desaster voraus, sollte sich die jetzige Bundesregierung zu einer Verlängerung der Laufzeiten für deutsche Atomkraftwerke entscheiden und damit die Förderung der erneuerbaren Energie unterhöhlen oder gar minimieren.

Die klarsten Worte auf dem Podium sprach Friedhelm Loh, der Präsident des ZVEI, der auch auf der Pressekonferenz am entschiedensten den Part des Energiesparers übernommen hatte, glaubwürdig, bodenständig und ohne geglichen Fisimatenten. Sein Hauptargument blieb ein notwendiger Zweierschritt von Politik und Wirtschaft, um dem deutschen Verbraucher die Notwendigkeit von Energiesparen genauso nahezubringen, wie die Vorteile, die er davon hat, wenn er endlich in einem standardisierten System sofort erkennt, welches Gerät ihm unter Energiegesichtspunkten den größten Nutzen bringt: ihm durch Einsparen in den eigenen Geldbeutel, der Gesellschaft durch Belassung der sonst verschwendeten Energie, die ja Umweltverschmutzung bedeutet.

So sehr die Ergebnisse der von der Messe Frankfurt veröffentlichten bisherigen Haltung der Deutschen von Negativem künden, hatten doch 72 Prozent der Befragten geäußert, daß sie eine intelligente Steuerung ihres persönlichen Energieverbrauchs zu Hause befürworten. Es sei also, so Loh, das Informationsdefizit, wie man diese Bereitschaft in Taten umsetzen könne, das anzugehen sei. Das habe der amerikanische Präsident gerade vorgemacht. Mit der Abwrackprämie für Autos habe er das deutsche Modell übernommen, aber danach auf Kühlschränke ausgeweitet. So könne er sich auf jeden Fall vorstellen, daß man mit vielen Anreizen den Verbraucher zum Energiesparen bekäme, wenn das gesamte System für diesen übersichtlicher werde. Zertifizierungen, die nicht schaden, nützen in diesem Kontext wenig, denn sie zwingen den Verbraucher, sich mit den Aussagen zu beschäftigen, statt auf einen Blick zu wissen, hier, mit diesem Gerät habe ich den AAplus-Kühlschrank zum Beispiel und damit das sinnvollste Modell.

Frank Pörschke wurde von Anja Kohl mehrfach zu den Voraussetzungen befragt, unter denen seine Bank Baukredite vergibt. Bisher war der Faktor Energiesparen bei den Gebäuden kein Zuteilungsgrund. Pörschke sieht aber für eine Situation in 5- 10 Jahren voraus, daß dann längst für die Vergabe von Krediten nur energieeffiziente Immobilien in Frage kommen, die verkäuflich, finanzierbar und nutzbar sind. Er ist sich sicher, daß die gegenwärtige Immobilienkrise diesen Prozeß beschleunigen wird.

Wolfgang Wienand schließlich antwortete wiederholt auf Befragung, daß die Voraussetzung für alles eine Neuordnung der kommunalen Finanzen sei. Diese basieren bisher auf der Gewerbesteuer, was angesichts von Krise nicht nur die örtliche Wirtschaft, sondern auch die Gemeinden schwächt. Gerade Gemeine haben aber kommunale Licht-Packete zu schnüren, denn sie haben einen hohen Gebäudebestand, von denen energiefressende Gebäude wie Schwimmbäder die Spitze des Eisbergs seien. Deshalb dürfe die kommunale Steuer nicht länger eine gewinnabhängige sein und eine konjunkturunabhängige Steuer für Gemeinden müsse politische Absicht der Bundesrepublik sein und sich durchsetzen, auch wenn er die Befürchtungen nicht teilt, daß derzeit jede 2te Kommune vor der Pleite steht.

Alle Redner waren sich einig, daß Deutschland an einem Wendepunkt steht, der das Leben und die Arbeitsmöglichkeiten der kommenden Generationen bestimmt, in deren Ausbildung man alle verfügbaren Ressourcen investieren müsse.

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