Berlin, Deutschland (Weltexpress). Es war einmal – so fangen viele Geschichten an, meine auch: Es war 1973, mein Mann fuhr zur See, wir waren gerade ein gutes Jahr verheiratet. An seinem Geburtstag im September stieg er auf der „Dalmatia“ ein Richtung Argentinien. Dauer der Reise etwa sechs Monate. Über Weihnachten war er also weg.
Da wir gerne gemütlich bei Kaffee und Kuchen zusammen saßen, nahm ich mir vor: Als Überraschung schicke ich ihm ein Paket mit Weihnachtsgebäck. Gedacht, getan, denn Backen ist meine Leidenschaft. So kamen die von den Großeltern überlieferten Rezepte für schlesische Weihnachtskuchen zu Ehren.
Rechtzeitig brachte ich das Paket mit den Köstlichkeiten zur Post. Drei Wochen Beförderung musste man schon rechnen. Den Agenten in Buenos Aires bereitete ich per Fax auf das Eintreffen des Pakets vor. Er versprach mir, sich so darum zu kümmern, dass es pünktlich an Bord gebracht werden würde.
Doch die Behörden, sprich der Zoll in Buenos Aires, spielten nicht mit. Trotz einwandfreier Zollerklärung hielten sie das Paket fest. Das Schiff lief aus – ohne meine Weihnachtsüberraschung.
Sechs Wochen später kam die „Dalmatia“ wieder nach Buenos Aires. Ein lachender Agent überreichte meinem Mann das „Weihnachtspaket“. Die ganze Besatzung erfreute sich die nächsten Tage an steinhartem Stollen, Liegnitzer Bomben und ähnlichem Gebäck. Die Nadeln des Tannenzweigs rieselten durch die Kekse.
Es war die letzte Reise meines Mannes. Er blieb an Land, und wir konnten alle kommenden Jahre Weihnachtskuchen auch tatsächlich zur Weihnachtszeit genießen.
Back-Interessenten finden hier das Rezept für Liegnitzer Bomben – Weihnachtsgebäck aus Schlesien. Gutes Gelingen!