Die Festspiele im ’Ländle` setzen auf Tradition und Moderne und so war fast keine Spur von Protokoll zu bemerken. Sicherlich waren mehr Journalisten als Sicherheitsbeamte im Einsatz.
Intendant David Pountney hat für 2012 das Motto ’Erinnerungen an die Zukunft` gewählt. Wenn er damit ausdrücken möchte, dass man mit einer sorgsam gelebten Gegenwart die Zukunft prägen kann, dann klingt das Motto vielversprechend. 1946 wurden die Bregenzer Festspiele als Hoffnungsträger für eine friedvollere Zukunft gestartet, in der die Kunst ein wichtiger Ideenträger sein sollte. Nach einer langen Zeit des Friedens, steht Europa heute wieder am Abgrund, ein Umdenken in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens ist daher dringend notwendig.
So riefen auch alle Festredner zu einem Umdenken auf. Österreichs Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur Dr. Claudia Schmied stellte fest, dass man sich im Land lange Zeit nicht erinnern wollte und die Schatten der Vergangenheit verdrängt habe. Sie rief zu einer mündigen Gestaltung der Gegenwart auf, um eine humane Gesellschaft möglich zu machen. Sie forderte alle Anwesenden auf, dies zu leben, um der Jugend positive Werte zu vermitteln. Bundespräsident Fischer forderte: „An Mut für das Neue darf es gerade jetzt weder in der Politik noch in der Gesellschaft mangeln. Dabei kann uns die Kunst ein Wegweiser sein.“
Zum ersten Mal war auch Hans-Peter Metzler als neuer Festspielpräsident zu erleben, der vom dem achtköpfigen Stiftungsbeirat der Bregenzer Festspiele Privatstiftung als Nachfolger für Günther Rhomberg, der seit 1981 im Amt war, berufen wurde. Jeder der Stifter – der Verein der Freunde der Bregenzer Festspiele, die Republik Österreich, das Land Vorarlberg und die Stadt Bregenz – besetzt zwei Positionen im Beirat. Dieses Gremium muss sich auf die Zusammensetzung des Stiftungsvorstands verständigen, der aus drei Personen besteht. Der Stiftungsvorstand selbst legt sich anschließend auf einen Vorsitzenden. Somit kann heuer eine neue Phase beginnen, denn am Tag vor der Festspieleröffnung konnte endlich auch eine Nachfolgerin für David Pountney präsentiert werden, nachdem der schon erwählte Roland Geyer am Jahresanfang entschieden hatte doch lieber in Wien zu bleiben.
Mit der 46-jährigen Elisabeth Sobotka scheint man nun eine Intendantin gefunden zu haben, die einen der wichtigsten Festspielorte in Europa in eine neue Ära führen kann. Sobotka wurde in Wien geboren, arbeitete lange Jahre an der Wiener Staatsoper bevor sie Operndirektorin der Berliner Staatsoper wurde. Weitere Stationen waren zudem die Oper Leipzig sowie die Salzburger Festspiele. Momentan ist Sobotka noch Intendantin der Oper Graz, wird ab dem 1.1.2015 offiziell in Bregenz beginnen. David Pountney bleibt plangemäß bis 2013 im Amt und wird für die Saison 2014 als künstlerischer Verantwortlicher agieren. Bei der gestrigen Pressekonferenz zeigte sich Elisabeth Sobotka begeistert von der Einmaligkeit des Aufführungsortes Bregenz, mit den drei Vorstellungsformaten: der Seebühne, dem Opernhaus sowie der Werkstattbühne. Hier könne sie sich vorstellen wunderbar zu arbeiten, zumal Bregenz sie verführt, überzeugt und verzaubert habe. Dann wünschen wir ihr erst einmal alles Gute, die immensen Herausforderungen am See kommen sicherlich. Gespannt sein darf man auf ihre erste Seebühnenaufführung, die dann 2015 zu sehen sein wird. Hier wird sich zeigen, ob die persönliche Verzauberung der Intendantin auch im Vergrößerungsglas der monumentalen Seebühne bestehen kann.