Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Saison biegt auf die Zielgerade, der 27. von insgesamt 34 Spieltagen ist für den 1. FC Union absolviert. Jeder Ausrutscher im Kampf um die Aufstiegsplätze tut jetzt besonders weh. Beim Heimspiel gegen den SC Paderborn war der Fußballgott kein Unioner, wenn er auch erst sehr spät seine Gunst den Gästen zuneigte. Mit dem SC Paderborn kehrte Steffen Baumgart wieder an seine einstige Wirkungsstätte zurück. Obwohl er nur zwei Jahre den Rasen in der Alten Försterei beackerte und als Kapitän mit der Mannschaft am Ende sogar abstieg, ist er für die Fans ein Ur-Unioner. Bis heute ist er Vereinsmitglied, wohnt fußläufig vom Stadion entfernt und seine Ehefrau leitet den Fanshop.
Vielleicht war es diese Geschichte, die die höheren Fußballmächte dazu verleitete, dem Paderborner Trainer die Rückkehr so zu versüßen. In der Pressekonferenz nach dem Spiel wurde selbstverständlich die Frage gestellt, ob er gleich mit der Mannschaft zurückfährt oder den Aufenthalt verlängert. Er nutzte selbstverständlich die Gelegenheit und wird erst einen Tag später zurückfahren. Seine Mannschaft hatte dem 1. FC Union Berlin nach zuvor 20 ungeschlagenen Heimspielen eine 1:3 Niederlage zugefügt. Eine Niederlage, die sich die Eisernen über 90 Minuten redlich verdient hatten.
Der Wille war da und in der Anfangsphase des Spiels sah es nicht nach einer Niederlage aus. Die verheißungsvollen Situationen hatten die Eisernen. Allerdings, die erste 100prozentige Chance auf ein Tor hatten die Gäste durch Sven Michel nach 25 Minuten. Das wirkte wie eine Initialzündung. Die Paderborner wurden immer gefährlicher. In der 37. Minute konnte Marvin Friedrich, den bereits erwähnten Sven Michel nur durch ein Foul bremsen. Es blieb ungeahndet. In der 41. Minute war es dann soweit, Christopher Antwi-Adjej nahm es mit der gesamten Abwehr auf. Sein Flachschuss landete im Tor und die Führung war verdient.
In der zweiten Halbzeit verloren die Eisernen mehr und mehr den Zugriff auf das Spiel und hatten Glück, dass die Gäste mit ihren Chancen sehr schlampig umgingen. So hätte in der 49. Minute Sven Michel das 2:0 machen müssen. Allerdings hatten zuvor die Eisernen eine gute Möglichkeit, ließen dann aber fast auskontern. Bereits in der 57. Minute hatte Urs Fischer genug und nahm einen Doppelwechsel vor. Am Spiel änderte sich nichts. Die Gäste wirkten besser strukturiert. Der knappe Rückstand nährte bei den Eisernen das Prinzip Hoffnung. Lassen die Gäste noch ein Geschenk da?
In der 84. Minute wäre es fast soweit gekommen. Einen Freistoß aus aussichtsreicher Position setzte Robert Zulj nur knapp neben das Tor. Die Paderborner, die in der zweiten Halbzeit auf das Tor vor ihrem Fanblock stürmten, bekamen den Sack nicht zu. Es geschah erst in der 87. Minute, der unermüdlicher Rackerer im Sturm, Sven Michel traf zum 2:0 und verpasste den Eisernen den K.-o.-Schlag. In der Nachspielzeit, fünf Minuten wurden angezeigt, erhöhte Philipp Klement auf 3:0. Das Tor vom in der 73. Minute eingewechselten Sebastian Polter war lediglich ein bisschen Make-up auf die Niederlage.
Taktik
Ungewohnte Situation für den 1. FC Union, nach der Auswärtsniederlage in Heidenheim gab es erneut keine Punkte. In der Startformation nahm Urs Fischer vier Wechsel vor. Gogia, Hartel, Kroos und Reichel mussten auf die Bank, dafür starteten Lenz, Prömel, Adbullahi und Mané. In der taktischen Grundausrichtung begann Fischer mit einem 4-4-2 System. Steffen Baumgart setzte dem eine Variante des 4-2-3-1 entgegen. Paderborns Doppelsechs mit Klement und Vasilliades agierte auf gleicher Höhe, während beim 1. FC Union Schmiedebach und Prömel diese Positionen mehr vertikal zueinander einnahmen. Der Spielaufbau gestaltete sich schwierig. Die weit aufgerückten Paderborner zwangen die Unioner, mehr als gewohnt, zu Rückpässen auf die Verteidiger. Ein schneller Spielaufbau über Schmiedebach wurde wirksam unterbunden.
Urs Fischer änderte in der 60. Minute die taktische Grundausrichtung. Aus dem 4-4-2 wurde ein 4-1-4-1. Für Schmiedebach und Mane kamen Hartel und Gogia. Auf die Sechserposition rückte Zulj. Im zentralen Mittelfeld spielte jetzt Hartel, Gogia versuchte das Angriffsspiel über den linken Flügel zu beleben. Nochmals umgestellt wurde ab der 73. Minute. Für den gelb-rot gefährdeten Kapitän Trimmel kam nach längerer Verletzungspause Sebastian Polter zurück. Die Vierer-Abwehrkette wurde aufgelöst, mit einer 3-4-3 Ordnung sollte wenigstens ein Punkt gerettet werden. Baumgart reagierte auf die Umstellungen mit positionsgetreuen Wechseln, im Angriff kam Gjasula für Zolinski, Shelton ersetzte Vasilliades im defensiven Mittelfeld und in der Abwehrkette spielte Collins für Schwede.
Fazit
Der SC Paderborn kam in Berlin zu einem verdienten Sieg. Abgesehen von den ersten zwanzig Spielminuten, verfügten die Gäste über die bessere Spielidee. Bei den Berlinern führten zu viele individuelle Fehler zu den Gegentoren und weiteren gefährlichen Situationen. Lediglich der Anfang war gut. Die Gäste stellten in vielen Szenen ihre Offensivstärke unter Beweis. Sie schafften es zudem, das Aufbauspiel der Eisernen zu stören und belohnten sich dafür am Ende des Spiels. Die Zuschauer bekamen modernen offensiven Fußball geboten, leider traf das hauptsächlich auf die Gäste zu. Vor allem über die zweite Halbzeit müssen die Berliner nach denken.
Stimmen
Christopher Trimmel (Kapitän 1. FC Union Berlin): „Verlieren ist immer ein schlechtes Gefühl. Die erste Halbzeit war nicht so schlecht. Ich musste ausgewechselt werden, war stark rot gefährdet, der Schiedsrichter hat klar gesagt, noch ein Foul und es ist vorbei. Paderborn war gut, ruhig am Ball und Haben immer wieder das Spiel schnell gemacht. Es war schwierig Druck aufzubauen.“
Sebastian Polter (Stürmer 1. FC Union Berlin): „Wir hatten uns vorgenommen, Paderborn so zu bearbeiten, wie in den ersten zwanzig Minuten, das hat nicht funktioniert….Niederlagen gehören dazu, ich denke positiv für die nächsten Spiele, jetzt sind die Sinne wieder mehr geschärft.“
Urs Fischer (Trainer 1. FC Union Berlin): „Paderborn hat verdient gewonnen. Es ärgert mich weniger, dass die Serie zu Ende gegangen ist, sondern vielmehr die Art und Weise. “
Steffen Baumgart (Trainer SC Paderborn): „Es war ein sehr offenes Spiel. Wir haben einiges liegen lassen. Über 90 Minuten haben wir den Kampf angenommen.“
Spieldaten
Fußball 2. Bundesliga, Saison 2018/19, 27. Spieltag, 30.03.2019, 13:00 Uhr
1. FC Union Berlin
Tor: Rafal Gikiewicz Abwehr: Christopher Trimmel (73. Sebastian Polter); Marvin Friedrich; Florian Hübner; Christopher Lenz Mittelfeld: Grischa Prömel; Manuel Schmiedebach (Marcel Hartel); Suleiman Abdullahi; Carlos Mane (60. Akaki Gogia) Angriff: Robert Zulj; Sebastian Andersson 4-4-2
Trainer: Urs Fischer
SC Paderborn 07
Tor: Leopold Zingerle Abwehr: Lukas Boeder; Sebastian Schonlau; Christian Strohdiek; Tobias Schwede (ab 79. Jamilu Collins) Mittelfeld: Sebastian Vasiliades (74. Khiry Shelton); Philipp Klement; Kai Pröger; Christopher Antwi-Adjej; Ben Zolinski (69. Klaus Gjasula) Angriff: Sven Michel 4-2-3-1
Trainer: Steffen Baumgart
Ergebnis: 1:3
Tore:
0:1 41. Min. Christopher Antwi-Adjej
0:2 87. Min. Sven Michel
0:3 90. Min Philipp Klement
1:3 90. Min Sebastian Polter
Karten:
Gelbe Karten:
33. Min. Christopher Trimmel 1. FC Union Berlin
89. Min. Sebastian Schonlau SC Paderborn
Zuschauer: 20.789 Stadion An der Alten Försterei
Schiedsrichter: Michael Bacher, Tobias Fritsch, Johannes Huber, Marcel Unger
Wetter: sonnig, angenehm warm bei 17 Grad Celsius