Doch auch diese Zeiten sind längst vorüber. Das Fußballwochenende ist zerfasert und künstlich verlängert. Am Freitagabend spielen die ersten Mannschaften, weitere folgen am Samstagnachmittag. Sogar am Samstagabend wird irgendwo in den deutschen Profiligen der Fußballmänner angepfiffen. Selbst Sonntage werden nicht Kirche oder Kindern freigehalten. Schlimmer noch ist der Mißbrauch des Montags. Die Menschen in und rund um die 54 Profifußballmannschaften, die sich in drei Ligen verteilen, um Meisterschaften, Aufstiege und gegen Abstiege kämpfen, haben es nicht leicht.
Leider wird, wenn englische Woche auf dem Plan steht, diese auf zwei weitere Tage gestreckt, genauer auf Dienstag und Mittwoch. Was bleibt? Die Erkenntnis, daß am Donnerstag das in der Fußballbranche profitorientierte Kapital noch ein scheues Reh zu sein scheint. Warum auch immer! Und daß der Begriff "englische Woche" längst nicht mehr das umfaßt, was die Männer der Moneten mit der guten, alten Bundesliga betrieben haben. Was würde die Einführung der Frauenquote wohl für diesen Bereich bedeuten?
Wissen wir nicht, dafür die Ergebnisse von gestern. Die Bayern gewannen in München daheim 3:0 gegen Wolfsburg. Muß ein Gaudi gewesen sein, gestern auf der Wiesn. Schalke 04 siegte in Gelsenkirchen gegen Mainz 05. Fortuna Düsseldorf hatte voll Glück bei der SpVgg Greuther Fürth. Die Erstliganeulinge wollten, konnten und durften mit 2:0 drei Punkte holen. Die Eintracht aus Frankfurt holte zwar nur einen Punkt am Main, schoß dafür gegen den Meister aus Dortmund immerhin drei Tore. Der Abstand von Borussia Dortmund auf den letztjährigen Zweitplatzierten, den FC Bayern München, er wächst weiter.
Heute stehen ab 20 Uhr folgende Begegnungen an: Borussia Mönchengladbach – Hamburger SV, VFB Stuttgart – Hoffenheim, Hannover 96 – 1. FC Nürnberg, FC Augsburg – Bayer 04 Leverkusen und an der Dreisam empfängt der SC Freiburg die Wundertüte der Liga, den SV Werder Bremen.
Die Küstenkicker "von wo die Weser einen großen Bogen macht" standen in den letzten beiden Spielzeiten zwischen Baum und Borke. Ungewohnt und unangenehm nach über eine Hand voll Jahren Dazugehörigkeit zur Eliteliga in Europa und internationalen Erfolgen ist dieses Niemanslang nicht nur für Manager Klaus Allofs. Im Grunde ist der Start in diese Saison für Werder auch zu wenig. Unter der sengenden Sonne über dem katholischen Münster flogen die "Papageien" (Werder wird so genannt nicht seit Kiwi Wynton Rufer Tor für den SVW schoß sondern seit zu den Vereinsfarben Grün und Weiß noch Orange gegossen wurde) aus dem Pokal. Eine nicht nur gefühlte Blamage in Bremen. Zudem verloren die Schützlinge von Trainerurgestein Thomas Schaaf beim Ligaauftakt in Dortmund, dann an der Leine in Hannover und zuletzt konnte im Weserstadion ein 2:0 nicht über 90 Minuten gerettet werden. Schlimmer noch der Blick auf die Statistik oder in die "Bild", wo von "Schaafs schwarzer Serie" fabuliert wird. Richtig ist, daß Werder Bremen aus den letzten 14 Pflichtspiele nur mit einem Sieg gegen den Erzrivalen HSV zeigte, daß real drei Punkte machbar sind. Notwendig sind sie schon jetzt, denn Werder droht in der Tabelle auf die Abstiegsränge abzurutschen.
"Gefühlt" hingegen ist Schaafs Herde wieder auf dem Wege nach ganz oben. Tolle Tore, tolle Spiele mit Spaßfaktor für alle Zuschauer, schnelle Flügelläufer, ein ballsicheres Mittelfeld. Werder hat alles, was man fürs Fußballspielen braucht. Noch fehlen "nur" die Siege. Deshalb hat Werder Bremen aus Sicht der Tabellenleser einen Fehlstart hingelegt. Daß Werder "hungrig bleiben" will und alle "weiter an uns arbeiten" wollen, wie Thomas Schaaf gegenüber Carmelo Policicchio in einem Interview für das Stadionmagazin des Sport-Club Freiburg namens "heimspiel" erklärte, ist wahr und weise wie die Antwort auf die Frage, ob Werder "als Favorit" anreise, weil der letzte Sieg des SC Freiburg gegen Werder schon elf Jahre zurückliege. Schaaf: "Sicherlich haben wir in den letzten Jahren in Freiburg immer mal wieder eine gute Leistung zeigen können. Aber gerade die letzten Auswärtsspiele in Dortmund und Hannover haben gezeigt, daß wir zu jeder Zeit hellwach sein müssen. Die Freiburger haben ein starkes Team, da sind wir gefordert, von Beginn an aufzupassen."
Wenn Thomas Schaaf Recht hat, dann hat er Recht. Denn "nach dem 5:3 Feuerwerk gegen Hoffenheim", weiß die Redaktion des "heimspiel", wollen die Südwestdeutschen den neuen Vereinsrekord von zehn Bundesliga-Heimspielen in Folge ohne Niederlage weiter ausbauen. Über das offizielle Ziel Klassenerhalt werden die Breisgauer bestimmt hinausschießen. Dank Trainer Christian Streich und einer, seiner Mannschaft. Wie die sich gegen Werder schlägt, steht im WELTEXPRESS. Wir berichten direkt aus dem Stadion!