Frankfurt am Main, Deutschland (Weltexpress). Dass und wie ein bisschen Frieden in Krawall und Terror von Putztruppen und Rote Armee Fraktionen ausartete, wie Zirkel und Kader unter der Roten Fahne die Kritik zur Krise radikalisierten, das zeigen die Schwarzweißfotografien von Inge Werth nicht, aber ein paar Hauptpersonen der Ereignisse, an die sich viele erinnern, rufen Erinnerungen an Erfahrungen und Erkenntnisse wach.
Dass hier und dort in Paris und Frankfurt am Main auch gegen eine Sexualmoral aus dem Hinterwald und die Nichtaufarbeitung des Hitler-Faschismus protestiert und Widerstand geleistet wurde, das ist ebenfalls zu erahnen wie zu sehen ist, dass die Themen, um die in Theorie und Praxis gestritten wurde, von Frieden bis Frauen reichten. Von sexueller Befreiung, Experimenten mit Wohn- und Lebensformen sowie Drogen erzählen Aktivisten der ersten Stunde oder vom Planeten, der Feuer fing wie Daniel Cohn-Bendit, der an der Seine und am Main nicht nur agitierte und propagierte.
Auch Jürgen Habermas, der Rebellen den Vorwurf des Linksfaschismus entgegenschleuderte, später jedoch seine These zurücknahm und die 68er-Bewegung im Allgemeinen als Triebfeder für die Fundamentalliberalisierung der deutschen Gesellschaft deutete, ist auf Wirth-Fotos zu sehen. Heute hören und lesen wir immer mehr Elogen auf Leute, die im Land Epoche machten. Immerhin sprechen die Bilder für sich.
Im Museum Giersch der Goethe-Universität am Schaumainkai in Frankfurt am Main wird vom 9. August bis zum 14. Oktober 2018 die neue Sonderausstellung „Paris, Frankfurt am Main und die 1968er-Generation“ mit Fotografien der 1931 in Stettin geborenen Inge Werth gezeigt.
Werth arbeitete für Publikationen wie „Frankfurter Rundschau“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Die Zeit“ und „Pardon“ und fotografierte das richtiges Leben im falschen – und umgekehrt -, das Unbehagen in der Kultur, die Rebellion der 1968er Generation gegen alles und das nichtende Nichts, Leute im Land, die gegen autoritäre Systeme wie Staat und Familie, den Krieg der USA mitsamt ihrer Vasallen gegen den Vietkong und aus vielen anderen Gründen mehr auf die Straße als Ort proletarischer Öffentlichkeit gingen, und vieles andere mehr.
Hauptpersonen der Ereignisse im öffentlichen Raum fotografierte Werth ebenso unauffällig wie Auffälligkeiten auf Nebenschauplätzen. Sie sehen besser selbst.
Die Eröffnung der Ausstellung mit anschließendem Empfang soll am Donnerstag, den 9. August 2018, von 18.30 Uhr bis 20.30 Uhr stattfinden. Zur Begrüßung soll Dr. Manfred Großkinsky, Leiter Museum Giersch der Goethe-Universität, sprechen. In die Ausstellung wird PD Dr. Viola Hildebrand-Schat vom Kunstgeschichtlichen Institut der Goethe-Universität einführen.
In der Pressemitteilung des Museums Giersch der Goethe-Universität vom 26.7.2018 heißt es: „Die Ausstellung mit rund 100 Schwarzweiß-Fotografien zeigt, wie die Fotografin Inge Werth mit ihrer Kamera eine bewegte Zeit gesellschaftlicher Umbrüche festhielt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Rebellion der 1968er Generation gegen die bestehenden Verhältnisse. Die Bilder in ihrer Verbindung von Kunst und Reportage führen den Betrachter an Schauplätze in Paris und Frankfurt am Main, sie zeigen studentische Unruhen und Protestaktionen ebenso wie kulturelle Ereignisse in jenen Aufbruchszeiten. Zu sehen sind beispielsweise Aufnahmen der Frankfurter Buchmesse, der Aufführung von Peter Handkes Theaterstück „Publikumsbeschimpfung“ und des Ostermarsches 1966 unter Beteiligung der Sängerin Joan Baez.“
Diese Sätze finden Leser auch auf einem Flugblatt zur kommenden Ausstellung im
Museum Giersch der Goethe-Universität
Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main