Katastrophal ist einzig das Buch. Böckl macht aus aktuell existierenden Groß-Problemen – Finanzkrise, Umweltzerstörung, Terrorismus – auf peinliche Art und Weise dümmliche Schlagworte. „Unendlich geldgierige Konzernbosse“, „verantwortungslose Finanzabenteurer“ und „skrupellose Profitmaximierer“ sollen die eiskalten Feinde der Humanität sein. Sie stehen bei Böckl für „brutalen Neokapitalismus“ und fachen „hemmungslosen Konsumwahn“ an, der schließlich in der Zerstörung der Welt mündet.
Böckls Buch ist mit sprachlichen Plattitüden gespickt, die sich in die Argumentationsweise fortsetzen: Jeder Sachverhalt, der dem Autor nicht zusagt, seien es Handys, Computerspiele, Politiker oder Banken, ist menschenverachtend. Dass er sich dabei auf solch zweifelhafte Quellen wie Propheten, präkognitive Bauern oder britannische Druiden stützt, macht es nicht besser. Zum Beispiel erzählt eine Vision aus dem frühen Mittelalter von einer Eule, die einen Esel ausbrütet, der von einer Schlange großgezogen wird und schließlich die Krone aufgesetzt bekommt. Böckl „interpretiert“ diese Vision auf seine Weise: „In der Schlange und im Esel werden die machthungrigen, neokapitalistischen Zerstörer der Menschlichkeit, des Anstandes und auch der Natur kenntlich“. An anderer Stelle warnt ein Visionär vor Handy- und Computerstrahlung und verweist auf seine deutlichen Kopfschmerzen, die er davon bekommen habe. Zum Schutz baute er sich eine Blockhütte, die die Strahlung abfängt.
Vielleicht könnte man über die dreiste Dummheit schmunzeln, mit der Böckl nichtssagende Weissagungen als Wahrheiten verkauft und gegen eine graue Masse der Nutznießer des Kapitalismus wettert. Aber wenn er von „nichteuropäischen Immigranten“ schreibt, „die sich der Integration vielfach verweigern und deren Gewaltbereitschaft in letzter Zeit beträchtlich gewachsen ist“, hört der Spaß auf.
Weder mit seiner antiquierten Sprache, der 80er Jahre Umschlaggestaltung oder dem hanebüchenen Inhalt verdient „Vom Stachel ihrer Gier werden sie getötet“ irgendwelche Sympathien. Man darf hoffen, dass niemandem dieses Buch zugemutet wird. Vielleicht kann sich Manfred Böckl irgendwann vor jenen als Wunderheiler der modernen Gesellschaft bezeichnen, die an Propheten, Visionäre und Tempelritter glauben. Wahrscheinlicher und wünschenswert ist jedoch, dass weder er noch sein Buch von den Menschen wahrgenommen werden.
Böckl, Manfred: Vom Stachel ihrer Gier werden sie getötet. Prophezeiungen zur Weltwirtschaftskrise und ihren möglichen katastrophalen Folgen, SüdOst Verlag, München 2010, 144 Seiten, ISBN 978-3-89682-186-7, 14,90 €, [1/6]