Kein Zweifel, Don Jackson war mit sich und der Welt zufrieden. Denn seine Schützlinge hatten einen kleinen Supergau – die dritte Heimniederlage hintereinander – vermieden. Und den EHC München, Tabellenelfter der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), am Sonntagnachmittag vor 14 000 Besuchern mit 3:2 besiegt. Obwohl die Gastgeber in der O2-Arena 0:1 und 1:2 zurücklagen. Aber in der Verlängerung bei Überzahl nach geschicktem Zusammenspiel zwischen Neu-Kapitän Richie Regehr (flacher Schlagschuss von der blauen Linie) und Nationalstürmer Andre Rankel (Puck gezielt mit der Kelle abgefälscht) den Zwei-Punkte-Erfolg sichern konnten.
Bevor nach Abpfiff auf der Pressekonferenz die ersten Fragen gestellt wurden, zeigte des Bankchefs Mimik, was auf dem Spiel gestanden hatte: Jackson pustete sichtbar erleichtert durch.
Dann erklärte der Cheftrainer des Titelverteidigers, einst an der Seite des legendären Wayne Gretzky zwei Mal Stanley-Cup-Gewinner in der NHL, warum er "stolz und zufrieden" sei: Zuerst der 1:0-Sieg am Freitag in Wolfsburg und nun der zuhause bedeute: "Ein Fünf-Punkte-Wochenende – das ist okay bei unserer engen Personalsituation. Und endlich steht in den letzten Spielen unsere Abwehr solider und aufmerksamer."
Er hätte auch sagen können: Endlich haben Kritik und Appelle gefruchtet, hat sich die Defense-Arbeit im Training ausgezahlt. Nach der ersten saisonalen Nullpunkte-Bilanz vor zwei Wochen hatte der US-Amerikaner die Sturmreihen verändert. Um Impulse auszulösen und in der Mannschaft den Ehrgeiz wachzurufen. Dann erhöhte sich die Ausfallquote auf aktuell vier Stürmer – Pederson (Knie), Christensen (Fingerbruch), Ustorf (Nackenprellung) und Olver (Brustquetschung). Jung-Verteidiger Dominik Bielke befindet sich zudem nach Kreuzbandriss in der Reha. So mussten die Berliner gegen München mit drei Sturm- und Verteidigerreihen auskommen, was laut Jackson eine "kleine Aufstellung" sei.
Insgesamt rangieren die Eisbären bei Halbzeit der 52-Spiele-Vorrunde nun auf Platz vier, sind aber mit ein bzw. zwei Spielen in Rückstand. Bewegen sich also durchaus im Rahmen der Vorsaison, die sie als Hauptrundendritter abschlossen. Der Einbau von einem halben Dutzend neuer Puckprofis sowie eine oft leichtsinnige Defensive hat zu Leistungsschwankungen geführt. Spitzenreiter in einer insgesamt stärkeren und ausgeglicheneren Liga waren bis dato schon drei andere Titel-Mitbewerber: Mannheim, Hamburg und Ingolstadt.
"Wir haben nicht immer gut gespielt und zu viele unnötige Kontertore kassiert", meint Nationalspieler Constantin Braun. "Doch wir wissen, dass wir es besser können und werden dies auch zeigen." Der Auswahlverteidiger glaubt, dass die jüngst zu Tage getretene Heimschwäche, "damit zusammenhängt, dass einige Spieler vor dieser Kulisse etwas Besonderes zeigen und schön-schön spielen wollen, statt auf Schnörkel zu verzichten und mehr auf das Ergebnis zu achten". Nach dem 2:3 trotz 2:0-Führung gegen Hannover auf eigenem Eis habe man sich ausführlich darüber unterhalten. Die Besserung sei erkennbar, auch wenn gegen München die beiden Gegentore wieder nach typischen Kontersituationen zustande kamen. Braun: "Klar, wären uns heute drei Punkte lieber und möglich gewesen. Doch wichtig auch fürs Selbstvertrauen ist, dass wir wieder zuhause gewinnen können." Und Erster nach der Vorrunde heiße "ja nicht unbedingt dann Meister in den Play-offs. Wie vor zwei Jahren, als wir alle Vorrundenrekorde brachten, aber in den Meisterschafts-Play-offs früh rausgeflogen sind."