Der Rekordmeister der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), der sieben Mal in neun Jahren Meister wurde, schaffte zuletzt nicht mal mehr die Play-offs und das gleich zwei Mal hintereinande. Die aktuellen Zugänge leisten den Traum von alten Zeiten und neuem Schwung nicht gerade Vorschub. Geholt wurden fürs Tor Kevin Nastiuk und für die Vorarbeit der Japaner Shuhei Kuji sowie die Kanadier Spencer Machacek, Micki DuPont und Bruno Gervais. In den wenigen Monate konnte auch der Ex-Cheftrainer der deutschen Eishockeynationalmannschaft und Gewinner des Gewinn desStanley Cups (2002) Uwe Krupp, der als Coach von den Kölner Haien kam, die Talfahrt unter Trainer Jeff Tomlison nicht beenden. In Berlin drohen, weil in der Kasse Ebbe herrscht und der Eigner wohl nicht fluten will, weiter die Mühen der Ebene.
Zudem stand am Freitagabend in der hohen Halle an Spree und Ostbahnhof auch noch ein Angstgegner auf dem Eis. Letzte Saison scheiterte die Berliner Mannschaft gegen die Ice Tigers aus Nürnberg bereits in den Pre-Playoffs.
Einigen Dampfplauderern und Schönschreibern galten vor der Begegnung die Berliner als Außenseiter. Der eine Sieg aus bisher vier vorsaisonalen Spielen in der Champions Hockey League genannten halbeuropäischen Kuddelmuddel-Veranstaltung konnte keinen vom Gegenteil überzeugen, auch wenn es die Eisbären damit in die zweite Runde schafften. Umso erfreuliche, dass diejenige, die Krupp trainieren und besser machen soll, in einem unterklassigen bis durchschnittlichen Spiel die Gäste aus Franken mit 5:2 (1:1, 2:0, 2:1) besiegten.
Beide Mannschaften begannen engagiert und konzentriert, dennoch vorsichtig. Dier erste schone Chance auf ein Tor ließ sich Barry Tallackson nicht nehmen und netzte in der achten Minute ein. Wegen Stockschlags musste Florian Busch vom Eis (10.). Prompt fiel der Ausgleich. Das zweite Überzahlspiel der Gäste schloss nach Vorarbeit von Brendon Segal der allseits bekannte und beliebte Patrick Reimer ab. Das wäre ein Mann für Berlin gewesen, doch er wechselte nach vielen Jahren am Rhein von Düsseldorf nach Nürnberg. Für die Berliner fingen sich noch Julian Talbot und der übermotivirt wirkende Spencer Machacek Zeitstrafen. Das Überzahlspiel der Nürnberger war jedoch jämmerlich und so blieb es beim 1:1 im ersten Drittel.
Auch im zweiten Drittel waren die Eisbären überlegen und wurden besser. Darin Olver brachte die Berliner erneut in Führung (24.). Sein Schlagschuss aus fünf, sechs Metern halbrechts vor Gästetor war für Andreas Jenike unhaltbar. Sven Ziegller kann eine gute Gelegenheit nicht nutzen, als er zwar flankiert von zwei Gegnern aber dennoch unbedrängt schießen darf (32.).
Alexander Oblinger zeigt sich von seiner schlechten Seite und schlägt mit dem Stock Eisbären-Torhüter Petri Vehanen (33. Zwei Strafminuten sitzt der Stürmer der Gäste ab. Ihm folgen wenig später Colin Fraser wegen unntiger Härte und Tallackson wegen Stockschlags (34.). Gervais darf endlich zeigen, warum die Eisbären vom Neuzugang, der auf Empfehlung von Danny Briere seinen Weg nach Berlin fand, große Stücke halten und ihn als Verstärkung der Verteidigung sehen. Der Abwehrspieler feuerte das Spielgerät mit 141 km/h von der blauen Linie zum 3:1 in die Maschen (37.). Auch für Abwehrspieler Henry Hase ist der Neue „ein erfahrener Spieler, von dem man sich Tricks abschauen könne“.
Wer, wenn nicht Reimer sollte im letzten Drittel den Anschlusstreffer in der 42. Spielminute erzielen? Und das in Unterzahl, denn Faser schmorte erneut auf der Strafbank der Nürnberger. Nur noch 3:2. Auch das noch: Hördler musste wegen Hakens vom Eis. Die Berliner treffen Latte und Pfosten, aber einer, nämlich Florian Busch, trifft zwei Mal, einmals ins gehütete und einmal ins leere Tor (53., 59.). Er und seine Sportkameraden sorgen für einen satten und klaren Auftaktsieg in heimischer Halle. Die Mannschaft und besonders Constantin Braun werden für einen Gelungenen Einstand in die neue DEL-Saison gefeiert. Beim Feiern zeigt sich das Publikum meisterlich wie eh und je. Schön: „Endlich wieder Eishockey!“