Bad Homburg vor der Höhe, Deutschland (Weltexpress). Dort, wo das Römische Reich in seiner größten Ausdehnung ans Große Germanien (lat. Germania magna) grenzte, verlief vom 1. bis zum 6. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung (nuZ) der Limes. Der Grenzwall trennte im Großen und Ganzen das germanische vom römischen Europa. Allerdings waren auch große Teile Germaniens von den Römern besetzt und in ihr riesiges Reich eingebunden. Zudem führten die Römer immer wieder Angriffe durch und marschierten weit ins Land der Germanen ein.
Hermann, der Germane
Doch manche Germanen verteidigten sich wacker. Viele Versuche der Römer, Lippe, Lahn und Werra zu überschreiten, um sich Land und Leute rechts des Rheins einzuverleiben, scheiterten. Als die berühmteste Abwehrschlacht der Germanen gilt die Varusschlacht. Für die Römer war diese Schlacht im Teutoburger Wald die clades Varian, die Varusniederlage. Im Jahre 9 nuZ. holten sich drei römische Legionen samt Hilfstruppen und Tross unter Publius Quinctilius Varus in Germanien eine Niederlage gegen ein germanisches Heer unter Führung des Arminius (Hermann) ab. Der Fürsten der Cherusker vernichtete mit seinen Leuten ein Achtel des Römischen Heeres.
Militärisch und politisch war die Hermannsschlacht offensichtlich von äußerst geringer Bedeutung. Ideologisch hingegen lebt sie bis heute weiter. Auch durch das Porta Praetoria, das Haupttor der Saalburg, gehen wir als Germanen. Und ein Germane ist traditionell einer, dessen Identität sich durch die Sprache identifiziert. In der Saalburg befinden wir uns mitten im germanischen Sprachraum, der vom Südosten Englands, von der Maas bis an die Memel reicht, von Skandinavien bis über die Alpen. Dazu zählen heute noch vor allem Deutsch und Dänisch, Friesisch und Jiddisch, Isländisch, Niederländisch, Schwedisch und Norwegisch, aber auch Englisch, die sprechreichste germanische Sprache noch vor Deutsch.
Salve auf der Saalburg
Begrüßt werden alle auf der Saalburg mit Salve. Die Saalburg steht bei Bad Homburg „auf der Höhe des Saalburgpasses im Taunus“ und wurde „vor über 100 Jahren wieder aufgebaute“, worauf auf der Heimatseite Saalburgmueseum hingewiesen wird. Seine Mauern sind „zinnenbewehrt“ und seine Männer bewachten einst einen kleine Teil der großen Grenze des Römischen Weltreichs, den Limes. Das Kastell war umgeben von einem römischen Dorf, dessen Ruinen zu sehen. Zu bestaunen sind außerdem rekonstruierte Heiligtümern unter alten Bäumen, so dass die Saalburg in gewisser atmosphärischer Weise ein archäologischer Landschaftspark ist, in dem sich Groß und Klein von früh bis spät aufhalten dürfen.
Die Römer hielten sich hier eineinhalb Jahrhunderte. Die römische Weltmacht zog sich wieder hinter den Rhein und die Donau zurück. Dann endete die Herrschaft der Römer über den Taunus und die Wetterau. Sie sollen sich „hinter den Rhein und die Donau“ zurückgezogen haben, erfahren Gäste auf einer Führung durch die Saalburg, die 2005 in das UNESCO-Welterbe aufgenommen wurde.
Kindern, ihren Eltern und Großeltern wird heute erzählt, wie es einst auf der Saalburg zuging, wie sich die Römer kleideten, wie sie kochten und spielten. In dem unter Kaiser Wilhelm II. wieder aufgebauten Limeskastell und archäologischen Museum wird Besucher die Möglichkeit, nicht nur Wissenswertes über die Geschichte zu erfahren, sondern auch über die Kultur und Kulinarik der Römer. In der Taberna und davor können Gäste römisch speisen und trinken.
Römisch speisen in der Taberna
Für 79 Euro bekommen Germanen bei den Römern einen Mulsum als Aperitif, sodann eine Führung, die eine Stunde dauert. Dann wird auftischt: Römerteller nennt sich das Essen, wobei die Vorführung römischer Tracht und Soldatenausrüstung nicht zu kurz kommt.
Suppento Herbarium (Kräutersuppe), Moretum (römischer Kräuterquark), lukanische luftgetrocknete Wurst, Boleti Fungi (Pilze in Honig karamellisiert), Ova Elixa (gefüllte Eier), Schinken, Olivenpaste und jede Menge Römerbrot werden aufgetischt. Dazu wird bei Bedarf reichlich Riesling und St. Laurent eingeschenkt. Das passt zu Pullum Parthicum (Hähnchenbrustfilet) und lus in Pisce Elixo (Lachsfilet).
Köstlich dürften auch die „Kulinarische Führung am Abend“ sein, wenn „unterwegs kleine Köstlichkeiten nach römischen Rezepten zum Probieren“ gereicht werden und Fragen wie diese beantwortet werden: „Wie sahen die Kochgefäße und das Geschirr aus, welche Tischsitten kannten die Römer, was gab es bei den Soldaten zu essen?“
Rom lebt und wir mittendrin
Seit dem 20. April und noch bis zum 28. Oktober 2018 läuft die Sonderausstellung „Rom lebt! und wir mittendrin!“. Diese Ausstellung des Römerkastells Saalburg in Kooperation mit den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim und Tricture gibt Besuchern die Möglichkeit, auf „interaktive Zeitreise“ zu gehen. Der Veranstalter wirbt dafür mit folgenden Worten: „Großformatige Ölgemälde überraschen mit erstaunlichen 3D-Effekten. Szenen aus dem Alltag, intim oder spektakulär, aber unvollständig. Nur wenn Du dich in die Bilder stellst und eintauchst in die Szenerie, wird die Welt der Römer lebendig.“ Na siehst wohl!
Das Römerkastell Saalburg lohnt sich für Reisende, die in Geschichte und Kultur eintauchen wollen, nicht nur für einen Tagesausflug, sondern für einen Wochenendausflug.
Römerkastell Saalburg
Archäologischer Park, Am Römerkastell 1, 61350 Bad Homburg vor der Höhe
Telefon: 06175/9374-0, E-Mail: info@saalburgmuseum.de, Web: saalburgmuseum.de
Öffnungszeiten: in der Regel zwischen 9 Uhr und 18 Uhr