Zur falschen Zeit am falschen Ort. Schon ist es geschehen. Gerade haben Meryl (Sarah Jessica Parker) und Paul (Hugh Grant) die formelle Trennung hinter sich, wird das Noch-Ehepaar Zeuge eines Mordes. Ausgestattet mit neuen Identitäten müssen beide am Zeugenschutzprogramm teilnehmen. Die Maklerin Meryl und Anwalt Paul werden in den winzigen Ort Ray in die Rocky Mountains verfrachtet. Dort ziehen sie bei dem auf Zeugenschutz spezialisierten Ehepaar Clay (Sam Elliott) und Emma (Mary Steenburgen) ein. Ohne Telefon und Internet sitzen Meryl und Paul in der Einöde beisammen. Das zerstrittene Paar lernt Billigsupermärkte, Frischluft und die Herzlichkeit der kauzigen Landmenschen schätzen.
Um die Titel gebende Frage „Haben Sie das von den Morgans gehört?" zu beantworten: Ja, schon unzählige Male. Zuletzt in der Romantikkomödie „New in Town", die Renee Zellweger in die Einöde scheuchte. Beängstigend oft verschlägt es amerikanische Großstädter in Liebeskomödien in die ländliche Einöde. Noch beängstigender ist, dass die zuverlässig, im „Bible Belt" genannten, erzkonservativen Süden der USA zu finden ist. Nach Vorstellung von „Haben Sie das von den Morgans gehört?" wirken die Menschen dort auf Beziehungen wie Heilquellen auf Gebrechen. Man muss nur lange genug in ihrer Mitte weilen und die heilsame Wirkung überträgt sich. Städter, welche Lawrence romantisch verklärten Blick auf die Hinterwäldler nicht teilen, hegen in Bezug auf Verbrechen vermutlich ganz neue Befürchtungen: „Ausgeraubt werden wäre schlimm, aber angenommen ich bin nur Zeuge und muss ins Zeugenschutzprogramm nach (hier das US-Pendant von Bad Tölz einfügen)?"
Daß die konservativ-ländliche Gegend der USA als Hochburg von Ku-Klux-Klan, Bush-Wählern und NRA-Fanatikern gilt, beeinträchtigt den wohlwollenden Blick der typischen Landromanze im Stil von „Haben Sie das von den Morgans gehört?" nicht. Nach dem dramaturgischen Grundkonzept erspart Doppelhaft den Paartherapheuten. Immerhin ist Marc Lawrence Humor eine Spur trockener, seine Dialoge lakonischer. Still und heimlich scheint er sich an eine ironische Perspektive auf die Hinterwäldler heran zu tasten, unterstreicht jedoch dann deren Liebenswürdigkeit umso nachhaltiger. Statt Junkies im Central Park, trifft man hier Bären beim Jogging, die Einwohner sind nicht Mitglied bei PETA, sondern der NRA und in den Supermärkten gibt es nur Vorratspackungen. Normale Menschen mag dergleichen abschrecken, die Morgans schließen dergleichen ins Herz. Wäre die Unbedarftheit Meryls und Pauls nicht zu abstrus, um glaubhaft zu sein, würde sie wütend machen. Beide wirken wie Stadtkinder beim Urlaub auf dem Bauernhof, die Stall ausmisten, Schweine füttern und Mist schaufeln wahnsinnig spannend finden.
Haben Sie das von der kleinstädtischen Realität gehört? Von Trailer Parks, Armut und Rassismus? Nein, schreit die Lawrence Komödie dem Zuschauer ins Gesicht. Die Liebeskomödie im Hinterwäldler-Milieu ist die US-eigene moderne Version der Pastorale. Leichte Komik, naive Romantik und gezielte Idealisierung des ländlichen Milieus definieren das Genre. Selbst wenn die Chemie zwischen den Darstellern so gut ist wie bei Sarah Jessica Parker und Hugh Grant, ist die Atmosphäre bemühter Glückseligkeit erstickend. Das Leben im „freundlichsten Ort der Welt" scheint so angenehm wie ein lebenslanger Aufenthalt in Disneyland, dem glücklichsten Ort der Welt. Und wer will das schon?
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Deutscher Titel: Haben sie das von den Morgans gehört?
Originaltitel: Did You hear about the Morgans?
Land/ Jahr: USA 2009
Genre: Komödie
Kinostart: 7. Januar 2010
Regie und Drehbuch: Marc Lawrence
Darsteller: Sarah Jessica Parker, Hugh Grant, Mary Steenburgen, Sam Elliott
Laufzeit: 106 Minuten
Verleih: Sony Pictures
Internet: www.morgans-derfilm.de