Als erstes begrüßte Oberbürgermeister Peter Feldmann als Gastgeber in einem drängend vollem Kaisersaal all jene, die gekommen waren, um bei der Verleihung des Binding-Kulturpreises an Max Hollein, Direktor des 3 Städel Museums, der Schirn Kunsthalle und der Liebieghaus- Skulpturensammlung, dabei zu sein. Den Preis mit 50.000 Euro einer der höchstdotierten 7 Kulturpreise Deutschlands – verlieh Bergit Gräfin Douglas, Vorsitzende des Vorstands der Binding-Kulturstiftung. Preisverleihungen können – zumal bei derartig sommerlichen Temperaturen – sehr mühsam sein. Dass es an diesem Vormittag anders war, ist den Rednerinnen und Rednern dieser Veranstaltung zu danken. Gräfin Douglas verwies in ihrem präzisen Redebeitrag auf die Tatsache, dass Kunstsammlungen wie der Louvre und die Eremitage zum festen Markenzeichen der sie beherbergenden Städte geworden sind. Max Hollein sei es durch seine Arbeit gelingen, dass die von ihm geleiteten Kunstinstitute für Frankfurt auch ein derart prägendes Symbol geworden sind.
Dass ihm dies gelungen sei, läge wohl auch daran, dass er in der Szene ein noch seltenes Zwitterwesen sei. Die Laudatorin Julia Voss zog denn auch in ihrer witzigen und fundierten Rede einen Vergleich zu den Centauren: Wie diese halb Pferd halb Mensch seien, vereine Hollein schon von seiner Ausbildung her die Welt des Kunsthistorikers mit der des Betriebswirtes. Dies sei nicht nur die Grundlage für herausragende Ausstellungen und Aufsehen erregende Projekte, es garantiere auch deren Erfolg beim Publikum und in wirtschaftlicher Hinsicht. Zukunftsfähig mache er die Institute nicht zuletzt dadurch, dass er frühzeitig auf eine angemessene Präsenz in den sozialen Medien geachtet habe und systematisch die Entwicklung digital gestützter Vermittlungswege initiierte.
Max Hollein, nahm in sympathisch- bescheidener Art die Ehrung entgegen, versäumte dabei nicht, den Erfolg in großem Maße dem Engagement und der Kompetenz seines Teams zuzurechnen, und kündigte konsequent an, das Preisgeld für neue Projekte im Bereich Museumspädagogik und digitaler Angebote zu verwenden.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine originell zusammengestellte Lesung aus den Besucherbüchern der Museen, die deutlich machten, welchen divergierenden Erwartungen man in Holleins Position ausgesetzt ist: Tolle Ausstellungen zu machen, ist wohl selbstverständlich, dass man sich aber auch noch um die „Aufwickelgeschwindigkeit“ der Handtuchhalter in den Toiletten kümmern und das Verteilen von Knöllchen in den Straßen rund um die Museen verhindern soll, erweitert das Berufsbild dann doch in erstaunlicher Weise.
Die nächste Station des Oberbürgermeisters an diesem Vormittag galt der Ausstellung Pop(art) meets Pop(musik), eine Ausstellung, die – nicht untypisch für Frankfurt – aus der privaten Initiative zweier Sammler hervorgegangen ist. Der Warhol-Sammler Imre Donath, Honorarkonsul der Slowakischen Republik und der John-Lennon-Fan und –sammler Michael-Andreas Wahle haben sich zusammengetan, um aus ihren Beständen anhand der Beziehungen der beiden Protagonisten Warhol und Lennon die Verflechtung beider Kunstbereiche und deren Auswirkungen auf das Lebensgefühl vor allem in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts zu dokumentieren. Großformatige Fotos von Warhol, Lennon und Yoko Ono dokumentieren die enge Bekanntschaft und Vertrautheit der Personen, Warhols kreative Leistungen sind durch Reproduktionen bekannter Serigrafien vertreten, aber auch durch kleinformatigere Arbeiten, die bisher unbekannte Seiten aufscheinen lassen. John Lennon war lange nur als Musiker bekannt. Dass er auch witzige Texte und skurrile Zeichnungen schuf, erfuhr man in Deutschland erst, als ein Buch mit deutschen Übersetzungen seiner Arbeiten unter dem Titel „In meiner eigenen Schreibe“ erschien. Die Ausstellung zeigt Cartoons und Skizzen von John Lennon sowie seiner beiden Ehefrauen Cynthia Lennon und Yoko Ono, ergänzt um einige Beatles-Devotionalien wie goldene und platinerne Schallplatten.
Den Rahmen für diese Ausstellung gibt das Club-Restaurant Kameha Suite, nicht weit von der Alten Oper. Ursprünglich als Stadtpalais des Hauses Faber-Castell errichtet wurde es frühzeitig zum Sitz der Verwaltung der Allianz-Versicherung, der das Gebäude noch heute gehört. Das imposante neo-barocke Treppenhaus bietet in seiner pompösen Architektur einen spannenden Kontrast zu den Werken der Ausstellung.