Nach drei Minuten die ersten Möglichkeiten. Mit einem Fernschuß prüft Karim Benyamina den Gästetorwart. Darius Kampa kann nur wegfausten. Der Ball landet vor den Beinen von Kenan Sahin, der draufhält: gehalten. Die erste Ecke, auch dieses Mal zärtlich getreten von Torsten Mattuschka, verstreicht ungenutzt (5.). Die in Rot-Weiß gekleideten Berliner bemühen sich um kontrollierte Offensive. Hinten verteidigt Union mit klassischer Viererkette (Daniel Schulz und Christian Stuff bilden die Innenverteidigung vor Torsteher Jan Glinker. Links werden die beiden Langen von Michael Parensen und rechts von Michael Bemben flankiert. Bemben scheint als rechter Verteidiger seine Rolle offensiv zu interpretieren. Davor mühen sich vier Mittelfeldspieler um den Spielaufbau. Teils über die Außen und oft auch steilgespielt landen die Bälle bei den bereits erwähnten Benyamina und Sahin im Angriff.
Sahin mit einem weiteren sehensweren Fernschuß. Aus gut und gerne 30 Metern hämmert er drauf und stellt Kampa im Kasten der Gäste vor eine erneute Herausforderung. Riesenchance wenig später durch Mattuschka, der das Runde von der linken Strafraumgrenze beinahe in die rechte Dreiangel gezirkelt hätte (14.).
Rafati zückt noch in der ersten Viertelstunde, die zweifelsohne der Heimspielelf gehört, die erste gelbe Karte (15.). Bemben stieg inmitten der gegnerischen Abwehr mit gestreckten Beinen in den Gegenspieler. Das sah nicht gut aus und hätte durchaus auch Rot nach sich ziehen können.
Die Ereignisse überschlagen sich. Rafati holt erneut den gelben Karton aus seiner Tasche. Das hätte Rot geben müssen, denn Raphael Schaschko, der Benyamina festhielt, war letzter Mann nicht weit vor der Strafraumgrenze (17.).
Überraschende Führung für Unterhaching (20.). Der erste gefährliche Angriff der Spielvereinigung führt zum ersten Tor. Roman Tyce war mit dem Kopf zur Stelle, traf zum 1:0 ins Berliner Tor. Noch ein brandgefährlicher Konter der Gäste. Glinker kann den Schuß von Thomas Rathgeber noch zur Ecke lenken (23.). Zuvor kam Villar frei zum Schuß. Keine Frage: Der Tabellendritte aus Unterhaching bekommt Oberwasser.
Das hätte es sein müssen. Dieses mal läuft Anton Fink alleine aufs Tor von Glinka zu, der in höchster Not rettet (26.). Aber es war auch nur ein Schüßchen, was er abgab.
Konfusität in der Abwehr der Eisernen. Superflanke auf Fink, der das Leder über den herauslaufenden Glinka heben will. Das gelingt ihm auch, doch der der Ball streicht knapp am Pfosten vorbei (37.).
Ereignisreich auch das Spielgeschehen auf der Gegenseite. Eine weitere Ecke von Mattuschka nimmt Sahin mit dem Kopf. Rathgeber kratzt den Ball gerade noch so von der Linie und klärt zur Ecke (44.). Berlin rennt aufs gegnerische Tor, drückt auf den Ausgleich. Eine weitere Ecke flieg auf die Füße von Hüzeyfe Dogan. Dessen Direktannahme zischt knapp am rechten Pfosten vorbei.
Nach der ersten Hälfte führt Unterhaching trotz Berliner Bemühungen verdient, weil sie die klareren Torchancen bei ihren zielstrebigen wie schnellen Vorstößen hatten.
Die Gäste machen zudem die Räume eng, verlegen sich aufs gefährliche Tempogegenstöße. Union spielt weiterhin im Mittelfeld gefällig, dribbelt sich mit Ball bis in den Strafraum, hat dort jedoch wenig Fortune. Die Abwehr steht vielbeinig und bisher gab es kein Durchkommen.
Weiter geht`s mit der Berliner Ballerei in Halbzeit zwei. Ein strammer Schuß von Bemben streicht leicht über die Latte. Union drückt und drückt und drückt. Minutenlanges Powerplay der Eisernen wie beim Eishockey. Jetzt schießt Sahin von der linken Strafraumgrenze. Kampa taucht ins lange rechte Eck und hält den platzierten Schuß. Wieder Union, butterweich segelt die Flanke auf Dogan. Der köpft völlig unbedränkt hinüber statt hinein. Der Funke im dynamischen Spiel der Union springt über auf das Publikum. Tausende Berliner, die in sommerlicher Feierlaune dem Kick ihrer elf Kameraden beiwohnten, rufen immer lauter „Ein Schuß, ein Tor, Union.“ Bratwurst und Bierduft, aber auch der Ausgleich liegen bei Kaiserwetter in der Berliner Luft.
An der eigenen Eckfahne holt Tyce den Berliner Dogan von den Beinen und sich beim Unparteiischen Gelb. Wenig später segelt butterweich ein Ball von Benyamina auf Sahin. Kampa fliege rechtzeitig und richtig. Wieder gehalten (65.). Der Wille ist da beim 1. FC Union Berlin, das Können auch. 10 000 Unioner möchte an diesem Tag den Aufstieg feiern, wollen ihre Elf siegen sehen.
Erster Wechsel bei Union. Dustin Heun kommt für Marco Gebhardt in Spiel. Ein Ausflug von Glinka, der einem ganz in Blau gekleideten Unterhachinger entgegenhechelt, geht glimpflich ab, denn obwohl der Gast an herauseilenden Keeper vor beikam, holte ihn ein anderer Unioner noch ein (82.). Bei Kontern sind sie stark, die Unterhachinger.
Beide Trainer wechseln. Tobias Schweinsteiger kommt für Fink bei Unterhaching und bei Union kommt Christoph Menz für Younga-Mouhani (84.). Unterhaching-Trainer Ralph Hasenhüttl wechselt erneut. Er holt Rathgeber vom Feld. Neu im Spiel ist Marcus Steegmann (85.). Und noch einmal: dritter und letzter Wechsel bei Unterhaching. Timo Nagy kommt für Ricardo Villar.
Allmählich macht sich Ungeduld auf den Rängen breit. Benyamina fällt im Strafraum. Die Fans fordern Strafstoß. Rafati ist kein Heimscheidsrichter.
Nun die Nachspielzeit. Zwei Minuten läßt der Unparteiische noch Fußball spielen. Die ersten „Schieber, Schieber-Rufe“ ertönen im Stadion, weil die Unterhachinger das Spiel verzögern und viel Foul spielen. Keine gelbwürdigen Fouls, aber spielflußzerstörende.
Dann ertönt der Schlußpfiff. Union vergibt leichtfertig den ersten Matchball. „Nie mehr dritte Liga“, ruft der Anhang trotzig. Zwei, drei Dutzend Bayern skandieren „Auswärtssieg“. Kann man so sagen.
Mit diesem Sieg klettern die Elf von Hasenhüttl auf den zweiten Platz. „Drei Punkte errungen in einer kampfbetonten Drittligapartie“ wird er das in der anschließenden Pressekonferenz nennen und auch die Parole verraten, die er vor dem Anpfiff ausgegeben habe: „Wir wußten, daß Union gewinnen muß, um die große Party steigen zu lassen, weswegen wir wenig fürs Spiel tun mußten.“ Allerdings stellt er auch fest, daß sich seine Mannschaft in der zweiten Halbzeit vieler Angriffe erwehren mußte und meint: „Mit Glück konnten wir das 1:0 über die Runden bringen.“
Uwe Neuhaus zeigte sich traurig aber nicht trostlos und sagte: „Ich glaube, daß wir heute gesehen haben, warum Unterhaching in den letzten Spielen so stark aufgeholt hat und jetzt auf dem zweiten Tabellenplatz steht… Die hätten sogar 2:0 führen müssen, denn sie hatten zwei, drei 100prozentige Chancen in der ersten Halbzeit.“ Das Spiel seiner eigenen Elf beurteilte er ebenfalls: „Wir haben nie aufgegeben und in der zweiten Halbzeit viel Druck gemacht. Wir wissen, daß wir die absolut besten Voraussetzungen in der dritten Liga haben, um den Aufstieg zu packen und müssen jetzt vielleicht nicht nur eine sondern zwei Wochen warten.“