Leipzig, Deutschland (Weltexpress). Diese Worte sagt der Regisseur Anthony Pilavachi, der die grandiose Inszenierung von Charles Gounods vergessener Oper ‚Cinq Mars‘ an der Oper Leipzig auf die Bühne gebracht hat. Ohne jeden Zweifel darf man diese Produktion als eine der erfolgreichsten der Intendanz Schirmer bezeichnen, dennoch war man sich nicht sicher, ob das Werk in der heutige Zeit interessieren würde. Doch die begeisterten Reaktionen des Publikums belegen, dass werkgetreue Inszenierungen in opulenter Ausstattung nicht deplatziert wirken, wenn sie mit ‚Herzblut‘ erarbeitet werden. Die Sehnsucht nach einer Welt, mit der man sich selbst identifizieren kann, scheint viele Musikfreunde wieder zu einem Opernbesuch zu bewegen.
Uraufgeführt wurde ‚Cinq Mars‘ am 5. April 1877 an der Opéra Comique in Paris, die Premiere war nicht sonderlich erfolgreich, 140 Jahre gab es keine Inszenierung mehr. Doch schon die konzertante Aufführung im Jahr 2015 mit dem Münchner Rundfunkorchester im Prinzregententheater, damals stand Ulf Schirmer am Pult, war ein großer Erfolg, und auch hier war der Tenor Mathias Vidal der gefeierte Held. Quasi in der letzten Minute für Charles Castronovo aus Paris eingeflogen, ohne die Partie des Titelhelden Cinq Mars überhaupt zu kennen, rettete er den Konzertabend. Mit seiner beeindruckenden stimmlichen Präsenz, die auf einer perfekten Gesangstechnik basiert, einem schönen Timbre sowie französischer Leichtigkeit, wurde er zum gefeierten Star des Abends.
So war es auch heuer in Leipzig. Seine hinreißende Sprachgestaltung glänzt gefühlvoll als er Prinzessin Marie seine Liebe gesteht, einfach nur zum Dahinschmelzen. Dennoch besitzt seine Stimme auch heldische Kraft ohne forcieren zu müssen. Der strahlende Klang scheint ein Mitschwingen seiner gesamten Persönlichkeit zu beinhalten, somit entsteht ein ungemein freies und natürliches Singen. Auch in Leipzig wurde er wieder als Held des Abends gefeiert, wenngleich das gesamte Gesangsteam ausnahmslos auf Weltklasseniveau agierte.
Den Charme Südfrankreichs in der Kehle
Geboren in der Nähe von Nizza, studierte Mathias Vidal dort zunächst Musikwissenschaften, Dirigieren, Klavier und Komposition. Doch seine stimmlichen Fähigkeiten beeindruckten schon hier und in Christiane Patard fand er eine großartige Lehrerin am Konservatorium Paris, wo er das Gesangsstudium 2003 mit einem Diplom erfolgreich abschloss.
Sah man den Tenor anfangs vorwiegend im Barockgenre, erweiterte Mathias Vidal behutsam sein Repertoire und heute kann er mit einer in allen Registern mühelos ansprechenden Stimme begeistern, die sich selbst in den großen Chorensembles mühelos behaupten kann. Mathias Vidal identifiziert sich mit seinen Rollen, ist darstellerisch eins mit der Partie, also ein Künstler für den ein hohes ‚Ganzheitsgefühl‘ das Ziel eines jeden Auftritts ist. Das ist der Schlüssel zum Erfolg im Theater, für jeden großen Darsteller ist dies das Ziel.
Mathias Vidal ist ungeheuer froh, dass er Teil des Team gewesen ist, das diese großartige Oper wieder auf die Bühne gebracht hat und wünscht sich nichts mehr, als dass sich ‚Cinq Mars‘ im Repertoire etablieren kann. „Es war ein besonderes Glücksgefühl für mich, dieser wunderbaren Musik als Hauptdarsteller dienen zu dürfen.“
Am 11. Juni ist die Inszenierung noch einmal in Leipzig zu sehen, bevor im Januar 2018 drei weitere Vorstellungen auf dem Spielplan stehen.