Berlin, Deutschland (Weltexpress). Jeden Sonntag: „Essen, was auf den Tisch kommt“ und „alle an einer großen Tafel“! Auch das hört sich gut an: „Serviert wird in Schüsseln, Schalen, Töpfen – wie bei Muttern!“ Geliefert wird in drei Gängen „mit reichlich Auswahl“, also pro Gang werden mehrere Gericht geboten. Die Mahlzeit kostet 34 Euro pro Person und mit im Preis sind Mineralwasser sowie Espresso oder Kaffee danach statt bei dir oder mir.
Wer so famos formuliert und serviert, der gehört besucht. Gesagt, getan. Weil wir die Reservierung, die für das Sonntagsmahl erforderlich ist, nicht schafften, speisten wir an einem sonnigen Abend Tag in der Woche bei Tim Hansen und Vitali Müller im Restaurant Neumond. Mit den Inhabern, die sich als gute Gastwirte und Gastgeber zeigen, sind wir flugs per du.
Deren Lokal mit 60 Plätzen drinnen und 30 draußen vor der Tür und den Terrassenfenstern befindet sich im Erdgeschoss eines Eckhauses, an dem sich Tieck- und Borsigstraße kreuzen. Und die kreuzen sich mitten im Golgatha-Kiez. Das passt erstens wie die Faust aufs Auge und liegt zweitens auf keinem Hügel oder trägt drittens einen Berg im Namen, aber in dem die Golgathakirche im neogotischen Stil steht, also südlich vom Berliner Nordbahnhof. Früher wurde der Kiez auch Borisgkiez genannt, denn der Kapitalist August Borsig hatte hier Betriebe. Die wurden allerdings an den Rand der wachsenden Metropole verlegt, woraufhin auf dem Werksgelände für die Lohnarbeiter Mietskasernen hochgezogen wurden.
Zurück vom Borsig zum Brot-und-Butter-Geschäft des Restaurants Neumond, das ist vor allem das Frühstück für Gäste eines benachbarten Design-und-Boutique-Hotels mit dem nicht weniger reizenden Namen Honigmond, und also von der Straßen- zur Speisekarte, auf der Rindertatar mit marinierter Gelber Beete und Wachtelei, Klopse aus Kalbsfleisch, Ziegenkäse oder Iberico-Schweinefilet.
Das famosen Filet liegt im Speckmantel auf Selleriepüree und dabei Kartoffelgratin. Die Dorade schwimmt köstlich auf Safran-Couscous und Erbsen-Minz-Püree. Zu den Klopsen, die königlich in Süßkartoffelpüree gebettet wurden und denen Rote Beete beigelegt wurde, wird eine Sieben-Kräuter-Sauce gereicht, die mit der Frankfurter Grünen Sauce nicht gemein hat.
Auf keinen Fall darf Crème brûlée fehlen. Die Schokoladenküchlein sind aber auch eine Wucht, im Sommer ist Eis eine Wohltat. Der köstliche Käse hingegen passt mir besser zum wohligen Wein. Was für ein schmackhaftes Halbmond-Abendessen!
Das Lokal mit Deutscher Küche und mit einer Geschichte, die sich über Jahrzehnte erstreckt, verfügt vor allem über einen hölzernen und historischen Tresen und seit der letzten Renovierung im Februar 2017 über das Flair eines Fine-Dining-Ambientes der Weltstadt Berlin, ohne überkandidelt zu sein.
An der urgemütlichen Bar kann der Kunde König sein und aus verschiedenen Weinen und mehreren Sorten Gin wählen. Selbstverständlich wird der Gast auch mit Wodka und Whisky sowie Bier bestens bedient. Prost!
Tim und Vitali können auch Kuchen. Sie schön aus und schmeckt verdammt gut. Sehr gut sogar!
Neumond
Borsigstraße 28, 10115 Berlin
Telefon: 030 2857505, E-Mail: office@neumond-restaurant.de
Öffnungszeiten: montags von 7 bis 10.30 Uhr, dienstags bis freitags von 7 bis 22 Uhr Küche, samstags und sonntags von 8 bis 22 Uhr Küche