Berlin, Deutschland (Weltexpress). „Einfacher geht es wirklich nicht mehr.“ Wirklich? Davon abgesehen, dass die Wörter wirklich und mehr nichts in diesem Satz zu suchen haben und sich die Frage stellt, wer oder was es ist, darf der Leserin und dem Leser geraten werden, das Buch wie den Menschen zu nehmen, der nicht einfach ist. Anders gesagt: Ist der Mensch nicht einfach, dann nimm ihn einfach zweifach.
Diese Weisheit ist so schön wie die Sprache des Autors Björn Freitag, dessen Buch „Smart Cooking“ 2017 im Becker-Joest-Volk-Verlag erschien und seit April ausgeliefert wird, schlicht ist. Fürwörter dienen dem Satzbau, Füllwörter dem Zeilenhonorar und Anglizismen der Ablenkung von der eigenen schriftstellerischen Unfähigkeit. Nun will ich nicht behaupten, dass Sätze wie „Einfacher geht es wirklich nicht mehr“ oder Titel wie „Smart Cooking“ auf den Mist von Autoren wie Freitag gefallen sind, aber nicht nur anmerken, dass das Redigieren wie das Lektorieren keine Kleinigkeit sind und beides dem Buch gut getan hätte, sondern auch eingestehen, dass kritische Kritiker Hähnen auf Haufen ähneln. Krähen sie auf dem Mist, ändert sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist. Dass Bauern, denen diese Weisheit zugeschrieben wird, noch weniger Dichter zu sein scheinen als Köche, das erkennen auch Hauptschüler am Satzbau.
Womit wir wieder bei Björn Freitag wären, der zur Oberschule ging und in Dorsten, das am südlichen Rand des Münsterlandes und nicht weit weg vom Rhein liegt, seit 1997 das Restaurant „Goldener Anker“ betreibt. Besseressern, die in Gaststättenführern wie den Guide Michelin blicken, sollten das wissen. Einem breiteren Publikum dürfte der Mann, der im Wiesbadener Restaurant „Die Ente vom Lehel“ und im Frankfurter Restaurant „Brückenkeller“ arbeitete, aus dem Bereich des Flimmerns und Rauschens bekannt sein. Freitag scheint ein Koch aus einem Oberschichtenrestaurant zu sein, der sich im Unterschichten-TV zeigt. Das passt und protzt. Das passt und protzt so prima wie der Name für Freitags Restaurant oder Buch. Alles nur Schau? Schöner Schein?
Weder kann Käpitän Gernegroß vor dem Restaurant, das an einer Straßenkreuzung liegt, ankern und anlegen, auch wenn ein Kanal und ein Fluß nicht weit sind, noch kann Smjut oder Smutje smart cooken. Das alles ist mehr Schein als Sein. Immerhin tragen bunte Bilder, die der Fotograf Hubertus Schüler beisteuerte, zum schmierig-schleimigen Schein des Buches, das zudem goldig gestaltet wurde – der Schriftgrad ist groß und die Schriftart großzügig -, bei. Schleimig-schmierig wirken auch die ganz in Grau gehaltenen Bilder des Goldener-Anker-Betreibers.
Bemerkenswert ist neben dem Bilderbuchcharakter des vorliegenden Werkes, dass die Gerichte mehr oder weniger auch von Harz-IV-Hausfrauen und -männern schnell und schlau gekocht werden könnten. Wer zudem schlau kauft, der kauft bessere Lebensmittel, die jedoch selten billiger sind. Doch schlaues Kaufen und schlaues Kochen dürfte eher die Ausnahme als die Regel sein. Oder irre ich mich? Bei aller Kritik, das Kochbuch dürfte – keine Frage – für viele Prekarisierte vermutlich sowohl prächtig anzuschauen als auch praktisch und also von einem gewissen Nutzen sein. Und das ist gut so.
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Björn Freitag, Smart Cooking, Einfacher geht`s nicht, Kochen ohne Einkaufsstress und ohne Küchenchaos, Fotos: Hubertus Schüler, 94 Fotos, 168 Seiten, gebunden, mit Schutzumschlag, Format: 23,5 x 28 cm, Verlag: Becker Joest Volk, Hilden, April 2017, ISBN: 978-3-95453-128-8, Preis: 28,00 EUR (D), 28,80 EUR (A)