Ein abscheuliches Verbrechen der USA und ihrer NATO-Verbündeten

Gedenkstein bei Ramstein mit Namen aller Opfer. Foto: U.S. Air Force photo/Tech. Sgt. Benjamin Wilson, gemeinfrei, Ort und Datum der Aufnahme: Ramstein, 28.8.2013

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Beim Absturz am 28. August 1988 von zwei Piloten der italienischen „Frecce tricolori“ über der US-Luftwaffenbasis Ramstein hatten sie eine der Maschinen manipuliert. Beide Piloten waren am 7. Juni 1980 am Abschuss einer italienischen Linienmaschine DC 9 über Ustica beteiligt und nach der Flugschau zur Vernehmung vorgeladen.

In Italien wird in diesen Tagen an ein abscheuliches Verbrechen der USA und ihrer NATO-Verbündeten erinnert. An den Zusammenstoß der zwei Piloten der italienischen Kunstflugstaffel „Frecce tricolori“ am 28. August 1988 während einer Flugschau über der US-Luftwaffenbasis Ramstein, die in die Menge stürzten und mit über 70 Besuchern ums Leben kamen, über 450 wurden zum Teil schwer verletzt. Zumindest eine der Maschinen war laut Experten manipuliert worden. Die beiden Piloten waren am 7. Juni 1980 als Jagdflieger der NATO am Abschuss einer italienischen Linienmaschine DC 9 über Ustica beteiligt und nach der Flugschau zur Vernehmung vorgeladen.

An diesem 7. Juni 1980 war um 20.59 Uhr die Passagiermaschine DC 9 Mc Donnell Douglas der italienischen Fluggesellschaft Itavia unweit der nördlich von Sizilien liegenden kleinen Insel Ustica ins Thyrrenische Meer gestürzt. Alle 81 Insassen kamen ums Leben. Zu dieser Zeit führten zirka 30 Jäger, Radarflugzeuge, Flugzeugträger und U-Boote der NATO in diesem Gebiet ein Manöver durch. Ziel des Angriffs war der libysche Staatschef Muammar Al-Ghaddafi, dessen Maschine, eine Tupolew, sich zur selben Zeit über Ustica befand. Das Attentat gegen den Libyer sollte in Tripolis einen Putsch auslösen. Ghaddafi drehte aber überraschend ab. Proarabische Kreise in Rom hatten Kenntnis von dem Anschlag hatten und ihn in letzter Minute gewarnt. Der die DC 9 mit einer Rakete abschießende Pilot hatte das Flugzeug für die Tupolew gehalten, da sich beide Flugzeuge im Profil ähnelten.

Die USA versuchten von Anfang an zu vertuschen, dass sie für den Abschuss der DC 9 verantwortlich waren. In die Medien lancierte Berichte sprachen von einem Bombenattentat linker Terroristen. Dann wurden Abnutzungserscheinungen und schlechte Wartung der Maschine als Ursachen genannt. Dabei bewies die Itavia mit Radaraufzeichnungen des römischen Flughafens Fiumicino umgehend, dass eine Rakete auf die DC 9 abfeuert worden war. Die NATO und ihre Geheimdienste, allen voran die CIA, erklärten jedoch, „sämtliche Maschinen seien am Boden, alle Raketen in den Hangars“ gewesen. Noch im März 1989 erklärte das Pentagon, dass „zur Zeit des Unglücks weder Schiffe noch Flugzeuge der US-Marine oder -Luftwaffe in oder über dem Thyrrenischem Meer anwesend waren.“ In Rom verbreitete US-Botschafter Richard Gardner denselben Standpunkt. Manfred Wörner (BRD), seit Dezember 1987 NATO-Sekretär, deckte das Verbrechen ebenfalls und beteuerte, laut „Spiegel“ (Nr. 14/1991) „die Unschuld der NATO-Piloten“.

In einer von den Geheimdiensten inszenierten Desinformationskampagne wurde die angebliche Bombenexplosion jahrelang am Kochen gehalten. Der Standpunkt der Itavia wurde bestätigt, als 1987 endlich das in etwa 3000 Meter Tiefe liegende Wrack der DC 9 gehoben wurde. Im Inneren der Maschine waren keine Spuren von Flammen zu erkennen, was eine Bombenexplosion ausschloß. Einen Raketeneinschlag bestätigte dagegen die Tatsache, daß eines der beiden Triebwerke völlig geschmolzen und im Frachtraum Einschläge zu erkennen waren. Bezeichnenderweise wurde der Voicerecorder, der die letzten Meldungen des Piloten aufgezeichnet haben mußte, von der französischen Bergungsgesellschaft IFREMIR angeblich nicht gefunden. Das Unternehmen, das bereits mit den Amerikanern Teile der 1912 gesunkenen Titanic geborgen hatte, wurde beschuldigt, den Fund unterschlagen zu haben.
Obwohl die Absturzstelle der DC 9 genau bekannt war, waren die Bergungskommandos in ein weit abseits liegendes Gebiet geschickt worden. Es sollte keine Überlebenden geben, die Aussagen konnten, dass die Maschine von einer Rakete getroffen wurde. Das Nachrichtenmagazin „Panorama“ berichtete 1989, die DC 9 habe sich noch einige Stunden über Wasser gehalten, bis Ihr Rumpf im Morgengrauen von Froschmännern eines britischen U-Bootes gesprengt worden sei. „Panorama“ zitierte einen Zeugen aus Militärkreisen, dass es bis zu dieser Sprengung noch Überlebende gegeben habe.

In den folgenden Jahren wurden über ein Dutzend Mitwisser des Verbrechens umgebracht. Darunter der Luftwaffengeneral Licio Giorgio, ein Radarexperte, der sich in der Absturznacht in einem Spezialflugzeug für elektronische Kriegführung, einer PD 800, über Ustica befand. Der Geheimdienstoberst Alessandro Marcucci, der am Abend des 27. Juni Dienst hatte, stürzte vor seiner Vernehmung mit einem Sportflugzeug ab. Der Kommandant der Radarzentrale „Martina Franca“, General Roberto Boemio, wurde in Brüssel von unbekannten Tätern erstochen.

Bei der Vertuschung ihrer Verantwortung für den Abschuss über Ustica scheuten die Drahtzieher des Verbrechens nicht davor zurück, den Zusammenstoß der zwei Piloten der italienischen Kunstflugstaffel „Frecce tricolori“ am 29. August 1988 zu inszenieren. Mit ihrem Tod wurde verhindert, dass sie am nächsten Tag zu dem Abschuss der DC 9 am 7. Juni 1980 über Ustica, an dem sie als Jagdflieger beteiligt waren, vernommen werden konnten.

Nachdem mehrere Staatsanwälte angesichts der mysteriösen Todesfälle das Handtuch geworfen hatten, übernahm nach der Katastrophe von Ramstein der in Terrorfragen erfahrene Staatsanwalt Rosario Priore die Ermittlungen. Er stellte die Tonbänder der Radarzentrale sicher, die dem CIA-Chef in Rom, Duane Clarridge, ausgehändigt worden waren. Der USA-Botschafter hatte einen „Sonderstab Ustica“ gebildet, der alle Beweise unter Verschluss nahm. Ex-Verteidigungsminister Lagorio bestätigte, dass die Geheimdienste die Ermittlungen in falsche Richtungen lenkten. Der General räumte auch ein, Zeugen seien „beseitigt“ worden. Staatsanwalt Priore wies nach, dass die DC 9 von einem NATO-Jäger abgeschossen wurde, es aller Wahrscheinlichkeit nach ein Amerikaner war. Er klagte neun italienische Generäle und Offiziere wegen Hochverrats, Irreführung der Behörden, Beweisunterdrückung und Zeugenbeeinflussung an. Eine Anklage wegen Mittäterschaft bei der Ermordung oder zumindest des Totschlags der 81 Insassen der DC 9 wurde nicht zugelassen, auch nicht wegen Zeugenbeseitigung. Natürlich kamen auch die eigentlichen Drahtzieher des Verbrechens, die Verantwortlichen aus CIA und anderen westlichen Geheimdiensten sowie der NATO, unter ihnen der damalige Sekretär Wörner, nicht vor die Schranken des Gerichts. Die Urteile fielen mild aus. Die Verurteilten kamen bald wieder auf freien Fuß, ihre Karrieren litten darunter nicht. Der verurteilte General Lamberto Bartolucci stieg später zum Generalstabschef des Verteidigungsministers auf.

Am 21. September 2011 verurteilte ein Gericht in Palermo die italienische Regierung, den Angehörigen der 81 Absturz-Opfer 100 Millionen Euro Entschädigung zu zahlen. Im Urteil hieß es, dass die italienischen Behörden, durch „Unterlassungen“ den Absturz deckten. Die in einem Verband der Hinterbliebenen zusammengeschlossenen Verwandten hatten jahrzehntelang nicht nur um materielle Entschädigung gekämpft, sondern vor allem auch um die Entlarvung des Verbrechens von CIA und NATO, das die italienischen Behörden, wie es im Urteil des Gerichts (wenn auch verharmlosend) hieß, durch »Unterlassungen« deckten und vertuschten. Trotzdem werden bis heute noch immer 7 Dokumente zum Fall „Ustica“ trotz mehrfach wiederholter Anträge vom Verteidigungsministerium nicht freigegeben werden. Dem Amt steht seit Oktober 2022 Guido Crosetto von den faschistischen Brüdern Italiens (FdI) von Georgia Meloni vor.

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