Drangehängt – „Cinema for Peace“ 2010 überreicht Friedenspreise und läßt Stars und Sternchen funkeln

Erst einmal das Staraufgebot am Abend. Gorbatschow und Leonardo DiCaprio sind ja schon fast ein alter Hut, denn auch letztes Jahr lobten sie sich gegenseitig. Bleibt der eine verhalten, so mischt der Junge kräftig auf. War schon witzig, wie der Hollywoodstar seinen eigenen Auftritt auf der Riesenleinwand des Festsaales, mit dem Kleinstvideo festhielt. Mitten im Geschehen mit den anderen und während die Ansprach weiterging, dreht er sich um und verdoppelte über die Leinwand das Geschehen, so daß seine Aufnahmen dann eigentlich die Kopie von der Kopie wären. Aber solche Gedanken sind viel zu filmtheoretisch an einem Abend, wo die einen, die Veranstalter Geld in die Scheunen bringen wollen, und die anderen nutzen, daß ihre Person im Blitzlichtgewitter bekannter wird, zumindest den Bekanntheitsgrad hält.

Auch immer dabei sind Catherine Deneuve und der irische Musiker Bob Geldorf. Der französischen Filmschauspielerin sah man am Abend nicht an, daß sie mittags wegen Unpäßlichkeit nicht an der vorgeschalteten Pressekonferenz teilgenommen hatte, weswegen das Podium frauenlos blieb. Neun Männer saßen dort und berichteten von Friedensinitiativen, neben Herrn Gorbatschow auch Louis Moreno-Ocampo, Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag, dessen Institution im neuesten Filmthriller von Roman Polanski eine wichtige Rolle spielt. Anwesend waren auch Schauspieler Michael Mittermeier und Thomas Sabo, dessen gleichnamige Firma, Schmuck- und Uhren, zu den Hauptsponsoren des Ereignisses zählt. Moderator Jaka Bizij hatte für die abendliche Gala als Titel „Versöhnung – Reconciliation“ angekündigt und dies inhaltlich erläutert mit: „Die Erkenntnis, daß wir über Grenzen, Vorurteile und Feindschaf hinweg nur gemeinsam eine Chance auf eine friedliche, gerechtere Zukunft haben.“

Im Zentrum der Friedensarbeit stehen dieses Jahr die Länger Israel/Palästina, Nordirland sowie Tibet; inhaltlich geht es um die Themen „Kulturelle Identität“, „Umwelt“, auch „Internationales Recht“. Zur Gala waren auch eine Reihe Prominenter erschienen, hauptsächlich aus dem Filmreich, schließlich geht es auch um „Cinema for Peace“. Wir sahen außer den Erwähnten noch Daniel Brühl, Marie Bäumer, Sonya Kraus, Jan Josef Liefers und Anna Loos, Heike Makatsch, Jana Pallaske, Katja Riemann, Oskar Roehler, Andrea Sawitzki und Regina Ziegler. Sie alle kommen, weil neben dem Unterhaltungswert des Abends und dem Speis und Trank im schönen Saal, die Preisverleihung der Höhepunkt und Anlaß der Gala ist.

Dabei ist dann die Verleihung des Internationalen Green Film Award 2010 das wesentliche Ereignis. Kandidaten für die Auszeichnung waren die Filme Banana!, Crude, Home, Into Eternity und Avatar, zudem Roland Emmerich für Blockbuster-Unterhaltung mit grüner Boshaft und Robert Redford für seinen lebenslangen Einsatz für den Umweltschutz.

Gewonnen hat den Green Film Award 2010 der US-Regisseur Joe Berlinger für seinen Film „Crude“, den Michael Gorbatschow und Leonardo DiCaprio überreichten. Im Film geht es um die Machenschaften eines Ölkonzerns in Ecuador, gegen den zehntausend Ecuadorianer prozessieren. Daß solche Themen heute spielfilmwürdig sind, zeigt, daß Umwelt und Wirtschaftsverbrechen dazu schon lange nicht mehr Kavaliersdelikte sind, sondern auf eine wache Umweltgemeinde in der Welt stoßen, die für den Sieg zumindest auf der Leinwand ins Kino gehen und damit Geld in die Filmindustrie speisen. Nur dann, wenn solche Filme auch erfolgreich sind, gibt es weitere.

In ihren Reden rühmten DiCaprio und Gorbatschow die Initiativen der humanistischen Filmemacher: „Was ich gemerkt habe ist, daß ich diesen Menschen, diesen Experten, diesen Helden, ein Forum geben wollte, daß nicht auf einen zehnsekündigen Beitrag in den Medien reduziert ist. Ich wollte ihnen die Möglichkeit geben auszudrücken, was sie in ihrem Leben gelernt haben. Und darin liegt die Bedeutung der heutigen Veranstaltung,“, sagte Leonardo DiCaprio. Und Michail Gorbatschow unterstrich die Notwendigkeit weiterzumachen: „Ich schätze die Initiative der Organisatoren, die nun meine Freunde sind und dieses Projekt ins Leben gerufen haben. Laßt uns vor den Hindernissen auf unserem Weg keine Angst haben. Laßt uns weitermachen.“

Innerhalb der Kandidaten für den CINEMA FOR PEACE Award for Most Valuable Movie of the Year erhielten Michael Hanekes (Regie) und Stefan Arndts (Produzent) Oscar-Anwärter Das weiße Band den Preis. Bester Dokumentarfilm wurde The Picture of the Napalm Girl des deutschen Produzenten Marc Wiese. Der Film "Children of War“ von US-Produzent Bryan Single über Kindersoldaten wurde mit dem Gerechtigkeitspreis ausgezeichnet. „Ich bin verantwortlich dafür, was vor Gericht passiert. Aber wir brauchen Filmemacher, die das Leben dieser entführten Kinder, den Menschen hier in Berlin, in New York, Tokio und Sao Paulo erklären. Deswegen bin ich froh, den CINEMA FOR PEACE Gerechtigkeitspreis an einen Film über Joseph Kony, an einen Film über Kindersoldaten, zu verleihen.“, sagte Moreno-Ocampo.

Folgende Awards wurden darüber hinaus verliehen: The Stoning of Soraya M. von Regisseur Cyrus Nowrasteh und Women in Shroud von Farid Haerinejad und Mohammad Reza Kazemi erhielten ebenfalls den CINEMA FOR PEACE Justice Award. Der Film Tibet in Song des Regisseurs Ngawang Choephel erhielt den International Human Rights Award. Oscar-Preisträger Danis Tanovic (Regisseur), Cedomir Kolar (Produzent) und Sir Christopher Lee (Schauspieler) wurden für ihren Film Triage mit dem Preis für die wertvollste Arbeit des Jahres ausgezeichnet. Five Minutes of Heaven mit Schauspieler Liam Neeson wurde mit dem Award for Reconciliation geehrt. Der CINEMA FOR PEACE Ehren-Award ging an Laura Waters Hinson für ihren Film As we forgive und an den Präsidenten von Ruanda, Paul Kagame.

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