Dominikanische Republik: Eine Heilige in Beton

Vor der malerischen Küste des „Parque National del Este“ kann man Seesterne entdecken.

Natürlich hat auch das Preiswerte seinen Preis. Im (zur TUI gehörenden) Hotel „RIU Palace Punta Cana“, fünf Sterne, das im Mai 2006 eröffnet wurden, kostet der Luxus-Spaß jetzt im Winter rund 1800 Euro für zwei Wochen. Pro Person. Alles inklusive. Dafür gibt es Service der Spitzenklasse, Essen rund um die Uhr und Gin-, Brandy-, Rum- und Whiskeyflaschen auf dem Zimmer. Kopfüber hängen sie an der Wand und fordern Selbstdisziplin. In dem palastähnlichen Hotel, das einem vorgaukelt, Schlossherr im Schlaraffenland zu sein, wird dem Gast jeder Wunsch von den Lippen abgelesen. Kein Wunder, dass die „Dom-Rep“, nach Kuba zweitgrößte Insel der Großen Antillen, mit Abstand das beliebteste Fernreiseziel der Deutschen ist. Stündlich landen Flugzeuge aus Frankfurt, Berlin, München oder Düsseldorf auf dem Flughafen von Punta Cana, der übrigens Julio Iglesias gehört.

Bald jedoch werden die Zeiten vorbei sein, da sich die Dominikanische Republik als billiges Reiseziel verramschte. Mit Hochdruck arbeitet man daran, das selbst geschaffene Image los zu werden. Gesucht werden Reisende mit dickerer Brieftasche (ohne die Touristen mit dem kleineren Geldbeutel zu vergraulen!), die sich neben Sonne, Meer und Strand auch für die Geschichte des Landes interessieren, für Sitten, Bräuche und den Alltag der Menschen.

Und da gibt es Überraschendes zu entdecken, sobald man seine „goldene Hotelinsel“ verlässt. Higüey etwa, nur anderthalb Stunden von Strand, Meer und Palmen entfernt, ist ein Zentrum der Zuckerindustrie. Riesige Plantagen stehen in der Landschaft. Wie vor hundert Jahren wird das Zuckerrohr noch mit der Machete geschlagen. Die Saisonarbeiter, die diesen Knochenjob erledigen, stammen zum größten Teil aus dem benachbarten Haiti. Sie schlagen die Macheten im Rhythmus ihres Gesangs. Zu hohen Bündeln aufgeschichtet, werden die Zuckerstangen abtransportiert. Saft tropft herab, zäh und klebrig. „Vom Zucker, vom Kaffee oder der Viehzucht leben nur die, denen das Land gehört“, sagt unser dominikanischer Reiseführer, ein freundlicher, fröhlicher Mann. „Die armen Leute schaffen im Tourismus. Die Reisebranche ist längst Wirtschaftsfaktor Numero Eins. Vor 20 Jahren hatte Higüey ca. 18 000 Einwohner. Heute leben mehr als 165 000 hier. Und jeden Tag kommen neue Familien an, um Arbeit in den Hotels zu suchen.“

In Higüey, der Provinzhauptstadt der Region Punta Cana, steht stolz und mächtig das stabilste katholische Gotteshaus der Welt, die Basilica de Nuestra Senora de la Altagracia. Die Kirche ist komplett aus Beton gegossen. Am Ende einer breiten Allee gelegen, ist sie mit ihren charakteristischen Bögen und Wandstrukturen zum Wahrzeichen der Stadt geworden. Higüey gehört zu den ältesten Städten der Neuen Welt. Ihre Gründung geht auf das Jahr 1494 zurück. Anfang des 16. Jahrhunderts war es der Conquistador Juan Ponce de Leon, der die Ortschaft besiedelte. Wenige Jahre danach tauchte auf wundersame Art und Weise das wundersame Marienbildnis in Higüey auf. Schon bald danach begann der im ganzen karibischen Raum verbreitete Kult um die „Madonna de la Altagracia“, der viele Wunder zugeschrieben werden. Die Verehrung der Schutzpatronin der Dominikanischen Republik erreicht am 21. Januar ihren Höhepunkt. Wallfahrer aus der ganzen Karibik pilgern nach Higüey, um an der Prozession teilzunehmen.

Ein Stück Alltag entdeckt man auch auf dem Markt der Stadt. Er ist eine Welt für sich. Obst und Gemüse gibt es in Hülle und Fülle. Prall gefüllt sind die Jutesäcke mit Kartoffeln oder Reis. Aus starren Augen gucken einem bunte, fremdartige Fische an und bleiche, gerupfte Hühner. Mopeds knattern durch die Gassen, Schubkarren mit Apfelsinen werden von Punkt A nach Punkt B geschoben, Bananen gibt es gleich Staudenweise, es wird gerufen, gesungen, gelacht. Und über allem liegt der Geruch von ungekühltem Fleisch, das durch scharfe Gewürze haltbar gemacht wurde. Wem es da ein wenig blümerant in der Magengegend wird, der sollte sich einen dominikanischen Rum genehmigen. Ihn kann man ohne Reue genießen.

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Reise-Infos: Fremdenverkehrsamt der Dominikanischen Republik, Kaiserstraße 13, 60311 Frankfurt am Main; Tel.: 069/49699139; Fax: 069/4969283430;

Internet: www.godominicanrepublic.com

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