Direktberichterstattung aus dem Berliner Olympiastadion – Hertha BSC gegen Borussia Dortmund 0:1 (0:0)

80. Minute – Lewandowski zieht aus spitzem Winkel ab, will Kraft tunneln. Der hält die Beine zusammen. Kein Tor. Der Meister offenbart augenscheinlich Unverständnis, wie er mit aufs Kaputtmachen eines schnellen Spiels reagieren soll. Änderung und also Anpassung in Aufstellung und Formation als Reaktion auf die Destruktion von Hertha BSC vermissen wir beim BVB-Trainer Jürgen Klopp.

79. Minute – Taktischer Wechsel bei den Gästen. Hummels macht Platz für Santana.

77. Minute – Auch Jürgen Klopp wechselt. Bevor Moritz Leitner kommt, wird er vom Meistermacher noch einmal umarmt. Nähe zum Mann statt Distanz zum Geschen. Kein Wunder, daß den Dortmundern der "Spielwitz" und also Spielzüge als passende offensive Antwort auf die defensive Marschrute der Hauptstädter abhanden kommt. Für Barrios ist diese Bundesligabegegnung vorbei. Der HSV ist im Hanseatenduell zum Anschlußtreffer gegen Werder gekommen. Petric erzielte an der Elbe das viel umjubelte Tor gegen den Erzrivalen von der Weser.

75. Minute – Ronny taucht vor Weidenfelder auf. Unverhofft kommt oft. Niemeyer wälzt sich derweil auf dem Rasen.

74. Minute – René Tretschok, "Trainer für einen Tag", wie wir vermuten dürfen, wechselt zum zweiten Mal. Er bringt mit Ronny einen offensiven Mann mit Regionalliganiveau fürs massiv-destruktuve Mittelfeld und holt seinen Linksverteidiger vom Feld. Für Bastians steht nun Kobiashvili wieder links hinten in der letzten Viererkette.

70. Minute – Beide Trainer stehen vor den Bänken, warten auf weitere Erträge. Wieder ein Weitschuß der Herthaner vor 74.244 Zuschauern. Ausverkauft! Der Schuß aus der Ferne fliegt nicht ganz so weit am Tor vorbei. Schuß aufs Tor dürfen Statistiker notieren.

66. Minute – Tooooor für Dortmund. Kevin Großkreutz trifft für den Deutschen Meister. Gut und gerne 20.000 Schlachtenbummler tauchen das Olympiastadion in Gelb und Schwarz. Der Meister führt verdient gegen eine tief stehende Berliner Elf, die jedoch mit dem einen oder anderen Konter gefährlich nah vor Weidenfelder aufzutauchen versteht und auch die beiden Weitschüsse von Eberbt sollen nicht unerwähnt bleiben. Sie beweisen nämlich nicht nur Mut zum Schuß aufs Tor sondern Unvermögen des Spielers, sich in eine bessere und dem Tor nähere Schußposition zu bringen wie auch der nicht mitgelaufenen Mitspieler, sich als besser platziert anzubieten. „Wir holen den DFB-Pokal und wir werden Deutscher Meister“ singen die BVB-Fans, denen das Desaster der Berlin egal ist. Und der Berliner-Anhang? Er hält dagegen mit „Ole Hertha BSC“. Die "deutsche Tugenden" Kämpfen und Laufen mit Ole zu besingen, das ist – gewitzigt gesagt – Zynismus.

63. Minute – Wechsel bei Hertha BSC. Neu im Spiel: Pierre-Michel Lasogga. "Tretschok, das ist mal eine Ansage", raunt neben mir ein (Sport-)Journalist auf der Pressetribüne. Hertha greift nun mit zwei Stürmern, Ramos und Lasogga an, hinter denen Raffael als Spielmacher völlig freie Hand zu haben scheint. So konzept- wie strukturlos wirkt das, was der ansonsten tolle Techniker macht. Rukavytsya schaut nun von der Bank zu. Zurück zur "Ansage". Entweder hält man Catenaccio von der ersten bis zur letzten Minute durch, um mit dieser Fußballunkultur des letzten Jahrhunderts durchzukommen, oder der Griff ins Wechselkabinett ist einer ins Klo.

60. Minute – Die Ostkurve macht mobil. Fans im Rund halten zwei Transparente in die Höhe. „Lügen haben kurze Bein? Dann hat die B.Z. wohl keine! Springerpresse halt ENDLICH die Fresse!!!“ Lassen wir das im Raum stehen, während 10 Herthaner die Räume eng machen. Tor in Leverkusen. Stefan Kießling bringt Bayer endgültig auf die Siegerstraße. Der künftige Ex-Club von Michael Ballack führt mit 3:1 gegen Aufsteiger Augsburg.

57. Minute – Die Videowände verraten wieder einen Zwischenstand aus einem anderen Stadion. Tor in Leverkusen. Leverkusen führt 2:1 gegen Augsburg.

53. Minute – Wie eine Kopie der vorangegangenen Atkion läuft der Angriff von Hertha BSC erneut und zwar erst ab durch die Mitte, dann gibt Raffael raus nach rechts auf Ebert, der seine Seite beackert wie einst Briegel die Linke, nur nicht so leichtathletisch. Ebert bekommt das Leder zwar schön in den Lauf, doch er schießt … wieder vorbei.

51. Minute – Wieder ein sehenswerte Angriff der Gäste, wieder über die rechte Seite. Halb Torschuß, halb Flanke ”¦ jedenfalls an Freund und Feind vorbei, wenn auch knapp. Das Leder lümmelt ins Aus.

50. Minute – Ramos stolpert sich Richtung Strafraum, paßt rechts raus auf den mitgelaufenen Ebert, der zeiht ab.Weit weg von Weidenfelder fliegt der Ball ein, zwei, drei, vier, fünf Meter am linken Pfosten vorbei ins Toraus. Was soll das?

46. Minute – Die zweite Hälfte erlebt Owomoyela auf dem Platz. Hinten rechts für den vermutlich verletzten Piszczek, der in der Kabine bleibt.

45. Minute – In höchster Not rettet Kraft vor Piszczek. Der liegt nun auf dem Rasen des Berliner Olympiastadions wie die Spielkultur der Hertha.

40. Minute – Erneut agiert der BVB über seine rechte Angriffsseite, stößt blitzgeschwind vor und kommt doch nur zu einer Ecke. Die führt wie sämtliche Standards bis dato nicht zum gewünschten Erfolg.

38. Minute – Freistoß Blaszcykowski von der linken Seite auf Barrios, der auf Mats Hummels verlängert. Kraft greift vorbei, der Ball fliegt vorbei. Die Szene ist vorüber. Die Berliner Abwehr wankt, die Null steht.

37. Minute – Direkter Gegenzug des BVB. Eckball. Reingabe, Rumgestochere, Schüsse. Kein Tor. Dennoch: Die Stimmung steigt, der Lärmpegel klettert nach oben, die Uhr rattert runter. Noch wenige Minuten bis zur Pause.

36. Minute – Raffael allein vor Weidenfelder. Unglaublich. Der tolle Torwart wehrt ab. Beim 0:0 bleibt es. Die Partie nimmt an Fahrt auf und Spannung zu. Es wirkt, als wolle eine im Wesentlichen spielerisch limitierte Mannschaft über den „Kampf ins Spiel“ finden, so daß der Funke auf das nicht gerade begnadete Publikum überspringt, denn die Besonderheit der taktischen Maßnahme wirkt. Beifall winkt den Bravourösen im Endkampf der Bundesliga. Doch Laufbereitschaft im Laufsport Fußball darf König Kunde, der im Berliner Olympiastadion längst Bettelmann ist, erwarten. Ausrufezeichen.

31. Minute – Endlich wieder schnell gespielt und erneut über die rechte Angriffsseite der Gäste. Der Ball landet final bei Barrios, der, wieder einmal völlig freistehend, das Spielgerät nicht unter Kontrolle bekommt. Wie viele Möglichkeiten wird der gebürtige Argentinien, der für die Nationalmannschaft Paraguays spielt, noch freistehend versemmeln, bis wir beim 1994 geborene Lateinamerikaner Chancentod schreiben?

28. Minute – Während beide Berliner Mauern vor demn Tor stehen fallen Tore in anderen Stadien. Nürnberg führt zuhause gegen den 1. FC Köln Dank eines Treffers von Esswein.

24. Minute – Derart, wie die Berliner von Trainer Tretschok auf und eingestellt wurden, wundern wir uns nicht über die Nachricht, die auf den beiden Bildschirmen blinkt. Beim Ballbesitz liegt Borussia bei 60 Prozent, die „alte Dame“, wie Tante Hertha gerne genannte wird, kommt also auf 40.

15. Minute – Missverständnis in der Hertha-Hintermannschaft, die, so scheint es, nicht nur mit einer Doppelsechs aus Niemeyer und Kobiashvili vor der Viererkette verteidigt, sondern mit zwei Viererketten vor Kraft abwehrt. Hinter der Hauptkampflinie, der letzten Reihe, und vor Keeper Kraft kämpfen Janker, Mijatovic und Hubnik, beide bilden die Innenverteidigung, und Bastians, um die Null, die offensichtlich so lange stehen soll wie möglich, zu halten, bis, ja bis was eigentlich? Bis die Ersatzarmee im Endkampf der Bundesliga eingreift? Doch, doch, das ist klar und klassisch. Das ist Catenaccio! Nur Raffael und Ramos, die beiden Brasilianer, dürften vorne tun, was sie wollen, doch Raffael es nicht unterlassen, nach hinten mitzu“arbeiten“. Die Mannschaft im Blaumann arbeitet Fußball. Prima fürs Proletariat, doch fürs besser aus- und gebildete Prekariat im weiten Rund dann doch zu mager. Wie auch immer: Im Berliner Westen hat der Kopf mal Pause. Basta in Berlin: Nach einer Viertelstunde zeichnet sich ein Arbeitssieg oder eine Nullnummer ab.

12. Minute – Endlich einmal eine Ballstafette der Herthaner. Querfeldein und flott voran, von hinten links bis vorne rechts. Ebert holt eine Ecke raus, tritt selber an. Resultat: Nicht der Rede Wert.

8. Minute – Völlig freistehend segelt Barrios das Runde auf seinen Kopf wie einst Hereingaben von Manfred Kaltz auf den Schädel von Horst Hrubesch. Doch der Torjäger bekommt augenscheinlich nicht genug Druck hinter das Ding. Kraft kann stehendbleiben wie eine Eins und fängt. Keine Frage: Das hätte das 1:0 sein können. Müssen werden manche meinen. Vorweg sahen wir ein schnelles Kurzpassspiel über die rechte Seite der Westfalen.

7. Minute – Frisch – auch frech – spielen die abstiegsbedrohten Berliner vorwärts, kommen jedoch nur unbehelligt bis zur Strafraumgrenze. Spätestens bei Sebastian Kehl, dem „Sechser, ist Schluß mit Sturm und Drang.

1. Minute – Raffael fällt an der Kante zum Kastenglück. Pfiffe in der Ostkurve. Der Elfmeterpfiff bleibt aus. Und beim Brasilianer ”¦ Stockfehler, Fallwinde? Hauptschiedsrichter Marco Fritz fällt nicht darauf rein, läßt weiterspielen. Die Hausherren spielen von Kopf bis Fuß in Dunkelblau, der Meister in Grellgelb.

Noch eine Minute – Es ist Samstag, 15:30 Uhr. Das Berliner Olympiastadion ist voll mit Berlinern, Brandenburgern und Schlachtenbummler der Westfalen. Zehntausende in Gelbschwarz sowie Blauweiß stehen und sitzen bei winterlichem Wetter. Der Boden ist so hart wie die Sitzschale.

Noch 5 Minuten – Die Aufstellung des krisengeschüttelten und vom Kopfe her stinkenden Hauptstadtfußballunternehmens aus dem Berliner Westend, sprich: Hertha BSC, lautet: Thomas Kraft im Torraum, Levan Kobiashvili, Roman Hubnik, Andre Mijatovic, Christoph Janker, Adrina Ramos, Raffael, Nikita Rukiavytsya, Peter Niemeyer, Patrick Ebert und Felix Bastians im Vorfeld. Auf der Ersatzbank nehmen Platz: Maikel Aerts als Ersatztorwart, Ronny als Bruder, Sebastian Neumann, Pierre-Michel Lasogga, Fanol Perdedaj, Marco Djuricin und Alfredo Morales. Verletzt sind Lell, Franz und Lustenberger. Ottl gilt gesperrt. Trainiert wird Hertha BSC hier und heute von René Wer Tretschok.

Noch 10 Minuten – Kaum Platz genommen auf der Pressetribüne des Berliner Olympiastadions kommen wir zu den Gästen der heutigen Partie der 1. Fußball- Bundesliga der Männer. Borussia Dortmund wird nach wie vor erfolgreich von Jürgen Klopp trainiert. Der Meistermacher stellt Roman Weidenfeller ins Tor und Neven Subotic, Sebastian Kehl, Robert Lewandowski, Mats Hummels, Jakub Blaszczykowski, Luca Barrios, Kevin Großkreuz, Sven Bender, Lukasz Pisczek und Marcel Schmelzer davor. Ersatzspieler mit Einsatzwunsch sind Mitchell Langerak, Moritz Leitner, Ivan Perisic, Ilkay Gündogan, Chris Löwe, Patrick Owomoyela und Felipe Augusto Santana. Beim Deutschen Meister sind Kagawa, Götze und Koch nicht einsatzbereit.

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