90. Minute – Schiedsrichter Meyer pfeift ab. Bayern München gewinnt die 22. Meisterschaft. Auf den Schnapszahl-Titel wird Bier gereicht. Uns reichen helfende Hände die Statistik. 8 Ecken für Hertha, 2 für Bayern. 12 Torschüsse für Hertha, 17 für Bayern. Das kann sich aus Sicht der Berliner noch sehen lassen. Doch nur 38 Prozent Ballbesitz für Hertha, entsprechend hoch mit 62 Prozent fällt der Ballbesitz für Bayern aus, verdeutlicht: Agiert hat über weite Strecken nur eine Elf: Bayern München. Aus dieser guten wie geschlossen auftretenden Truppe ragen Ribery (mit vier die meisten Torschußvorlagen) und Robben (mit sieben die meisten Torschüsse), Schweinsteiger (mit 155 die meisten Ballkontakte) und Badstuber (mit 75 Prozent der Zweikampfstärkste) besonders heraus. Erwähnenswert noch, daß bei Hertha Ebert die meisten Torschußvorlagen gab. Vier schaffte er in der kurzen Zeit, die Funkel ihn laufen ließ. Als Zweikampfstärkster Berliner wird Lustenberger (70 Prozent) genannt, den Hertha`s letzter Fußballlehrer, Lucien Favre, mit aus der Schweiz an die Spree nahm. Der Junge hat sich gemausert und wird sicher bei anderen Vereinen noch an Kampfkraft gewinnen.
89. Minute – Jetzt finden die Schlachtenbummler in Rot und Weiß das Spiel „so schön, so schön“.
87. Minute – Tor für den FC Bayern München. Das Schaulaufen von Arjen Robben geht weiter.
85. Minute – Lustenberger geht, Gekas kommt, begleitet mit Pfiffen, die sonst nur Wichniarek um die Ohren fliegen.
78. Minute – Stammspieler Olic geht, Auswechselspieler Klose (offensichtlich immer noch gut genug für Bundestrainer Löw) kommt und zeigt gleich, warum er nicht mehr erste Wahl bei van Gaal ist. Unbedrängt bedient er den Gegenspieler. Über 75.000 Zuschauer sehen das.
74. Minute – Robben läuft, schaut, schießt und trifft. Tooor für den Niederländer, Tor für München. Seine Gegenspieler schauen nur zu. Nach diesem Führungstreffer eine Viertelstunde vor dem Ende steigt die Stimmung.
65. Minute – Funkel wechelt. Ebert kommt für Piszczek.
63. Minute – Ecke Kobiashvili, Kopfball Kacar. Butt hält.
60. Minute – Ribery weicht für Altintop.
57. Minute – Cicero hämmert unbedrängt den Ball in die Wolken. Peinlich. Tante Hertha`s Anhänger wirken lethargisch. Kaum einer geht, kaum einer pfeift. Es ist wie im Mai `45, meint einer. Das können wir nicht bestätigen, aber nach einer Befreiung sieht`s heuer nicht aus. Dann schafft die Trümmertruppe, das letzte Aufgebaut des Berliner Sportclubs aus dem Nichts den Ausgleich. Tor. Ramos trifft das Tor. Die Vorlage kam von Cicero.
50. Minute – Langeweile breitet seine Schwingen. München will nicht mehr und Tante Hertha kann nicht mehr. Auf den Rängen ein ähnliches Bild. Das Operettenpublikum der Bayern genießt und schweigt wie der Hertha-Anhang, der sich nur beim Aufruf des Namens Funkel bemerkbar machte. Ein paar Hundert Bayern, darunter auch Berliner und Brandenburger, gröhlen. Die alte Leier vom „Deutschen Fußballmeister“ läuft. Fällt denen den nichts anderes ein? „Hier herrsche eine Stimmung wie im Kaiserklo an der Autobahn nach München“, meint ein Kollegen. Kann man so sagen.
46. Minute – Noch eine Dreiviertelstunde, dann ist das Elend der Westberliner Tante aus dem Wedding vorerst vorbei, die Erinnerung an Tasmania aus dem Berliner Stadtteil Neukölln hochkommen läßt. Mancher möchte kotzen, wenn er könnte. Preußisch Blau und blaß sehen zumindest einige auf dem Grün aus. Nun zu den Wechseln: Van Bommel sitzt jetzt auf der Bank. Pranjic spielt für ihn mit.
40. Minute – Weil wenig passiert erwähnen wir einen Kopfball von Kacar. Kein Problem für Butt. „Deutscher Fußballmeister“, singen derweil die vielen, vielen Bayern-Fans und feiern. 63 Prozent Ballbesitz für die Münchener sagt alles über diese Begegnung. Tante Hertha kann man heute mit den Füßen zuerst aus dem Stadion tragen, meinen wir und schrecken nicht davor zurück, das auch so zu schreiben.
32. Minute – Schiedsrichter Meyer ermahnt Müller. Freistoß für Hertha BSC aus 20 Metern im rechten Halbfeld. Kobiashvili tritt an, trifft richtig und der Ball fliegt Richtung Tor. Butt fliegt auch, in die richtige Ecke und klärt zur Ecke. Beide Beteiligten ernten Beifall. Für Wolfsburg trifft Dzeko zum 3:0. Patrick Helmes bringt Leverkusen in Mönchengladbach in Führung. Bayer`s Werkself führt mit 1:0 bei der Borussia.
30. Minute – Ein Weitschuß mit 128 km/h von Ribery landet in den Armen von Drobny.
26. Minute – Ein Konter der Bayern bleibt im Schoß der alten Tante hängen. „Danke für Nichts!!!“ Das steht auf einem von mehreren Transparenten, die sich kritisch mit der Abstiegssaison auseinandersetzen.
24. Minute – Schneller Vorstoß der Berliner über die rechte Seite. Den Schuß von Piszczek blockt Butt.
20. Minute – Ein Schuß, ein Tor. München führt hochverdient Dank eines Treffers von Olic mit 1:0. Von der Pressetribüne sieht man wunderbar die Struktur, die Organisation mit der der FCB Tante Hertha permanent unter Druck setzt. Eine Linie ist bei den Hauptstädtern kaum zu erkennen. Höchstens die Viererkette, bevor sie durcheinander gewirbelt wird. Wolfsburg führt gegen Frankfurt mit 1:0. Misimovic trifft (21.). Mike Hanke läßt die 96er jubeln. Hannover führt mit 2:0 in Bochum.
18. Minute – Erneut narrt Ribery die halbe Hertha-Abwehr. Doch die Tante klärt zur Ecke. Die Hereingabe von Ribery faustet Drobny weit ins Feld. Hier spielt nur eine Mannschaft und zwar die des FC Bayern.
16. Minute – Janker foult Olic. Den fälligen Freistoß aus über 20 Meter schießt Robben in die Mauer. Hannover führt 1:0 in Bochum, Bruggink trifft in der 9. Minute.
12. Minute – Drobny hält. Noch steht die Null. Ribery und Robben spielen im Strafraum miteinander und versuchen sich. Nicht zum ersten Mal in dieser noch jungen Begegnung sehen wir die hohe Schule der Fußballkunst.
9. Minute – München agiert wie gewohnt. Vor Butt bilden van Buyten und Badstuber die Innenverteidigung. Rechts flankiert von Lahm und links von Contento. Van Bommel und Schweinsteiger spielen vor der Abwehr, Ribery läuft auf der linken Außenbahn, Robben auf der rechten Seite schneller als der Gegenspieler. Vorne bewegen sich derzeit Olic (links) und Müller (rechts). Im Grunde drängen die vier Letztgenannten vehement zum Tor und suchen das Erfolgserlebnis.
5. Minute – Die Innenverteidigung vor einem der besten Torhüter der zu Ende gehenden Saison bilden beim Gastgeber Friedrich und Janker. Sie werden links flankiert von Kobiashvili und rechts von Stein. Im Mittelfeld tummeln sich Lustenberger und Kacar defensiv und Cicero (links) sowie Piszczek (rechts) offensiv. Den Angriff bilden Ramos (orientiert sich auf der rechten Seite) und Raffael (orientiert sich auf der linken Seite, doch nicht ganz so weit vorne).
Noch eine Minute – Das altehrwürdige Berliner Olympiastadion füllt sich bis auf den letzten Platz. Mehr als sonst sind heute im Stadion, denn das Marathontor wurde mit einer mobilen Tribüne im Oberring aufgestockt. „Funkel raus“-Rufe ertönen noch vor Spielbeginn. Das kann ja heiter werden!
Noch fünf Minuten – Die Schale, die schon am Spielfeldrand stand, wird unters Dach und ins Fachs gebracht. Keine Angst, wir sehen sie wieder.
Noch acht Minuten – Seit dem 6. Spieltag nimmt Tante Hertha einen Stammplatz in der ersten Liga ein. Die Berliner sind Tabellenletzter und diese Fußballer bleiben das auch: Jaroslav Drobní½ (im Tor), Arne Friedrich, Christoph Janker, Cicero, Adrian Ramos, Raffael, Marc Stein, Levan Kobiashvili, Lukasz Piszczek, Fabian Lustenberger und Gojko Kacar. Am schlechtesten Auftreten und Tabellenplatz ändern auch die Ersatzspieler nichts. Timo Ochs (ETW), Nemanja Pejcinovic, Pál Dárdai, Theofanis Gekas, Artur Wichniarek, Patrick Ebert und Rasmus Bengtsson. Verletzt sind Hubnik, Florian Kringe und Steve von Bergen.
Noch zehn Minuten – Wir kommen zur Aufstellung des neuen Deutschen Meisters. Louis van Gaal schickt folgende Anfangself aufs Feld: Jörg Butt (Torwart), Daniel van Buyten, Frank Ribéry, Arjen Robben Ivica Olic, Mark van Bommel, Philipp Lahm, Thomas Müller, Diego Contento, Holger Badstuber und Bastian Schweinsteiger. Auf der Ersatzbank warten Michael Rensing (Ersatztorwart (ETW)), Hamit Altintop, Andreas Görlitz, Miroslav Klose, Danijel Pranjic, Mario Gomez und Anatoliy Tymoshchuk auf ihren Einsatz.