Die Wahl von Zohran Kwame Mamdani zum Bürgermeister von New York City signalisiert einen sozialen Wandel in den USA

Blick über den Hudson auf Manhattan, New York, USA. BU: Stefan Pribnow, Bild: Quelle Pixabay

Berlin, BRD (Weltexpress). Zu dieser Einschätzung kommen der Schriftsteller und politische Analyst Khaled Barakat und der Forscher Sinan Shakdiha aus Chicago in einem Interview in der Sendung „Hadeth wa Abaad“, das das kommunistische Magazin „Contropiano“ am 10. November 2025 zusammenfassend übernimmt. Die Experten analysieren die politischen und sozialen Auswirkungen der Wahl von Zahran Mamdani, dem jungen Muslim ugandischer Herkunft, zum Bürgermeister der Stadt New York. Das Ereignis, das von den israelischen Medien als „schlechte Nachricht“ oder „symbolische Niederlage“ bezeichnet wurde, interpretierte Barakat dagegen als Zeichen eines sozialen und politischen Wandels in der amerikanischen Gesellschaft. „ Was wir in New York sehen, ist das Spiegelbild eines andauernden Prozesses: einer neuen Generation, die beginnt, „die Grundlagen der Macht und der pro-israelischen Hegemonie in den Vereinigten Staaten zu hinterfragen“. Einer Stadt, in der sich die Spannungen des Landes konzentrierten, so Barakat, der daran erinnert, dass New York eine Stadt mit mehr als einer Million Muslimen und mehr als einer Million Juden sei, und erklärte, dass sich die meisten New Yorker Juden „ als Amerikaner und nicht als Israelis identifizieren“. Diese Distanzierung vom institutionellen Zionismus „sorgt in den israelischen Medien für Unruhe, da sie dieses Ergebnis als Bedrohung ihres traditionellen Einflusses wahrnehmen “. Die israelische Reaktion vereine „Angst und Bestürzung“,  weil man wahrnimmt, „dass sich das politische und kulturelle Umfeld in den Vereinigten Staaten verändert hat. Es gibt einen Wandel in der öffentlichen Meinung, insbesondere unter jungen Menschen und der Arbeiterklasse“.

Sowohl Barakat als auch Shakdiha stimmten darin überein, dass Mamdanis Wahlkampf nicht von großen Konzernen oder Interessengruppen finanziert wurde, sondern durch kleine Spenden und ehrenamtliche Arbeit unterstützt wurde. „Es steckte kein großes Kapital dahinter “, erklärt Barakat. „ Es war eine Basisbewegung, getragen von jungen Menschen, Migranten und Arbeitern, die von Tür zu Tür gingen, Kundgebungen organisierten und ihre Botschaft auf den Straßen verbreiteten“. Der Analyst hob hervor, dass eines der innovativsten Elemente des Mamdani-Phänomens darin bestehe, die palästinensische Sache mit amerikanischen sozialen Problemen verknüpft zu haben. „ Mamdani argumentierte, dass die Gelder, die die Vereinigten Staaten für Israel und Auslandskriege bereitstellen, zur Lösung der Probleme der amerikanischen Bevölkerung – Armut, Wohnungsnot, Gesundheitsversorgung und Bildung – eingesetzt werden sollten. Er hat die Solidarität mit Palästina zu einer moralischen und sozialen Position innerhalb des Landes selbst erhoben “, erklärte Barakat. Sein Gesprächspartner Sinan Shakdiha fügte hinzu, dass dieser Diskurs auch in anderen Städten an Bedeutung gewinnt: „ In Chicago, Los Angeles oder San Francisco sehen wir bereits Kandidaten, die über Palästina als eine Frage der Bürgerrechte und der wirtschaftlichen Gerechtigkeit sprechen. Dies verändert die politische Sprache der amerikanischen Linken“. Barakat betonte, dass Mamdanis Wahl in einem breiteren Kontext verstanden werden müsse: dem Aufstieg einer neuen amerikanischen Generation, die durch den Völkermordkrieg gegen Gaza verändert worden sei. „Es gibt einen Wandel, der eine neue Generation unmittelbar betrifft “. Diese Generation weigere sich, die Situation zu akzeptieren, sie weigere sich, sich damit abzufinden, insbesondere nach dem Vernichtungskrieg in Gaza. Mamdani gehöre zu dieser Strömung junger Menschen, die keine Angst mehr haben, ihre Stimme zu erheben, die das stillschweigende Einverständnis angesichts der Verbrechen des Zionismus nicht länger hinnehmen. Der Analyst erinnerte an eine der meistkommentierten Aussagen Mamdanis: „ Wenn Netanjahu nach New York käme, würde ich ihn verhaften “.  Diese Formulierung, erklärte Barakat, „ symbolisiert den Wendepunkt. Wenn ein amerikanischer Politiker, der außerhalb des Landes geboren wurde, so etwas sagt, und dies noch dazu in einem gewählten Amt, ist das ein Zeichen dafür, dass sich die Zeiten ändern“.

Barakat fügte hinzu, dass diese Generation sich nicht nur für Palästina, sondern auch für Arbeitnehmerrechte, Rassengerechtigkeit und die Würde von Einwanderern einsetzt„. Migranten und Arbeiter forderten das heute gemeinsam. Es bestehe ein tiefgreifender sozialer Widerspruch zwischen der Finanzelite und der armen Mehrheit, und diese Spannung kam in der Mamdani-Kampagne zum Ausdruck. Die Erfahrungen in New York, so Barakat, „ schüren Angst bei den Eliten “, weil sie sich auf andere Städte und Bundesstaaten ausbreiten könnten. „ Was das System am meisten beunruhigt, ist nicht, dass ein Muslim eine Wahl gewonnen hat, sondern dass er dies ohne Geld, mit einer Basisbewegung und im Bündnis mit den Armen geschafft hat. „Sollte sich dieses Muster in anderen Städten wiederholen, wäre das ein struktureller Wandel in der amerikanischen Politik“.

Aus Chicago bestätigte Shakdiha, dass diese Entwicklung bereits im Gange ist: „ Während des Gaza-Krieges gewannen Dutzende progressive Aktivisten und Kandidaten, viele von ihnen Palästinenser oder Araber, lokale Ämter. Mamdanis Fall ist kein Einzelfall; er ist Teil eines Trends“. Barakat warnt jedoch eindringlich: „ Wir dürfen die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Erinnern wir uns an die Begeisterung, die Obama umgab, an die Hoffnungen auf Veränderung, die dann verblassten. Es geht nicht darum, auf einen Retter zu warten, sondern darum, eine organisierte Volksmacht aufzubauen“.

Für den Analysten ist Mamdanis Wahl kein revolutionärer Bruch, sondern ein politisches Symptom. „ Der Wert liegt im kollektiven Prozess, der dies ermöglicht hat, nicht in der Einzelperson. Wenn soziale Bewegungen weiter voranschreiten und ihre Unabhängigkeit bewahren, können sie diese symbolischen Siege in echte Stärke umwandeln. “

Zum Abschluss ging Khaled Barakat auf die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die israelische Darstellung ein, dass  Israels sogenannter Diaspora-Minister kürzlich New Yorker Juden zur Auswanderung ins besetzte Palästina aufrief. „ Doch die Realität sieht anders aus: Tausende Israelis verlassen das besetzte Palästina endgültig, kaufen Häuser in Griechenland, Portugal oder Zypern und verlegen ihren Lebensmittelpunkt dorthin“, und er fügte hinzu: „Dieser stille Exodus  spiegelt eine moralische und politische Krise innerhalb des zionistischen Projekts selbst wider. Mit dem Niedergang des Kolonialismus erheben sich in Städten wie New York und Chicago neue Stimmen, die von Gerechtigkeit, Gleichheit und Freiheit sprechen. Dort müssen wir die wahre historische Bedeutung dieses Augenblicks suchen“. Für Khaled Barakat kündigt die Wahl von Zahran Mamdani einen politischen und sozialen Wandel in der amerikanischen Gesellschaft an, der zwar noch in den Anfängen steckt, aber dennoch real ist. Es sei „kein Wunder und keine Revolution, aber ein klares Zeichen dafür, dass sich an der Basis etwas bewegt. Wenn die Menschen sich weiterhin organisieren, wenn die neuen Generationen ihr Engagement aufrechterhalten, kann dieser Prozess zur Förderung aller gerechten Anliegen beitragen – von Palästina bis hin zu jedem Ort der Welt, an dem gegen Unterdrückung gekämpft wird“.

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