Berlin, BRD (Weltexpress). In dem von den USA entfesselten Handelskrieg erobert China den globlen Süden schreibt der China-Analyst Micelangelo Coccu in einem Beitrag der „China Review“, den das kommunistische Magazin „Contropiano“ auf seinem Onlineportal am 28. August 2025 übernahm. Davon zeuge das Entstehen einer „neuen globalen Handelsordnung“ aus dem immer dichter werdenden Handelsnetz zwischen China und den Schwellenländern als Reaktion auf den US-Protektionismus und die zunehmenden geopolitischen Spannungen. Der Autor führt an, dass das durch eine Studie von Standard & Poor’s gestützt wird, die hervorhebt, dass sich die chinesischen Exporte in den globalen Süden seit 2015 verdoppelt haben, insbesondere seit dem Handelskrieg (2018-2019), der von der ersten Trump-Regierung entfesselt wurde. Auch nach einem Bericht der US-Ratingagentur zufolge (China Inc. steuert im Zeitalter der Zölle auf den Globalen Süden zu) sind Pekings Exporte in den Globalen Süden in den letzten fünf Jahren um 65 Prozent gestiegen und haben sich damit im Vergleich zu den fünf Jahren zuvor verdreifacht. Die chinesischen Exporte in die reichsten Märkte, die USA und Westeuropa, sind dagegen im letzten Jahrzehnt „nur“ um 28 bzw. 58 Prozent gewachsen.

Derzeit betrage der Wert der chinesischen Exporte in die südliche Hemisphäre 1,6 Billionen US-Dollar, 50 Prozent mehr als die gesamten Exporte Chinas in die USA und nach Westeuropa, die sich auf eine Billion US-Dollar belaufen. Dieser Trend dürfte sich, so Coccu, fortsetzen. Die Kombination aus Donald Trumps neuen Zöllen auf US-Importe und der schwächelnden chinesischen Wirtschaft wird chinesische Unternehmen zunehmend dazu bewegen, ihre Produkte in Schwellenländern zu verkaufen.

Laut Standard & Poor’s (S&P) gilt daher: Das Ergebnis könnte eine neue globale Handelsordnung sein, in der der Süd-Süd-Handel zum neuen Schwerpunkt wird und chinesische multinationale Konzerne als wichtige neue Akteure auftreten. Die zentrale Rolle, die der globale Süden für China spielt, beschränkt sich nicht nur auf den Handel. Auch die chinesischen Investitionen in Ländern vor allem in Asien, aber auch in Afrika und Lateinamerika nehmen stetig und massiv zu, insbesondere im verarbeitenden Gewerbe. So haben sich beispielsweise die Zuflüsse an Chinas vier größte Handelspartner in Südostasien – Indonesien, Malaysia, Thailand und Vietnam – im letzten Jahrzehnt vervierfacht und erreichen durchschnittlich 8,8 Milliarden Dollar jährlich.

Laut der S&P-Studie dürften diese Investitionen auch im Zeitalter der Zölle weitergehen, nicht nur um neue Steuern zu vermeiden oder Ressourcen zu sichern, sondern auch um Endmärkte zu erschließen und die Abhängigkeit von den US-Verkäufen zu verringern. Diese Diversifizierungsstrategie könnte eine der wenigen praktikablen Möglichkeiten sein, die erhöhten Unsicherheiten im Zeitalter der Zölle zu bewältigen.

Der S&P-Bericht hob Indonesien als den Fall hervor, in dem „chinesische Unternehmen ihre Investitionen und Geschäftstätigkeiten am deutlichsten an den lokalen Entwicklungszielen ausrichten könnten“. Das asiatische Land hat die Kapitalzuflüsse tatsächlich genutzt, um seine Nickelindustrie rasch auszubauen und die Lieferkette für Elektrofahrzeuge voranzutreiben.

Auch chinesische Autohersteller haben ihre Marktpräsenz rasch ausgebaut und dabei von der Energiewende in Süd- und Südostasien profitiert. In Malaysia stiegen die Umsätze um das Dreizehnfache, in Thailand, Indonesien und auf den Philippinen verdoppelten sie sich und in Indien und Vietnam verzeichneten sie in den letzten drei Jahren einen Zuwachs von über 50 Prozent. Der Bericht der US-Ratingagentur hebe hervor, so der Analyst, dass Chinas Expansion in den Entwicklungsländern in zahlreichen Sektoren deutlich wird, darunter Maschinenbau, Bauwesen, Maschinen, Ausrüstung, Konsumgüter und Dienstleistungen. „Die neuen US-Zölle sind vielleicht nicht die direkte Ursache, aber sie wirken als allgemeiner Brandbeschleuniger“, sagten die Analysten von S&P. Das Dokument hebt außerdem mehrere Risiken hervor, denen chinesische Unternehmen bei ihrer Expansion ins Ausland ausgesetzt sind. Dazu gehören: unbekannte Geschäftspartner, weniger entwickelte Rechtssysteme und Infrastrukturen, lokale Bedenken, dass chinesische Unternehmen möglicherweise Waren zu übermäßig niedrigen Preisen verkaufen, um Konkurrenten zu verdrängen, behördliche Kontrollen sowie Sanktionen oder Ausgleichszölle.

Trotz dieser Herausforderungen gehen die Analysten von S&P davon aus, dass sich der Trend fortsetzen wird, da die Unternehmen „versuchen, ihre Verkäufe außerhalb der USA zu diversifizieren und in andere Märkte mit besseren Wachstumsaussichten als den heimischen Märkten zu expandieren“.

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