Die USA sind seit 2014 die starke Hand in der Ukraine

VSA. Quelle: Pixabay, Foto: Michael Bußmann

Berlin, BRD (Weltexpress). Zu dieser, den Beteuerungen US-Präsident Trumps, den Krieg in der Ukraine beenden zu wollen, widersprechenden Einschätzung kommt ein Beitrag des einflussreichen linksliberalen Blatt „Il Fatto Quotidiano“ Italiens, den das kommunistische Magazin „Contropiano“ am 13. November 2025 wiedergibt. Sein Autor ist der Wirtschaftswissenschaftler Jeffrey Sachs, Professor an der Columbia-Universität, u. a. von 2001 bis 2018 Sonderberater der UN-Generalsekretäre Kofi Annan, Ban Ki-moon und Antonio Guterres.

Die gut dokumentierte Rolle der USA umfasst: die offene Unterstützung der Protestierenden durch hochrangige US-Politiker; die staatliche Finanzierung von Organisationen, die an den Maidan-Protesten 2014 beteiligt waren; das durchgesickerte Telefongespräch zweier hochrangiger US-Beamter, die mehr als zwei Wochen vor dem Putsch einen Regimewechsel planten; und das Engagement der USA mit der neuen Regierung, einschließlich der Partnerschaft der CIA mit dem ukrainischen Sicherheitsdienst (SBU) und der Ankündigung eines Kreditgarantiepakets in Höhe von 1 Milliarde US-Dollar Anfang März, trotz des verfassungswidrigen Regierungswechsels und des Verstoßes gegen die von Europa vermittelte Vereinbarung, dass Janukowitsch bis zu den Wahlen Ende 2014 an der Macht bleiben sollte.

Nach seiner Entlassung erklärte Janukowitsch in mehreren Fernsehinterviews, er habe weder die Absicht zurückzutreten noch das Land zu verlassen. Er sagte ausdrücklich: „ Ich habe nicht die Absicht zurückzutreten; ich bin der rechtmäßig gewählte Präsident“.

Im Gegensatz dazu feierte der US-Botschafter in der Ukraine Janukowitschs Sturz offen und nannte ihn „ aufregend “ und „ inspirierend “. Er verdeutlichte auch das Ausmaß des US-Engagements am Tag vor dessen Sturz (Freitag, 21. Februar 2014), als der US-Außenminister mit Oppositionsführern zusammentraf. Nur wenige Tage nach dem Regimewechsel kooperierten die CIA und der britische Geheimdienst MI6 mit dem SBU.

Wie bei den meisten Regimewechseloperationen, an denen sie beteiligt ist, hat die US-Regierung ihre Beteiligung bestritten. In ihrer maßgeblichen Studie über US-Regimewechseloperationen von 1947 bis 1989 zählte Professorin Lindsey O’Rourke 64 verdeckte und nur sechs offene Operationen. Das bedeutet, dass die USA versucht haben, ihre Beteiligung an 91 % dieser Regimewechseloperationen zu verschleiern. Ihre Beteiligung am Regimewechsel in der Ukraine war jedoch sehr offensichtlich, ja sogar eklatant. In einer kürzlich ausgestrahlten Fernsehsendung wiederholte ein italienischer Senator die üblichen Plattitüden über die angebliche Nichtbeteiligung der USA am Regimewechsel und bezeichnete mich als Lügner, weil ich das Offensichtliche aussprach, betont der Autor die tiefgreifende Verwicklung der USA. Die Aussage des Senators wurde von einigen Online-Medien aufgegriffen, die der offiziellen US-Darstellung nahestehen. Daher lohnt es sich, die bekannten Fakten zur US-Beteiligung am Regimewechsel von 2014 noch einmal in Erinnerung zu rufen.

Der erste Punkt ist die starke Motivation der USA. Seit den 1990er Jahren strebte die amerikanische Regierung einen NATO-Beitritt der Ukraine an, trotz des vehementen und wiederholten Widerstands Russlands. Aus US-amerikanischer Sicht sollte ein NATO-Beitritt der Ukraine der russischen Macht entgegenwirken.

Aus russischer Sicht hätte ein NATO-Beitritt der Ukraine eine ernsthafte Bedrohung für die russische nationale Sicherheit dargestellt. Die Ukraine war bereits 1994 NATO-Partner geworden (ein Land, das mit dem Bündnis kooperierte, ohne Mitglied zu sein), und 1997 arbeiteten die USA daran, die Interoperabilität der Ukraine mit den alliierten Streitkräften zu gewährleisten, mit dem Ziel einer Vollmitgliedschaft.

Beim NATO-Gipfel 2008 in Bukarest übten die USA starken Druck auf die europäischen Mitglieder aus, der Ukraine und Georgien die volle NATO-Mitgliedschaft zu gewähren. Ein großes Hindernis blieb jedoch bestehen: Die überwiegende Mehrheit der Ukrainer lehnte einen NATO-Beitritt ab und wählte 2009 Janukowitsch, der seinen Wahlkampf auf das Versprechen der Neutralität gestützt hatte.

Wie die Parlamentarische Versammlung der NATO feststellte, liegt die größte Herausforderung für die Beziehungen zwischen der Ukraine und der NATO in der Wahrnehmung der NATO durch die ukrainische Bevölkerung. Die NATO-Mitgliedschaft genießt im Land eindeutig wenig Unterstützung: Laut einigen Umfragen liegt die Zustimmung in der Bevölkerung unter 20 % . Die USA waren daher an Janukowitschs Sturz interessiert.

Jeffrey hebt hervor: Mehrere Organisationen leisteten finanzielle Unterstützung für die Maidan-Bewegung: Die US-amerikanische Behörde für internationale Entwicklung (USAID) stellte der ukrainischen Zivilgesellschaft, Medienorganisationen und Nichtregierungsorganisationen vor und während des Euromaidan erhebliche finanzielle Mittel und technische Hilfe zur Verfügung, mit dem erklärten Ziel, Demokratie, Transparenz und Medienfreiheit zu fördern. In einer Aussage am 15. Januar 2014 erklärte ein US-Beamter: Allein seit 2009, dem Jahr, in dem Präsident Obama sein Amt antrat, hat die US-Regierung der Ukraine mehr als 184 Millionen Dollar an Hilfsgeldern für Programme zur Verfügung gestellt, die auf eine faire und demokratische Regierungsführung abzielen(…) Programme, die sich auf die berufliche Weiterentwicklung von Richtern, Parlamentsmitgliedern, Anwälten, der Zivilgesellschaft und demokratischen politischen Parteien, Wahlen und unabhängigen Medien konzentrierten.

Am 6. Februar 2014 wurde ein Telefongespräch zwischen dem US-Botschafter Geoffrey Pyatt mit Victoria Nuland (US-Diplomatin) veröffentlicht. In dem Nuland explizit über die Bildung einer neuen Regierung, mindestens 16 Tage vor Janukowitschs faktischer Absetzung, sprach. Nuland erklärte: „ Ich denke, Jats ist der Richtige “ (gemeint war Arsenij Jazenjuk), der am 27. Februar 2014 tatsächlich Ministerpräsident wurde.

Das Telefonat belegt, dass die US-Regierung aktiv auf einen Regimewechsel hinarbeitete. Pyatt sagte: „ Ich denke, wir müssen etwas unternehmen, damit diese Vereinbarung (die Einigung prominenter Oppositioneller zur Ernennung Jazenjuks zum neuen Premierminister) Bestand hat, denn man kann ziemlich sicher sein, dass die Russen hinter den Kulissen versuchen werden, sie zu untergraben, sobald sie an Fahrt gewinnt (…) Aber wir könnten es noch schaffen, wenn wir schnell handeln. Lassen Sie mich also an Klitschko arbeiten, wir wollen versuchen, jemanden mit internationalem Ansehen zu finden, der hierherkommt und uns hilft, das durchzuziehen“.

Nuland antwortet, dass Biden beim Abschluss des Deals helfen wird: „ Also, Geoff, als ich die Notiz schrieb, antwortete mir Sullivan (der nationale Sicherheitsberater des Vizepräsidenten) direkt, dass ich Biden (den Vizepräsidenten) bräuchte, und ich sagte, wahrscheinlich morgen, um uns zu begrüßen und die Details zu klären. Biden ist also bereit “.

Am 21. Februar 2014 unterzeichneten Janukowitsch und Oppositionsführer in Anwesenheit der deutschen und polnischen Außenminister sowie eines hochrangigen französischen Diplomaten ein von der EU vermitteltes Abkommen. Dieses sah eine Verfassungsreform, die Bildung einer nationalen Einheitsregierung und vorgezogene Präsidentschaftswahlen bis Ende 2014 vor.

Innerhalb von 24 Stunden floh Janukowitsch jedoch aus Kiew, um sein Leben zu retten, und bestand darauf, Präsident zu bleiben. Am 22. Februar stürmten Demonstranten Regierungsgebäude, und die Werchowna Rada (das Parlament) beschloss unter Missachtung der verfassungsmäßigen Verfahren die Amtsenthebung Janukowitschs.

Kurz gesagt, tat die US-Regierung in der Ukraine das, was sie schon dutzende Male zuvor getan hat: Sie schürte regierungsfeindliche Proteste, um eine ihr missliebige Regierung zu stürzen. Von der US-Regierung finanzierte Behörden und mit ihr verbundene Nichtregierungsorganisationen unterstützten die an den Protesten maßgeblich beteiligten Organisationen finanziell.

Prominente US-Politiker mischten sich unverhohlen in die Proteste ein und unterstützten rechtsextreme Persönlichkeiten, die offen zum Sturz der Regierung aufriefen. Eine große, dem National Endowment for Democracy nahestehende Nichtregierungsorganisation berichtete mir von ihrer direkten finanziellen Unterstützung der Protestierenden.

Hochrangige US-Beamte planten im Geheimen die Bildung einer neuen Regierung nach ihren Vorstellungen. Nach dem verfassungswidrigen Machtwechsel bezeichnete der US-Botschafter in der Ukraine die Absetzung öffentlich als „aufregend“, und die US-Regierung unterstützte umgehend die neuen Machthaber. Innerhalb weniger Tage begannen CIA, MI6 und SBU mit der Koordination.

Alles in allem ist dies eine zutiefst beunruhigende Geschichte, ein Vorspiel zu einem verheerenden Krieg.

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