Nach dem Gewinn der 74. Hungerspiele haben Katniss (Jennifer Lawrence) und Peeta (Josh Hutcherson) kaum Zeit die traumatischen Ereignisse zu verarbeiten. Sie werden auf eine Promotour durch die Distrikte geschickt. Zusätzlicher Druck kommt von Präsident Snow (Donald Sutherland), der Katniss droht, ihren Heimdistrikt dem Erdboden gleich zu machen, kann sie das Volk nicht davon überzeugen, dass sie sich nie gegen das Kapitol stellen wollte, sondern nur aus Liebe zu Peeta gehandelt hat. Doch es ist zu spät, der Funke der Revolution ist entfacht. Um diesen zu ersticken und Katniss als Revolutionsfigur zu demontieren verkündet Snow zu Ehren der 75. Hungerspiele eine Regeländerung: diesmal treten nur ehemalige Sieger an – und Katniss ist die einzige lebende weibliche Siegerin des Distrikt 12.
Mit Catching Fire kommt der sehnsüchtig erwartete zweite Teil der Romantrilogie von Suzanne Collins nur ein Jahr nach Die Tribute von Panem: The Hunger Games in die Kinos. Diesmal mit Francis Lawrence hinter der Kamera und mit neuem Spielmacher, dargestellt von Philip Seymour Hoffman. Man muss weder die Bücher gelesen, noch den ersten Film gesehen haben, um Catching Fire folgen zu können und ihn spannend zu finden, aber es ist schon von Vorteil.
Wie im ersten Film sieht man, wie die Tribute ausgewählt werden, ihre Präsentation (wieder mit dem wundervollen Stanley Tucci als dem Showmaster) und natürlich die Spiele selbst. Aber diesmal wird alles noch mehr vertieft, hat alles eine noch bittere Note und wer sich an Orwells 1984 erinnert fühlt, der tut das zu Recht. So ist die Szene, in der die stets fröhliche Effie Trinket die Tribute verkündet und sich plötzlich der Bedeutung ihrer Worte klar wird, noch erschütternder als dieselbe Szene in The Hunger Games. Erschütternd ist es auch, wie geschickt Francis Lawrence die Geschichte aufbaut. Mag der Gedanke an eine dystopische Version römischer Gladiatorenspiele mit Teenagern moralisch entrüsten, so kommt man nicht umhin, dem Begin selbiger entgegenzufiebern. Diese enttäuschen auch nicht, denn nicht nur die anderen Spieler wollen Katniss und Peeta an den Kragen, auch Flora und Fauna sind ihnen gar nicht wohlgesonnen.
Catching Fire ist nicht perfekt, aber mit einem perfekten Cast. Lawrence, Hutcherson und Hemsworth überzeugen sowohl im Überlebenskampf als auch in der Dreiecksgeschichte. Woody Harrelson als versoffener, ehemaliger Sieger der Hungerspiele Haymitch Abernathy, der wieder als Mentor Katniss und Peeta zur Seite steht, und Elizabeth Banks als Effie Trinket sind großartig. Banks Hingabe an die Rolle ist angesichts der Qualen, die ihr die Kostüme und das Make-up bereitet haben, mehr als bewundernswert. Apropos Kostüme: die Kostümdesigner haben sich bei den Outfits für Katniss selbst übertroffen und den Filmtitel auch in den Kleidern umgesetzt. Großartig!
Spannend, unterhaltsam, moderat brutal (geschickt blendet Lawrence aus oder verdunkelt Szenen, um die Freigabe ab 12 zu erhalten), vielleicht anfangs ein bisschen zäh, aber nie langweilig, mit soliden bis hervorragenden Schauspielern bewegt sich Die Tribute von Panem: Catching Fire fernab von schwacher Teeniekost. Nicht nur für Freunde der Romane, des ersten Films oder dytopischer Zukunftsvisionen ein wirklich sehenswerter Film. Wer den Einstieg bisher noch nicht gewagt hat, sollte spätestens jetzt damit beginnen.
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Die Tribute von Panem: Catching Fire (USA, 2013); OT: The Hunger Games: Catching Fire; Filmlänge: 146 min; Regisseur: Francis Lawrence; Darsteller: Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Woody Harrelson, Elizabeth Banks, Philip Seymour Hoffman, Stanley Tucci, Donald Sutherland, uvm; FSK: ab 12 Jahren; Kinostart: 21. November 2013 (Deutschland).