Da wundert es einen fast, daß die Ausstellerzahlen so stabil geblieben sind, die Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt und zuständig für die Musikmesse sowie Prolight+Sound, die sich Internationale Fachmesse für Veranstaltungs- und Kommunikationstechnik, AV-Produktion und Entertainment nennt, auf einer Pressekonferenz vor Beginn der Messen vorlegte. Denn mit rund 2340 Ausstellern nur 31 weniger als im Vorjahr, das ist angesichts der dramatischen Einbrüche in der Musikbranche schon ein Erfolg, den die Musikmesse Frankfurt als Weltleitmesse der Musikbranche auch deutlich herausstellte. Selbstbewußt formulierte Detlef Braun dem Weltexpress: „Ich erwarte, daß wir nach turbulenten Zeiten in der Musik-Instrumentenindustrie und Veranstaltungstechnik auf unserer Messe die notwenden Impulse, Anregungen, Konzepte sowie Innovationen erhalten, damit die Achterbahn aus der Talfahrt des Jahres 2009 nun oben ankommt und dort stehen bleibt.“
Die vorgelegten Zahlen sind dann interessant im Detail, denn da zeigt sich, daß insbesondere der US-Markt, seit jeher der größte und was Instrumente angeht mit über der Hälfte Importeur der Weltproduktion, auch am stärksten eingebrochen ist. Für den deutschen Export bedeutete das einen Rückgang um 30 Prozent auf 66, 3 Millionen Dollar. Auch andere Zahlen zeigen, daß die internationale Vernetzung der Musikindustrie, lange Zeit ihre Stärke, durch das weltwirtschaftliche Desaster eben auch unmittelbar mit einem Absturz reagiert. Darauf kann eigentlich nur eine konsequente internationale Weiterarbeit erfolgen und so ist es fast erklärlich, daß der Internationalitätsgrad der diesjährigen Aussteller erneut auf nun 64 Prozent gestiegen ist.
Auch die europäischen Klavierhersteller sind wieder mit dabei, präsentieren sich erstmals gemeinsam im Piano Salon Europe im Forum 1, vergeben einen Preis und machen darauf aufmerksam, daß es immer noch eine der attraktivsten Tugenden ist: „Man müßte Klavierspielen können”¦Daß das Klavier ’in` ist, das zeigte auch der 1944 in England geborene Preisträger des Frankfurter Musikpreises 2010, der jeweils am Vorabend der Messe im Frankfurter Römer feierlich überreicht wird. Dieses Jahr an die Keyboardlegende Keith Emerson, der der Gründer der Rockformation Emerson, Lake & Palmer ist. „Das Kuratorium des Frankfurter Musikpreises zeichnet Keith Emerson als innovativen Künstler aus, der sowohl durch seine Musik die Grenzen der Genres durchbrochen als auch durch sein Keyboardspielen die Technik der elektronischen Tasteninstrumente entscheidend mitbeeinflußt hat.“ Der Preis ist mit 15 000 Euro dotiert und zeichnet jährlich wechselnd eine Persönlichkeit der klassischen und der Unterhaltungsmusik aus.
In seiner Laudatio auf Keith Emerson zieh ihn der Frankfurter Kulturdezernent Felix Semmelroth als Anstifter seines jugendlichen Rockhörens und als „Quintessenz der Musik der Siebziger Jahre“ und gab zu, am Wochenende noch einmal die alten Platten vorgekramt und gehört zu haben. Das hörte sich der Preisträger gerne an, der so motiviert in den Kaisersaal des Römers gekommen war, daß er flugs das Podium betreten hatte und zu reden anfing, obwohl sein Part ja erst nachher bei den Dankesworten kam. Die kürzte er dann auf einen Satz ab und gab stattdessen ein Konzert – am Klavier, am Flügel. Denn nach den ersten Tönen mit Bach auf seinem Keyboard, zog er dann doch das Klavier vor und zeigte sich als Pianist und Komponist, was nicht neu ist, hatte doch auch sein Plattenddebüt 1970 schon Paraphrasen auf Bartok enthalten.
Im letzten Jahr waren genau 78 847 Musikinteressierte und Fachbesucher nach Frankfurt gekommen. Auch hierbei war der Anteil der ausländischen Besucher mit einem Drittel sehr hoch. Für dieses Jahr wäre man mit über 70 000 schon zufrieden, war der Tenor, denn entscheidend sind nicht allein die Besucherzahlen sondern der Impuls der mit der Messe gesetzt wird: für das breite Publikum, aber insbesondere für den Fachhandel. Daß dieser im Fokus dieser Messe stehe, vermittelte für das Wertheimer Familienunternehmen König & Meyer deren Geschäftsführerin Gabriela König. Herzerfrischend bodenständig sagte sie, was Sache ist. Daß nämlich trotz aller modernen Kommunikationsmittel die direkte Ansprache an den Kunden das Entscheidende sei, was die Folgen der Finanzkrise, weniger Geld im Portemonnaie, dann doch zu einem Umschwenken der Kunden und Kauf von Instrumenten und Zubehör führe, ein Kauf, der qualitätsbewußter als früher sei, was sich für ihr mittelständisches Unternehmen auszahle, das sich nun in der dritten Generation immer über Qualität definiert habe.
Messe: bis 27.3.2010