Dem Philosophen Wilhelm von Humboldt hatte die Nehrung es schon 1809 angetan: „Die Kurische Nehrung ist so merkwürdig schön, dass man sie ebenso gut in Spanien oder Italien gesehen haben muss, wenn einem nicht ein wunderbarer Blick in der Seele fehlen soll.“
Thomas Mann gefiel es auf der Halbinsel so gut, dass er 1930 im Fischer- und Künstlerdorf Nidden eine „Hütte“ baute, in der sich die Familie drei Sommer aufhielt und in der der dritte Teil von „Joseph und seine Brüder“ entstand. Gäste dürfen das Haus, heute ein kleines Museum und Kulturzentrum, besichtigen. Im Gedenken an den großen deutschen Schriftsteller findet jedes Jahr im Juli ein Festival klassischer Musik statt. Enkel Frido Mann hatte es 1997 mit Erfolg ins Leben gerufen. Litauische und deutsche Künstler musizieren, lesen und diskutieren.
Glaubt man der Legende – und sie ist Volksglauben, gibt es doch den Hexenberg voller Sagengestalten -, schuf eine Riesin die Halbinsel: Um die Fischer vor einem tobenden Sturm zu retten, schüttete sie so viel Sand aus ihrer Schürze, dass die Fischer im so entstandenen Haff Schutz finden konnten. Die Fischer gibt es noch, auch ihre Häuschen. Ihre Netze und Reusen sind Motiv für Maler und Fotografen.
Der aus den vier Dörfern Nida (Nidden), Preila, Pervalka und Juodkranté (Schwarzort) gebildete Kurort heißt offiziell Neringa. Hier wohnt man in hübschen Hotels mit westlichem Standard, man kann aber auch privat unterkommen und lässt sich das ungewöhnliche, oft deftige Essen schmecken, kalte Rote-Bete-Suppe etwa, dazu ein Tellerchen warme Dill-Kartoffeln in Speck. Oder „Zeppeline“, Klöße aus roh geriebenen Kartoffeln, gefüllt mit Hackfleisch und übergossen mit Specksauce. Natürlich stehen auf jeder Speisekarte Fischgerichte.
Die Nehrung lädt zu Spaziergängen und Radtouren. Sie ist nicht nur für westliche Besucher ein Erlebnis. Mehr und mehr Russen und reiche Litauer verbringen hier ihren Sommerurlaub. Eine Bremerin, die ihr Haus in Nida für 68 Euro am Tag vermietet, sieht die bislang paradiesische Halbinsel schon als Sylt des Baltikums. Sehenswert ist der alte unter Denkmalschutz stehende Kurenfriedhof, dessen „Totenbretter“, hölzerne Grabkreuze, durch Ornamente anzeigen, ob Mann oder Frau bestattet ist. Besuchen muss man das Bernsteinmuseum in Nidden, sofern man nicht das im Schloss von Palanga (Palangen) auf dem Festland vorzieht, eines der größten der Welt. Das kostbare Harz, das immer noch an der Ostseeküste zu finden ist, galt schon in alten Zeiten als Allheilmittel und gilt nach wie vor als Energiespender und mit Wodka angesetzt als Stimulanz.
Fast einzig auf der Welt ist der Flughafen Palanga auf dem litauischen Festland. Vor dem Abflug lauschen die Passagiere auf der Terrasse open air und kostenlos Vogelgezwitscher.
Info:
Pauschalreise: Der Hamburger Baltikum-Spezialist Schnieder Reisen bietet bis zum 30. April (außer Ostern) eine jeweils 6-tägige Schiffsreise mit Hotelunterkunft im litauischen Nida/Nidden für 398 Euro pro Person an. Enthalten: die Fährpassage mit der DFDS Lisco ab/bis Kiel und Saßnitz nach Klaipeda in einer 2-Bettkabine innen, die Hafengebühren, die Transfers von Klaipeda nach Nidden und zurück, 4 Übernachtungen mit Frühstück im Hotel Nidos Smilte sowie ein Reisebuch. Tel. 040/3802060, Fax 040/388965, www.baltikum24.de, www.schniederreisen.de