Da der Weltexpress den „Letzter Gruß“ sowie „Verräter wie wir“ von John le Carré oder „Du“ und „Sorry“ von Zoran Drvenkar einzeln besprochen hatte – siehe in unserer Rubrik "Kultur/Bücher", schauen wir zurück auf Robert Littell „Die Company“ aus dem Scherz Verlag, der das Paradebeispiel für einen Thriller ist. Sein Untertitel „Die weltumspannende, faszinierende Saga über die CIA“ beschreibt genau, um was es geht und läßt einen auf den 791 Seiten nicht los, die allgemeingültig enden: „Da könntest Du durchaus Recht haben, Harv.“ In dieser Spionage Saga sind die Schauplätze die Basis Berlin, Ungarn, Kuba, Rußland, Afghanistan.
Ganz neu hingegen „Süßer Tod“ von Sandra Brown, erschienen bei Blanvalet, wo die Journalistin Britt Shelley im Bett neben dem Polizisten Jay Burgess auf. Dabei gibt es nur zwei Probleme. Erstens weiß sie nicht, wie sie dahingekommen ist und zweitens ist der Mann tot. Was sich dann entwickelt, sind die Bestandteile eines Thrillers, der aber auch Kriminalroman heißen könnte, aber spannender klingt, wenn Thriller auf dem Titel steht.
„Menetekel“ ist ein Thriller von Raymond Khoury, veröffentlicht von Wunderlich. Der nun hat das neue Thema von gezielt herbeigeführten Umweltkatastrophen und ihren Folgen zum Inhalt. Gerade berichtet die Reporterin Grace Logan im Fernsehen über die Admundsen-See in der Antarktis, als plötzlich eine Eismasse von der Größe Texas` vom Festland abbricht. Kommt der riesige Lichtball über dem Eis von Gott, also aus dem Himmel oder vom Teufel, also aus der Hölle im Inneren der Erde? Ein Menetekel ist es, denn dies Wort hat biblische Bewandtnis als Vorzeichen von Unglück, das kommt. Dem Sohn des Nebukadnezars erscheint während eines Festes in Saus und Braus eine Schrift an der Wand, die sich von alleine schreibt.
Beim Lesen ergeben die zweisilbigen Wörter „Mene“ eine Bedeutung, die erst der Prophet Daniel entschlüsselt, nämlich „Gezählt hat Gott die Tage deiner Herrschaft und macht ihr ein Ende.“ Und „Tekel“ heißt: „Gewogen wurdest du auf der Waage und zu leicht befunden.“ Ein Menetekel ist auch als Warnung gedacht, sein Leben zu ändern. Das ist für die vielen Toten in „Mädchenfänger“ von Jilliane Hoffman im Verlag Wunderlich zu spät. Diese Autorin gehört zu den nicht wenigen, die zuvor im Staatsdienst Verbrechen hinterherjagte und nun als Autorin auf ihrem Besserwissen ihre Geschichten ausspinnen kann, ohne unglaubwürdig zu werden.
Uns hat das ganz schön umgehauen, weil es wirklich dumme kleine Mädchen sind, die von Internethaien angemacht, sich diesen mit allen möglichen Informationen ausliefern. Denn weiß man erst den Namen, die Gewohnheiten und das Umfeld, ist ein kleiner Mord so nebenbei leicht zu bewerkstelligen. Und dann sind all diese niedlichen jungen Dinger tot. Umso schwerer für die Polizei, den Mörder, der einfach ein Serientäter sein muß, zu fangen. Ach, denkt man sich, wenn das bloß die jungen Mädchen abhalten könnte, das Internet für ein Zwiegespräch zu halten.
John Katzenbach ist auch so einer, der seit Jahren in der Riege der Thriller mitspielt. „Der Professor“ hießt der 2010 bei Droemer erschienene, der sich sogar Psychothriller nennt, was das Titelbild mit den beiden zusammengebundenen Händen und Unterarmen einen gleich glauben läßt. Interessant wie der Autor Wirklichkeit und Vorahnungen, Verwirrungen und genaues Sehen miteinander mischt, wenn die Ausgangssituation die ist, daß der emeritierte Psychologieprofessor in dem Moment, als er die Diagnose hört, er leide an Demenz auf der Straße ein Mädchen sieht, vor die sich ein Lieferwagen schiebt und dann ist das Mädchen weg.
Ist das ein Bewußtseinsproblem des Professors oder war das eine Entführung. Da liegt doch auch noch eine Kappe auf dem Gehweg. Aber ihm wurde gerade Demenz attestiert. Gerade solche dualistischen Muster sind es, die einen Thriller ausmachen, in dem man nie genau weiß, ob es wahr ist, was die Zeilen einem verkünden oder ob ein kranker oder verbrecherischer Geist das Kommando übernommen hat, über den Inhalt des Buches und seine Schreibweise. Es geht übel aus, ist die eine Variante, die den Leser ziemlich depressiv zurückläßt. Wenn aber das Gute siegt, ist er zwar besser gelaunt, weiß aber, daß das nicht unbedingt realistisch ist.
James Patterson ist auf seinen numerierten Krimis, Entschuldigung: Thrillern beim „Das achte Geständnis“ aus dem Limes Verlag angekommen. Auch hier geht es um einen Serienmörder, der aber eine geheimnisvolle Waffe benutzt. Die Polizei findet bei den Toten keine Anzeichen von Gewalt und somit von Mord. Überhaupt keine Todesursache, sie sind nur tot. Patterson ist immer am Puls der Zeit und die Pathologinnen wirken nicht nur bei ihm entscheidend bei der Aufklärung bei, obwohl sie erst einmal ratlos sind. Es ist Detective Lindsay Boxer, der den Lesern ans Herz gewachsen ist und dem sie vertrauen, daß er am Schluß dann doch noch alles richtig macht.
Kurt Aust ist mal kein Amerikaner oder Engländer, sondern Norweger. Er möchte in der Liga der Dan Browns mitspielen und hat die mächtige Bruderschaft der Unsichtbaren im Visier. Even Vik ist einer der größten lebenden Mathematiker und weiß zuviel. In einer Schrift des Isaak Newton hat er einen Code entdeckt, den zu entschlüsseln ihn nun diese Bruderschaft zwingt, andernfalls stirbt sein Sohn. Das ist eine Ausgangssituation, die den Wissenschaftler fieberhaft nach der Lösung des Codes suchen läßt, die sich ihm aber entzieht. Der Thriller nimmt uns nun mit auf den Weg, den er durch die Welt und die der Alchemisten nimmt. Schön schrecklich.
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Patricia Cornwall, Scarpetta Factor, Hoffmann und Campe, 2010
Robert Littell, Die Company, Scherz Verlag 2002
Sandra Brown, Süßer Tod, Verlag Blanvalet 2011
Raymond Khoury, Menetekel, Wunderlich Verlag 2010
Jilliane Hoffman, Mädchenfänger, wunderlich Verlag 2010
John Katzenbach, Der Professor, Droemer Verlag 2010
James Patterson, Das 8. Geständnis, Limes Verlag 2010
Kurt Aust, Der Genius-Code, rororo254882010
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