Apokalyptische Untergangs-Szenarien zu konstruieren ist natürlich albern, gab es jedoch schon immer und dass die Esoteriker sich jetzt wieder laut zu Wort melden und davon fabulieren, „Mutter Erde“ wehre sich gegen den Menschen, ist auch klar. Wer sich davon anstecken lässt, ist selber schuld. Aber Angst zu haben und sie zu spüren, ist eines der Grundgefühle des Menschen und sie ist, evolutionsgeschichtlich betrachtet, ein sinnvoller und hilfreicher Affekt, der uns vor Gefahren warnt! Stimmt doch, oder? Wieso also sollten wir keine Angst haben und sie dann auch artikulieren, angesichts einer realen Bedrohung, wie sie uns in den vergangenen 2-3 Wochen vor Augen geführt wird? Was ist falsch daran?
In der Sache selbst, was im Atomkraftwerk Fukushima zur Zeit genau passiert, wird möglicherweise gelogen, dass sich die Balken biegen und zumindest wir können uns kein eindeutiges Bild davon machen, welche Folgen diese Katastrophe in der Zukunft auf das Leben der Menschen in Japan haben wird. Vielleicht wird auch nicht gelogen, sondern auch Fachleute könnten überfordert sein und das wirkliche Ausmaß selbst nicht kennen. Aber hier geht ja gar nicht nur um Fukushima!
Stellen wir uns doch nur einmal vor, anderenorts irgendwo auf der Welt passiere das gleiche, und kurz darauf noch einmal und etwas später noch einmal – womit ja nun leicht zu rechnen ist. Stellen wir uns nur weiter vor, der radioaktive Atommüll in Deutschland, der nun in keinem sogenannten „Endlager“ lagert, wie uns immer weisgemacht wurde, hat schon längst unser Grundwasser verseucht. Nur zur Erinnerung: In ASSE II läuft seit nahezu 20 Jahren Wasser ein und nähert sich dem Atommüll bedrohlich. Man hat damit begonnen, die Fässer wieder aus dem Salz heraus zu graben, um sie dann an anderer Stelle zu lagern. Endlager?
Auch durch Fukushima werden wir jetzt nicht sterben wie die Fliegen nachdem wir sie mit Mückengift besprüht haben. Das sicher nicht! Eventuell werden sich die Krebs-Erkrankungsraten langsam erhöhen, Kinder werden immer häufiger von Leukämie oder anderen Krankheiten heimgesucht und das vermutlich in der nächsten oder übernächsten Generation, und niemand wird dann noch von Fukushima oder Tschernobyl oder ASSE II sprechen, sondern die Krankheitsraten werden in einer nüchternen Statistik als Zahlen auftauchen, das Gesundheits-System wird kollabieren und man wird sich schon eine Erklärung zusammen basteln, um keine Zusammenhänge herstellen zu müssen. Es sind dann wieder die Einzelschicksale, um die wir uns keine Sorgen machen müssen, jeder hat schließlich sein Päckchen zu tragen. Strahlen sieht man, schmeckt man und fühlt man nicht! Sie sind hinterhältig und vor allem langzeitwirkend.
Als mein Vater vor fast 30 Jahren an einer seltenen Art von Leukämie erkrankte, an der zuvor sein engster Freund und Kriegskamerad elendig dahinvegetiert war, stand er plötzlich morgens in unserer WG-Küche, was für mich irritierend genug war. Er wollte mit mir über seine Krankheit sprechen und mit niemandem sonst. Weltanschaulich und politisch waren wir nie einer Meinung und er als katholisch-konservativer Lokalpolitiker warf mir oft genug vor, fortschrittshemmend und wachstumsfeindlich zu denken. An diesem Morgen aber kam er, um mit mir über eben diese Ängste zu sprechen, die wir damals schon vor dieser unbeherrschbaren Atomenergie und ihren Strahlungen formulierten. Warum? Weil ich ihn nach dem Tod seines Freundes und seiner eigenen Diagnose darauf aufmerksam machte, ob es nicht daran liegen könnte, dass sie als Funker im Zweiten Weltkrieg auf den Funkkästen schliefen, um sich vor der Kälte zu schützen? Dass ich vermutete, sie hatten eine unverträgliche Portion Strahlen abbekommen, die ihnen langsam aber sicher die roten Blutkörperchen wegfraßen. So wird es wohl gewesen sein! Leider konnte er, und vielleicht wollte er auch nicht, keine anderen Kriegskameraden mehr ausmachen, sonst hätten wir sogar so etwas wie eine kleine Statistik führen können. Aber was hätten wir auch tun können – die Wehrmacht verklagen? Denken wir doch nur daran, wie sorglos man in den Jahren der Entdeckung der Röntgenstrahlen war. Die Menschen machten sich einen Spaß daraus, sich auf Partys zu röntgen”¦
Es ist doch das Wissen um die Gefahr, das Angst verbreitet. Wüssten wir noch immer nichts von der Radioaktivität der Röntgenstrahlen, würden wir uns noch immer zum Spaß röntgen und mit unserem Skelett Freunde auf Partys erschrecken! Dass wir dann unter Umständen 20 Jahre später an irgendeiner seltenen Krebskrankheit sterben, wird dann bedauert. Aber an irgendwas müssen wir ja schließlich sterben, nicht wahr? Wäre mein Vater nicht an dieser Leukämie gestorben, hätte er vielleicht noch 20 Jahre gelebt und wäre dann eben an einem Herzinfarkt gestorben. Sterben müssen wir alle! So gesehen brauchen wir uns weiter keine Sorgen zu machen und dann wäre die German Angst in der Tat völlig übertrieben!