Berlin, Deutschland (Weltexpress). Alte Union-Fans fürchten bisweilen zu träumen! Doch es ist kein Traum. Nach 20 Spieletagen der Fußball-Bundesliga sitzen die Eisernen dem Spitzenreiter Bayer München mit einem Punkt auf Atemdistanz im Nacken. Am Donnerstag laufen die Berliner dann in der Johan-Cruyff-Arena gegen Ajax Amsterdam in der Euro League auf.
Die Köpenicker triumphierten mit ihrem 2:1 (0:1)-Sieg bei den Sachsen bereits zum fünften Mal mit 2:1 in der Bundesliga. Bauen sich da die Rasenballspieler einen Angstgegner auf. Von den 47 069 Zuschauern werden sich wohl nur die mitgereisten 4 586 Union-Fans über das Resultat gefreut haben, das ihnen durch ihre Tore von Janik Haberer (61.) und Robin Knoche (72.) mit einem verwandelten Handelfmeter geschenkt wurde. Zuvor hatte Benjamin Henrichs (24.) der Sachsen in Führung gebracht.
Durch die Wuhlheide zieht offensichtlich ein Geist mit Siegerqualitäten. Die Eisernen dümpelten nach der Wende ein ganzes Jahrzehnt in unteren Ligen dahin. Erst als Präsident Dirk Zingler den Präsidenten-Stuhl besetzt, ging es wieder in die höheren und nun höchsten Etagen des deutschen Fußballs. Inzwischen spielen die Unioner als einzige Mannschaft aus der ehemaligen DDR-Oberliga in der Bundesliga mit. Natürlich freuen sich Profis und Fans über den bemerkenswerten Tabellenstand.
Damit die Bodenhaftung nicht verloren geht, dafür sorgt schon der Schweizer Union-Trainer Urs Fischer (56): „Die Jungs sollen sich freuen, aber nicht zu lange, denn es warten weitere Aufgaben auf uns.“ Schließlich kommen nach der Aufgabe in Amsterdam die abstiegsgefährdeten Schalker in die „Alte Försterei“.
Aber so weit denkt Fischer im Moment noch nicht. Er freut sich erst einmal über sein Team: „Ich bin erfreut darüber, welche Moral und Sieger-Mentalität meine Mannschaft heute wieder gezeigt hat. Die Leipziger gingen zwar in Führung, aber wir haben in der zweiten Halbzeit innerhalb des Teams Solidarität gezeigt und konnten dadurch das Spiel noch drehen.“
Janik Haberer, der mit einer unheimliche Schrumm aus gut 20 Meter den Ausgleich erzielte, hechelte in die Mikrofone: „Unsere Moral hat einfach wieder gestimmt. Wir haben in der zweiten Halbzeit nicht nachgelassen. Der Sieg war aus meiner Sicht nicht unverdient.“
Ehrlicherweise gibt Robin Knoche aber auch zu: „Natürlich hatten wir in der zweiten Halbzeit auch ein bisschen Glück.“ Aber das ist eben das Glück des Tüchtigen…