Die Deutschen räumen mit Köpfchen ab – Doppelsieg beim Triathlon Frankfurt als Teil der Europameisterschaft von Eisenmann Timo Bracht und Eisenfrau Sandra Wallenhorst

Mit 7 Stunden, 59 Minuten und 15 Sekunden hatte er also auch noch die Zeit unter Kontrolle, wie zuvor diesen anstrengenden Sportmix von 3,8 km Schwimmen,  180 km Radfahren und abschließendem Marathon-Laufen von 42, 195 km, wobei der Lauf die Entscheidung für ihn brachte. Er selbst führt seinen Sieg auf seine mentale Disposition zurück, die ihn das taktisch jeweils Richtige traumwandlerisch entscheiden ließ. Den Entscheidungskampf trugen drei Männer unter sich aus. Und der wurde so spannend, als ob da einer Regie geführt hätte. Lange schien alles auf den Spanier Eneko Llanos (8:00:21) zuzulaufen, der den Marathon bis zum 18. Kilometer anführte und schon eine fulminante Radtour hingelegt hatte und ja schon in Hawai 2008 Zweiter geworden war.

Timo Bracht lief seine eigenes Tempo, das ihn Meter für Meter an den führenden Llanos heranbrachte. Wenn sich Bracht später ausdrücklich bei dem Dritten im Bunde, dem 35jährigen Australier Chris McCormack (8:03:05) und letztjährigen Ironmansieger in Frankfurt bedankte, hat das mit dessen frühzeitigem und – wie sich herausstellte – zu frühem Spurt bei Kilometer 15 zu tun. Da ließ nämlich der Australier Bracht hinter sich und rückte dem führenden Llanos zu Leibe. McCormack holte ihn auch nach 28 km ein – „Nice to meet you!“ – und beide liefen zusammen, bis bei Kilometer 34 Timo Bracht beide einholte. Das gab McCormack , den Hawaisieger von 2007, so etwa bei Kilometer 37 den Rest, denn er hatte sich beim Spurt – wie er später feststellte – einfach übernommen, während Bracht an ihm vorbei seinen eigenes Rennen lief, mit einem ermunternden Klaps vom Australier belohnt. Schnell hatte er Llanos eingeholt und lief die letzten fünf Kilometer alleine seinem sensationellen Triathlonsieg entgegen, wie schon 2007 übrigens.

„Dieser Wettkampf war brutal: Kein Kraulzug, kein Radtritt fiel mir leicht. Ich habe nie ein härteres Rennen bestritten.“, so Timo Bracht zu diesen Sonntag in und um Frankfurt und der abschließenden Analyse: „Mit roher Gewalt konnte man nicht gewinnen.“. Es war schon eine Art Heimspiel, wie ihn die vielen tausend dichtgedrängten Zuschauer bejubelten: erst auf der zweimal zu fahrenden Radstrecke vom Langener Waldsee (Schwimmen) über das östliche Bergen Enkheim mit dem höllischen Anstieg, über Maintal und Ilbenstadt bis Friedberg und von dort als Schleife über Bad Nauheim zurück über Bad Vilbel nach Frankfurt führte, dann beim Laufen in Frankfurt. Der Marathon selbst bestand aus vier Runden, beide Seiten des Mains entlang, was publikumsfreundlich ist, denn so bauen die Zuschauer tatsächlich Sympathien zu Läufern auf und das Anfeuern und persönliche Ansprechen ist dann wie seelischer Balsam für die angegriffenen Knochen der Profi und der vielen Amateursportler, unter denen auch der finnische Außenminister Alexander Stubb wacker mithielt.

Das Einlaufen auf dem Römer um 14 Uhr 44 – um 22 Uhr kamen immer noch Läufer am Römerberg an – wurde dann für Bracht mit der Laufnummer Drei ein Triumph, denn er hatte immerhin zum Dritten knapp drei Minuten Vorsprung. Sehr dicht hinter dem Australier wurde der Rostocker Andreas Raelert mit 8:03:29 Vierter, der schon das Schwimmen mit 44:40,09 Minuten gewonnen hatte und Zweiter auf dem Rad wurde. Auch der Fünfte, Mathias Hecht, mit deutlichem Abstand von 8:11:56 kommt aus dem Commerzbankteam. Für den Sechsten war der Ironman Frankfurt auch eine Art Wiedergutmachung: Faris Al-Sultan(31), der Syrer aus München, hat nicht nur mit 8:20:25 seine Form wiedergefunden, sondern hatte auch den richtigen Neoprenanzug an. Vor drei Jahren hatte er bei Ironman Südafrika einen neuen Neoprenzweiteiler an, der ein Loch hatte, weshalb er als mit Pluderhose Aufgeblähter aus dem Wasser kam, was ihn unter dem Lachen der Zuschauer weltberühmt machte. Er gehört zum Abu Dhabi Team, dem auch die Viertplazierte bei den Frauen, Andrea Brede angehört.

Bei den Frauen waren es die gleichen Eigenschaften wie beim männlichen Sieger, die die 36jährige Sandra Wallenhorst von Hannover 96 mit 8:58: 08 zur Spitze führte: mentale Fitness. „Das war superhart, war aber ein superschöner Tag für mich“, brach es aus ihr hervor, die sich schwimmend, radelnd und laufend beeindruckend an die Spitze katapultiert hatte und anschließend dem Publikum in Frankfurt für deren fachkundigen Einsatz dankte. Ihre Konkurrentin war die Holländerin Yvonne van Vlerken, letztes Jahr in Hawai Zweite, die sie taktisch aushebelte. Denn die Holländerin führte durch einen schnellen Spurt, was Wallenhorsts Lauftrainer dazu brachte, ihr, die sich selber gerne als Hitzkopf bezeichnet, zu signalisieren, daß ihre Zeit noch komme und sie ihrem eigenen Körper, dem eigenen Tempo gehorchen solle. Und bei Kilometer 20 war es so weit. Der Abstand betrug nur noch eine Minute, als Ivonne van Vlerken nachließ, weil sie sich übernommen hatte und ab Kilometer 25 der Siegerin Wallenhorst den Vortritt lassen mußte, auf die sie mit 9:02:18 mit knappen 2 Minuten Rückstand als Zweite folgte. Dritte wurde die im Schwimmen besonders schnelle 38jährige Nicole Leder aus Hessen mit 9:05:16.

Fernsehübertragung des Triathlons in einem einstündigen Zusammenschnitt heute auf 17.30 bei Spartensender DSF.

www.triathlon.de

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