Der E.T.A. Hoffmann
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, besser bekannt als E.T.A. Hoffmann, ist einer der ganz großen Kulturschaffenden zu Beginn des „langen“ 19. Jahrhunderts, das nach der französischen Revolution 1789 beginnt und mit dem Beginn des ersten Weltkrieges 1914 endet. Nicht nur als Kammer-Gerichts-Rath, als Kritiker von Politik und Kultur mit dem Wort und der Karikatur als Schwert, sondern vor allem als ein Schriftsteller der in der ersten Liga der deutschen Romantik spielte, machte er sich einen Namen. E.T.A. Hoffmann arbeitet als „zugereister“ Berliner sein letztes Jahrzehnt im schönen Spree-Athen, wie die preußische und später deutsche Hauptstadt seit Beginn des 18. Jahrhunderts gern genannt wurde. Während die einen (Goethe) Hoffmann ablehnten, verehrten andere (Heine) den Meister. Vor allem im Ausland, besonders in Frankreich, Russland und den USA wurde der deutsche liberale Dichter und Denker hoch verehrt. Seine Werke entfalteten eine Wirkung, die bis heute anhält.
Mit „Meister Floh“ im Arm besuchen immer noch Berliner sein Grab auf den Friedhöfen am Halleschen Tor bei der Heilig-Kreuz-Kirche im Berliner Stadtteil Kreuzberg und lesen seine sieben Abenteuer. Für das Achte aber gehen sie den Mehringdamm runter Richtung Tempelhof, biegen rechts ab in die Yorkstraße und begeben sich direkt ins E.T.A. Hoffmann!
Das E.T.A. Hoffmann
liegt im Erdgeschoß eines gutbürgerlichen Hotels in einem herrschaftlichen Haus im Westberliner Stadtteil Kreuzberg mitten in einem Ensemble, das den Titel „Riehmers Hofgarten“ trägt. Errichtet wurden die altehrwürdig wirkenden Häuser von 1860 bis 1990 durch Hunderte Arbeiter, benannt aber nach dem Architekten und Eigentümer des Grundstücks Wilhelm Riehmer. Vor einem Abendmahl wäre ein Abendspaziergang durch die Gärten des Ensembles, bei dem vor allem die kunstvollen Fassaden von den Fertigkeiten der Handwerker Zeugnis ablegen, eine gelungene Einstimmung auf einen angenehmen Abend im komfortablen Inneren eines dieser soliden Gebäude, in denen auch heute vor allem gewohnt wird.
Riehmers Hofgarten bildet eine klassische Kulisse für die „Classic Cuisine“ des Restaurants E.T.A. Hoffmann. In einem die Sinne bemerkenswert wohltuenden wie geistig anregend gestalteten Ambiente fühlen wir uns auf Anhieb angekommen. Die ästhetische Harmonie beim Betreten der großartig gestalteten Räume mit hoher Decke hebt die Stimmung auf das Niveau, in das Heike Seebaum ihre Gäste zu Beginn eines Dinners sowohl dezent und elegant als auch charmant und herzlich einstimmt: das Niveau der Küche von Gourmetkoch Thomas Kurt.
Daß die "Cuisine Classic" nicht dann, wenn der Gourmand am Tisch Platz nimmt, geboten wird, sondern erst abends nach dem Fünf-Uhr-Tee, versteht sich von selbst, denn ein Dinner im E.T.A. Hoffmann soll nicht den Hunger eines Arbeiters, der die Gemäuer für diesen Gourmet-Tempel, errichtet hat, stillen, sondern Gäste, die keinen Finger krumm machen müssen, genießen lassen.
Ausgezeichnet mit dem Titel des "Berliner Maitre 2011" trifft Heike Seebaum für jeden Gast den richtigen Ton, so scheint es, und hilft auch uns mit charakterstarker Leichtigkeit bei der Auswahl der Speisen und Getränke. Hinter der Leichtigkeit der Vorstellung von Speis und Trank offenbaren sich gesammelte Erfahrungen als Leiterin des Berliner Restaurants „Altes Zollhaus“ und wir entdecken schnell die Tiefe des Wissens um wunderbare Weine sowie die Geschichte mancher Winzer und Weingüter. Die Kurzweiligkeit der Gespräche wie die wohlproportionierte Aufmerksamkeit der geborenen Gastgeberin schmeichelt.
Unser Abendmenue am 28. April 2013 begann mit einem Gruß aus der Gourmetküche von Thomas Kurt. Gänsestopfleberterrine mit Gewürzschokolade, Dattel-Erdnußmarmelade und Brioche stimmten uns ein. Ein Riesling paßt prima. Wir trinken eine Auslese vom Weingut Gutzler aus Rheinhessen.
Als Vorspeisen wurde Geräuchertes und Creme von der Zwiebel mit geschmortem Duroc Schweinebäcken und Eiszapfen gereicht. Das Messer, so scheint es, dient nur dazu, um ein starkes Stück Stahl in Händen zu halten, denn die Klinge gleitet förmlich durch die Schweinebäckchen, während das Heft wie dahingehauch in der Hand liegt und statt ein Essbesteck zum Schneiden zu sein der Kultur des Speisens dient. Doch weiter mit dem Wunderbaren auf den Tellern.
Confierter Widlachs mit Gurken-Senf-Nage und einem kleinen wie feinen Berner Rösti. Ja, richtiges „Rööschti“ mit rohen Kartoffeln für Leckerschmecker. Da diese Deutsch-Schweizer Spezialität nicht Sauce saugen muß sondern den französischen Bio-Lachs beinahe in die Rolle der Sättigungsbeilage bugsieren , müssen die Kartoffeln natürlich nicht vorgekocht werden, wobei – zugegeben – auch ein apartes Gemengelager aus rohen und gekochten Kartoffeln, wobei die Sorte das Geheimnis der Küche bleibt, mundet. Auch für die Fertigkeiten in einer Gourmetküche gilt: Jedem Gast nach seinen Bedürfnissen.
Zu allen Speisen steht eine umfangreiche Auswahl hochklassiger europäischer Weiß-, Rosé und Rotweine parat. Unter den gut und gerne 250 Weinen namhafter Winzer finden sich mineralische und fruchtbetonte Weißweine, feinstrukturierte und körperbetonte Rotweine.
Ein Rotwein der Edition Hirth. Der trockene Kairos, eine Komposition aus Lemberger und Dornfelder, besticht beim Schwenken im Glas mit violetten Reflexen im dunklen Kirschrot. 30 Monate Reife im Keller sorgen für seine Ausdrucksstärke. Die Aromen erinnern an Waldfrüchte und Bittermandel, sogar an Tabak und Lebkuchen. Dabei ist der kräftige Rotwein weich in den Gerbstoffen. Unser Kairos, Jahrgang 2008, beeinflusst den Geschmack der geschmorten Kalbszunge mit zweierlei Paprika und Kichererbsen positiv.
Der letzte große Gang gehört dem Iberico Schwein. Die Teller füllen gebratener Rücken, grüner und weißer Spargel sowie Erbspüree, wie wir es aus der Berliner Küche kennen, wobei sich zum Mus junge Erbsen gesellen. Das paßt für Kreuzberger wie die Faust aufs Auge, denn diese hübschen Hülsenfrüchte und knackigen Protein-Lieferanten kommen ursprünglich aus Kleinasien.
Unser Menue endet an diesem langen und lustvollen Abend im E.T.A. Hoffmann mit Baiser von Rhabarber und Himbeer mit Basilikumeis, Crème brí»lée mit Cassisblaubeeren und Joghurteis sowie einem „Käsebrot mal anders“. Das Besondere ist der Schaum vom Brie de Meaux zu Erdbeersorbet und Paprika.
Unser vorzügliches Menue mit wohlbedachter Weinbegleitung als persönliches Dinner im E.T.A. Hoffmann war wohltuend, ein Genuss-Erlebnis vom Feinsten, Lebensart. Dieses Restaurant in Berlin ist eine Bereicherung nicht nur für die Hauptstadt sondern für die ganze Republik. Wir empfehlen unseren Leserinnen und Lesern nicht nur einen Besuch bei Heike Seebaum und Thomas Kurt, nein, ein Dinner im E.T.A. Hoffmann muß sein!
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Restaurant E.T.A. Hoffmann, Thomas Kurt, Yorckstraße 83, 10965 Berlin, Telefon: +49 (0) 30 78 09 88 09, Website: www.etahoffmann-berlin.de, E-Mail: info@etahoffmann-berlin.de
Öffnungszeiten: Das Restaurant E.T.A. Hoffmann ist täglich, außer dienstags, ab 17 Uhr geöffnet.