Außerdem besitzt er außer seinen Spielcasinos in Las Vegas, Pennsylvania, Macao und Singapur die US-Republikanische Partei und seit kurzem auch beide Häuser des US-Kongresses.
Ihm gehört auch Benjamin Netanjahu.
Adelson`s Verbindung mit Israel ist persönlich. In eine zufällig getroffene israelische Frau verliebte er sich.
Miriam Farbstein wurde in Haifa geboren, besuchte ein angesehenes Gymnasium, leistete ihren Armeedienst im israelischen Institut, das sich mit bakteriologischer Kriegsführung befasst und ist eine vielseitige Wissenschaftlerin. Nachdem einer ihrer Söhne (aus erster Ehe) an einer Überdosis gestorben war, widmete sie ihr Leben dem Kampf gegen Drogen, besonders gegen Cannabis.
Beide Adelsons sind fanatische Unterstützer Israels. Nicht irgendeines Israels, sondern eines rechten, supermacistischen, arroganten, gewalttätigen, expansionistischen, auf Annexion bedachtes, nicht kompromissbereiten, kolonialistischen Israels.
In „Bibi“ Netanjahu fanden sie ihren Mann. Durch Netanjahu hoffen sie, Israel als ihr privates Lehnsgut zu beherrschen.
Um dies abzusichern, taten sie etwas Außerordentliches: sie gründeten eine israelische Zeitung, die nur dazu dient, die Interessen Benjamin Netanjahus zu fördern. Nicht den Likud, nicht eine spezielle Politik, nur Netanjahu persönlich.
Vor Jahren erfand ich ein hebräisches Wort für Zeitungen, die umsonst verteilt werden. „Hinamon“ , das grob als „Gratiszeitung“ übersetzt werden kann und das zu verunglimpfen beabsichtigt. Aber nicht im Traum dachte ich an ein Monster wie „Israel Hayom“ („Israel heute“) – eine Zeitung mit unbegrenzten Finanzmitteln, die täglich umsonst auf den Straßen und in Einkaufszentren überall im ganzen Land von Hunderten, vielleicht von Tausenden bezahlter junger Leute verteilt wird.
Israelis mögen gern etwas umsonst bekommen. „Israel heute“ („Hayom“) ist jetzt die Tageszeitung, die die weiteste Verbreitung in Israel hat. Sie gräbt den Lesern und die Reklameeinkommen von seinem einzigen Konkurrenten – Yedioth Aharanot („Letzte Nachrichten“) die sen Titel bis jetzt inne hatte, das Wasser ab.
Yedioth reagierte wütend. Sie wurde ein grimmiger Feind von Netanjahu. Jossi Werter, ein Kommentator der Mitte-Links Haaretz-Zeitung (die eine weit geringere Verbreitung hat, glaubt sogar, dass die jetzige Wahl darauf hinausläuft, dass nichts weiter als ein Wettstreit zwischen den beiden Zeitungen entsteht.
Dies ist weit übertrieben. Nach dem politischen und sozialen Inhalt zu urteilen, gibt es wenig, das die beiden von einander unterscheidet. Beide sind superpatriotisch, kriegstreibend und vom rechten Flügel. Das ist das journalistische Rezept,das die Massen in aller Welt anzieht.
Yedioth gehört der Familie Moses, einem geschäftstüchtigen Clan. Der gegenwärtige Verleger in der dritten Generation ist Arnon („Noni“) Moses, der die Öffentlichkeit meidende Boss eines großen wirtschaftlichen Empires auf dem die Zeitung basiert. Die Zeitung dient seinen Geschäftsinteressen, aber er hat keine speziellen politischen Interessen.
Adelson ist einzigartig.
In Israel ist das Wettgeschäft verboten und in geheimen Spielhöllen führt die Polizei Razzien durch. In unserer Jugend wurde uns beigebracht, Casino-Herrscher seien schlechte Menschen, fast wie Waffenhändler. Sie nehmen das Geld von armen Abhängigen, treiben sie in Verzweiflung und manchmal auch in den Selbstmord siehe Dostojewsky.
Israelis lesen „Israel Hayom“ (etwas, das es umsonst gibt), aber sie lieben den Mann und seine Methoden durchaus nicht. Einige Mitglieder der Knesset waren deshalb ermutigt, einen Gesetzesentwurf vorzulegen, in dem kostenlose Zeitungen verboten werden sollten.
Netanjahu und der Likud taten alles, um diesen Gesetzesentwurf zu blockieren. Aber bei der Vorabstimmung (notwendig für Gesetzesentwürfe von privaten Mitgliedern) wurden sie in bewundernswerter Weise geschlagen. Sogar Mitglieder von Netanjahus regierender Koalition stimmten dafür. Die Kameras fingen Netanjahu ein, als er in die Halle des Knesset-Plenums rannte, um auf seinen Platz zu kommen, bevor das Abstimmen begann.
Das Abstimmungsergebnis war 43 zu 23. Fast die Hälfte der Likud-Mitglieder war abwesend. Der Außenminister Avigdor Liebermann und seine Partei stimmten für die Gesetzesvorlage. Auch die Minister Ja`ir Lapid und Zipi Livni.
Von der Vorabstimmung bis zur endgültigen Annahme muss solch ein Gesetzesentwurf mehrere Stadien durchlaufen. Eine Menge Zeit bleibt, um ihn in einem der Komitees zu begraben. Aber Netanjahu war wütend. Ein paar Tage nach der Abstimmung entließ er Lapid und Livni aus der Regierung und verursachte so den Bruch der Regierungs-Koalition, und die Knesset löste sich auf.
Warum machte Netanjahu mitten in seiner dritten Amtsperiode solch eine Dummheit. Da gibt es nur eine logische Erklärung: Ihm wurde von Adelson befohlen, dies zu tun, um die Annahme des Gesetzes zu verhindern.
Wenn dem so ist, dann ist Adelson jetzt unser Gesetzgeber. Vielleicht ist er auch unser Haupt-Regierungsmacher.
Geld spielt eine zunehmende Rolle in der Politik. Wahlpropaganda wird im Fernsehen gemacht, das sehr teuer ist. In Israel wie in den USA fließen legale und illegale Fonds in den Wahlkampf, direkt oder indirekt. Korruption wird von den Gerichten begünstigt oder geduldet. Die sehr Reichen (euphemistisch sind sie in Amerika als die „Wealthies“, die sehr Reichen bekannt) üben ungebührlichen Einfluss aus.
Bei den letzten US-Präsidentenwahlen schüttete Adelson Unmengen von Dollars in den Wettkampf. Er unterstützte Newt Gingrich und dann Mitt Romney mit großen Geldsummen. Vergeblich. Vielleicht mögen die Amerikaner es nicht, von Casino-Kapitänen regiert werden.
Was die nächste US-Präsidenten-Wahl betrifft, hat Adelson früh angefangen. Er hat zu seinem Las Vegas-Spiel-Casino-Hauptquartier alle führenden republikanischen Kandidaten eingeladen, um sie in ihrer Loyalität zu ihm – und zu Netanjahu streng zu verhören. Keiner wagte es, die Einladung abzulehnen. Würde ein römischer Senator die Vorladung eines Cäsar ablehnen?
In Israel sind solche Rituale überflüssig. Die Adelsons – Miri und Sheldon – wissen, wer ihr Mann ist.
Die Israel Hayom-Zeitung ist natürlich eine große Propagandamaschine, total der Wieder-Wahl von Netanjahu gewidmet. Alles ist ganz legal. Wer kann in einer Demokratie einer Zeitung sagen, wen sie unterstützen soll? Wir sind eine Demokratie – um Himmels Willen!
Es scheint, für ein Land ungewöhnlich zu sein, einem Ausländer, der nie im Lande lebte, zu erlauben, solch enorme Macht über seine Zukunft, ja über seine Existenz zu haben.
Dazu ist der Zionismus nötig Dem zionistischen Glauben nach, ist Israel der Staat der Juden, und zwar aller Juden. Jeder Jude in der Welt gehört zu Israel, selbst dann, wenn er vorübergehend irgendwo anders lebt. Vor ein paar Tagen behauptete Netanjahu öffentlich, nicht nur den Staat Israel zu vertreten, sondern das ganze „jüdische Volk“. Es ist nicht nötig, die Juden zu fragen.
Dem entsprechend ist Adelson nicht wirklich Ausländer. Er ist einer von uns. Er kann zwar nicht in Israel wählen, obwohl seine Frau es wahrscheinlich könnte. Aber viele Leute, einschließlich seiner selbst, glauben, dass er, da er Jude ist, ein absolutes Recht hat, sich in unsere Angelegenheiten einzumischen und unser Leben zu beherrschen.
Zum Beispiel: die Ernennung unseres Botschafters in den US. Ron Dermer ist Amerikaner, geboren in Miami, aktiv in republikanischer Politik. Um einen amerikanischen Funktionär der republikanischen Partei als Botschafter Israels in Washington, wo ein Präsident der demokratischen Partei herrscht, zu ernennen, mag seltsam erscheinen. Nicht so seltsam falls Netanjahu nach den Befehlen von Sheldon Adelson handelt.
Es war Adelson, der das Hexengebräu, bereitete, das jetzt Israels Lebensrettungsseil nach Washington gefährdet. Sein Handlanger Dermer überredete die Republikaner im Kongress – alle abhängig von Adelsons Großzügigkeit oder es hoffentlich zu werden – Netanjahu einzuladen, um vor beiden Häusern eine Rede gegen Obama zu halten.
Während diese Intrige in Vorbereitung war, traf Dermer John Kerry, aber sagte ihm nichts von Netanjahus Kommen. Netanjahu informierte auch Präsident Obama nicht, der wutschnaubend verkündete, er werde den Ministerpräsidenten nicht treffen.
Vom Standpunkt wirklicher israelischer Interessen ist es reiner Wahnsinn, den Präsidenten der Vereinigten Staaten Amerikas zu provozieren, der Amerikas Waffenlieferungen nach Israel und das amerikanische Veto in den UN kontrolliert. Aber vom Standpunkt Adelsons, der 2016 einen republikanischen Präsidenten wünscht, macht es Sinn. Er hat schon damit gedroht, unbegrenzte Summen Geldes zu investieren, um die Wiederwahl eines Demokraten zu verhindern, und jeden Senator oder Vertreter abzusetzen, der nicht zu Netanjahus Rede kommt.
Wir sind nahe dran, einen Krieg zwischen der Regierung Israels und dem Präsidenten der US zu eröffnen.
Ist da jemand, der mit unsrer Zukunft Roulette spielt?
Anmerkungen:
Vorstehender Artikel von Uri Avnery wurde aus dem Englischen von Ellen Rohlfs übersetzt. Die Übersetzung wurde vom Verfasser autorisiert. Unter www.uri-avnery.de erfolgt nach Eigenangaben am 14.02.2015 die Erstveröffentlichung. Alle Rechte beim Autor.