Das Essen im eingeferchten Zustand haben wir hinter uns, meinen Laptop habe ich vor mir, um die neuesten Eindrücke in die Tasten zu tippen.
Rechtzeitig rollte die Maschine vom Terminal 1 weg und hin zur Startbahn. Pünktlich um kurz vor zehn flogen wir im herblich-kalten Frankfurt, es waren wie in Berlin wenige Grad über Null, los. Über die Startbahn West, wo noch vor Jahren Robin Wood und weitere Wilde Gesellen durch den Wald wanderten, in einem Hüttendorf lebten und der Fraport mitsamt dem Frankfurter Filz Widerstand leisteten, hoben wir ab. Schnell druchstieß die Maschine die tief hängende Wolkendecke über dem naßkalten Main, stieg hoch auf über 10 000 Meter und flog schnell, ziemlich schnell. Schnell fliegt das Ding immer noch, doch wir merken im Wartezustand, die lässigen Leder-Jacken für harte Herren im Rücken, nichts vom Rausch des Rasens. Die Maschine, eine Boeing 767-300ER, fliegt weiter der der kanadischen Ostüste entgegen. Die Sonne scheint kräftig. Ich sitze am rechten Fenster, Christian neben mir, und ein Dutzend Sitze links von uns aus den Flugzeugfenstern leuchtet es hell. Aus allen Flugzeugfenstern? Nein, die meisten sind schon verdunkelt und die ersten halten Nickerchen oder schauen auf den Flachbildschirm.
„Die Boeing 767 ist ein zweistrahliges Großraumflugzeug des US-amerikanischen Flugzeugherstellers Boeing. Der Tiefdecker war das erste Langstreckenflugzeug von Boeing mit zwei Triebwerken. Der Flugzeugtyp ist wirtschaftlich sehr erfolgreich und befindet sich noch in Produktion“, lese ich in Wikipedia.
Beim Surfen über dem Atlantik stoße ich auf weitere Hinweis: „Air Canada ist eine kanadische Fluggesellschaft mit Sitz in Montréal. Sie ist ein Tochterunternehmen des Holdingunternehmens ACE Aviation Holdings. Die Fluglinie ist Gründungsmitglied der Luftfahrtallianz Star Alliance.“ Zu dieser „Sternverbindung“ gehörte von Anfang an, also seit dem 14. Mai 1997, auch die Lufthansa, die uns von Berlin nach Frankfurt brachte.
Endlich lasse auch ich mir Kopfhörer geben und fummle an den Reglern für Hollywood-Filme. Bis wir in Toronto, der Hauptstadt der kanadischen Provinz Ontario, landen, was am Nachmittag der Fall sein soll, werde ich noch zwei Filme schaffen oder die mich. Die meisten an Bord schauen Halloween-Horror. Meine Wahl trifft auf den us-amerikanischen Dokumentarfilm "Die Bucht". Damit wird auch für mich diese die gruseligste Nacht des Jahres. Dokumentarfilmer Louie Psihoyo und Ric O ´Barry gelang nämlich eine aufwühlende Reportage über ein vertuschtes Verbrechen. Dafür mußten sie heimlich mit einem außergewöhnlichen Team von Spezialisten drehen. Der Originaltitel lautet "The Cove" und ich höre "die Aufdeckung eines blutigen Verbrechens an Natur und Mensch", wie Weltexpress-Autor Hugo Veit meint, in englischer Sprache. Beim Abschlachten unzähliger Delphine in der Bucht beim japanischen Ort Taiji muß ich an die Eisbären von Churchill an der Hudson Bay denken, zu denen wir fliegen und die wir filmen wollen. Wer weiß, was uns erwartet?!