Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Dimensionen unterscheiden sich gewaltig. Aber in der Zielstellung ähnelt der abenteuerliche Einfall der ukrainischen Truppen in Kursk der Ende Dezember 1944 gestarteten Ardennenoffensive der Hitlerwehrmacht. Mit dem vom Oberkommando der Wehrmacht „Wacht am Rhein“ getauften Vorstoß, im angloamerikanischen Sprachgebrauch „Battle of the Bulge“ (Schlacht der Ausbuchtung), wollte Hitler den Hafen von Antwerpen zurückerobern, die Alliierten von der Nachschubversorgung für ihren weiteren Vormarsch nach Deutschland abschneiden und den Anglo-Amerikanern eine Niederlage ähnlich wie 1940 bei Dünkirchen bereiten. Politisch-strategisches Ziel war, die westlichen Alliierten separaten Kapitulationsverhandlungen gefügig zu machen, um eine bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht zu verhindern.
Churchill räumte ein, „wie bedenklich die Lage ist“ und wandte sich am 6. Januar 1945 an Stalin persönlich und bat um eine Entlastungsoffensive im Osten. Dieser sagte am 9. Januar 1945 zu, die geplanten Angriffshandlungen der Roten Armee vorzuziehen und antwortete: „Zweifeln Sie nicht daran, dass wir alles nur Mögliche tun werden, um die ruhmreichen Truppen unserer Verbündeten zu unterstützen.“ Bereits am 12. Januar begannen 150 sowjetische Divisionen auf einer Frontbreite von der Ostsee bis zu den Karpaten ihre Offensive. Das Oberkommando der Wehrmacht musste zwei Panzerarmeen von der Westfront abziehen. Die Ardennenoffensive brach zusammen. Churchill telegrafierte an Stalin und übermittelte im Namen der Regierung Ihrer Majestät und persönlich „unseren Dank und Glückwunsch“ für den „gewaltigen Angriff, den sie an der Ostfront begonnen haben“. 1
Wie gesagt, die Dimensionen und die hier genannten Fakten unterscheiden sich gewaltig, aber es ist nicht zu übersehen, dass Kiew seinen westlichen Sponsoren und Kuratoren zeigen will, dass die ukrainischen Streitkräfte, die sich seit Monaten zurückziehen und Niederlagen erleiden, Ergebnisse vorlegen können. Es braucht einen kleinen taktischen Sieg, um mit dem Fußfassen in der Region Kursk bei längerfristig kaum noch auszuschließenden Verhandlungen über einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen seine Position mit einem Faustpfand zu stärken. Wie Berichte von diesem Mini-Kriegsschauplatz bereits zeigen, geht dieser abenteuerliche Versuch seinem Scheitern entgegen. Westliche Informationen – darunter „Bloomberg“ – bestätigen, dass die Ukrainer versuchen, die Einkesselung zu durchbrechen, die Russland in der Region Charkiw führt, um einerseits der westlichen Welt – um den Preis sehr hoher Verluste an Menschen und Ausrüstung, zu demonstrieren, dass sie über beispiellose Offensivfähigkeiten, einschließlich der Fähigkeit, sich in das Territorium der Föderation vorzuwagen, verfügen. Wie damals bei der Ardennenoffensive Dünkirchen geschieht das auch heute in einem Gebiet mit hohem symbolischen Wert, denn Kursk war im Großen Vaterländischen Krieg gegen den faschistischen Überfall der Wehrmacht etwa 550 km südwestlich von Moskau, Schauplatz einer zentralen Schlacht. Chinas englischsprachige Zeitung „Global Times“ schließt als Ziel auch nicht aus, dass Selenskji die Situation auf dem Schlachtfeld verschärfen und die Hoffnungen auf Friedensgespräche zunichte machen möchte, um von seinen westlichen Verbündeten „nicht so schnell im Stich gelassen zu werden“. Aber selbst Verbündete Kiews gehen auf Distanz. Während die US-Zeitung „Forbes“ bestätigte, dass die am Überfall auf Kursk beteiligte 80. Luftangriffsbrigade der ukrainischen Armee über deutsche Marder-Panzer verfügt, ließ Italiens faschistische Regierung Meloni durch ihren Verteidigungsminister Guido Crosetto erklären: “ Wir befinden uns natürlich nicht im Krieg mit Russland. Und wir haben immer gesagt, dass unsere Waffen nicht auf russischem Territorium eingesetzt werden dürfen“. Experten rechnen damit, dass dieses Manöver – wie damals die Ardennenoffensive – „zu einem Bumerang für Kiew werden wird“. Zumal die von Moskau hinhaltend geführten Kämpfe um Kursk ukrainische Truppen binden, die an anderen Frontabschnitten, an denen die russischen Truppen unvermindert weiter angreifen, fehlen. „Im Laufe der Woche verlor der Feind 3.260 Mann, vier Panzer, darunter zwei Leopard-Panzer deutscher Produktion, 12 gepanzerte Kampffahrzeuge, 68 Kraftfahrzeuge und 45 Feldartilleriegeschütze, darunter 15 selbstangetriebene 155-mm-Artilleriegeschütze und Haubitzen aus amerikanischer, britischer, deutscher und polnischer Produktion“. Darüber hinaus zerstörten russische Truppen sieben elektronische Kampfführungssysteme und Radarstationen sowie 16 Feldmunitionsdepots der ukrainischen Armee, berichtete „TASS“ am Freitag.
Anmerkungen:
1 Briefwechsel Stalins mit Churchill, Attlee, Roosevelt und Truman 1941-1945, Berlin/DDR 1964, S. 363f., 369.
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