Trotz der Griechenland-Hilfe ist der Wechselkurs weiter stark unter Druck und die Eurogruppe traf sich zum Krisengipfel, um das weitere Vorgehen zu besprechen. In Deutschland formiert sich unterdessen zum Widerstand gegen das Kreditprogramm: Das Verfassungsgericht wurde angerufen. Der Eilantrag wurde in einer Eilentscheidung gestoppt. Das hohe Gericht begründete dies am Samstagvormittag damit, dass ein Verschieben der deutschen Hilfen bis zu einem endgültigen Urteil über die Klage das Rettungspaket insgesamt gefährden könne.
Wie bestellt zum Krisengipfel der Eurogruppe haben Bundestag und Bundesrat den 22 Mrd. Euro schweren Beitrag zur Griechenland-Hilfe freigegeben. Bundeskanzlerin Merkel betonte mit Blick auf das Gipfeltreffen am Freitagabend, aus dem griechischen Schuldendrama müssten Konsequenzen für die Sicherung der Euro-Stabilität gezogen werden. Dazu seien die Hausaufgaben Deutschlands und aller Euro-Staaten nötig. Das Drama wurde nun vervollständigt durch einen Absturz des Dow-Jones-Index um gut 1 000 Punkte, der sich dann bis zum Donnerstagabend ein wenig erholte, dennoch mit einem Minus von 347 Punkten abschloss.
Kampf um einen stabilen Euro
Auch andere EU-Staaten verstoßen gegen die im Stabilitätspakt vorgesehenen Schuldengrenzen: neben Griechenland und Portugal unter anderen auch Deutschland. Dennoch will Merkel sich auf dem Gipfel für eine härtere Bestrafung von Haushaltssündern einsetzen und wird dabei vom französischen Staatspräsiden Sarkozy unterstützt.
Ob das Griechenland-Hilfs-Paket die finanzielle Situation der Heimat von Socrates überhaupt retten kann, ist nicht sicher. Angesichts der Massenproteste in Griechenland bleiben Zwiefel, ob Athen das Sparprogramm durchsetzen kann, das Bedingung für die Freigabe der einzelnen Kredit-Tranchen ist. Weiterhin steht in einigen Euro-Staaten die Zustimmung des Parlaments zu den Hilfsprogrammen noch aus. Vor dem Bundesverfassungsgericht reichten am Freitag vier bekannte Euro-Gegner Eilanträge gegen die deutschen Milliardenhilfen für Griechenland ein. Der Jurist Karl Albrecht Schachtschneider, die Wirtschaftswissenschaftler Wilhlem Hankel und Joachim Starbatty sowie das frühere Bundesbank-Mitglied Wilhelm Nölling hatten bereits 1998 das Bundesverfassungsgericht gegen die Einführung des Euro angerufen.
Allerdings hat sich der Euro am Freitag nach einem massiven Ausverkauf des Vortages etwas erholt. Er kletterte in einem nvervösen Handel auf 1.2690 Dollar, nachdem er am Vortag bis auf 1.2510 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit 14 Monaten abgerutscht war. Der Wertverlust summiert sich seit Jahresbeginn auf gut zehn Prozent.
Am Rentenmarkt hält die Flucht aus Anleihen der Peripherie-Länder Griechenland und Portugal weiter an. Die Finanzmärkte treiben die europäische Politik vor sich her und die Politiker versuchen verzweifelt, den Flächenbrand an den Märkten in den Griff zu bekommen. Die Griechenland-Krise macht ein Ringen zwischen und Politik und Finanzmärkten deutlich.
Experten sagen, die Finanzindustrie, die gerade vor den Regierungen vor dem Untergang gerettet wurde, wolle nun ein weiteres Mal durch staatliches Eingreifen vor Milliardenverlusten bewahrt werden. Die Politik habe die Wahl gehabt, Griechenland in die Insolvenz gehen zu lassen und die Anleger an der Last der Sanierung zu beteiligen. Dann jedoch hätte sie als Nächstes wieder Banken retten müssen. So hat sie sich für die Solidarität der Europäer entschieden aber in Kauf genommen, dass sich das Spiel mit Portugal wiederholt. Während die Politik Europa schützen wolle, fördere sie so jedoch die Spekulation.
Michael Maisch, London-Korrespondent des Handelsblatts, sagt: „Alle Banken, Investmentfonds, Versicherer, Staatsfonds aus den Schwellenländern – fast alle setzen im Moment auf einen Absturz des Euros. Aber Hedge-Fonds spielen bei der Attacke auf die Gemeinschaftswährung eine spezielle Rolle. Daten der amerikanischen Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission zeigen, dass Spekulanten Anfang Mai an den Terminbörsen so große Wetten gegen den Euro abgeschlossen hatten wie noch nie zuvor gegenüber einer Währung“.