Berlin, BRD (Weltexpress). Anfang der Woche wetteiferten im kollektiven Westen zunehmend hysterische Berichte über die angebliche Entsendung von 12 000 Mann Kampftruppen aus der DVRK zur Unterstützung der Russen an der Front im Ukraine-Krieg. In diesem Zweiteiler wird gezeigt, weshalb diese Darstellung nicht stimmen kann, und hinterfragt, was die CIA mit der Bestätigung diese Nachricht bezwecken könnte.
Bevor wir auf dieses aufregende Narrativ aufspringen, sollten wir uns zuerst fragen, von wem diese Hysterie auslösende Nachricht stammt. Laut US-Medien hat der südkoreanische Geheimdienst die Geschichte als erster in die Welt gesetzt, die prompt von der CIA bestätigt wurde. Aber wenn Geheimdienste sich an die Öffentlichkeit wenden, dann steckt immer mehr dahinter, als man mit bloßem Auge erkennen kann. Auch im konkreten Fall gibt es einiges, was misstrauisch machen sollte:
Ersten, die CIA hat nie freiwillig Spionageerfolge mit anderen Nachrichtendiensten geteilt, es sei denn, sie wollen sich damit selbst absichern, z.B. wenn sie wissen, dass die angebliche „Erfolgsnachricht“ manipuliert ist und als Fake entlarvt werden könnte. In dem Fall ist es gut, jemanden zu haben, dem man dann die Schuld in die Schuhe schieben kann. Ein Musterbeispiel dafür ist der berühmt-berüchtigte Fall des irakischen Überläufers mit dem Kodenamen „Curve Ball“. Er war vom deutsche BND an die CIA weitergereicht worden, weil er behauptet hatte, angebliche Beweisen für die Existenz mobiler irakischer Bio-Waffen-Labore zu haben. Gegen Geld und Asyl hatte er die Info zuerst dem BND angeboten, dessen Experten jedoch die Echtheit der angebotenen Info bezweifelten.
Die Weiterreichung von „Curve Ball“ an den CIA war begleitet von der deutschen Warnung, dass es sich bei dem irakischen Überläufer höchstwahrscheinlich um einen Betrüger handelte, der mit gefälschten Informationen Asyl bekommen und Geld machen wollte. Die deutsche Warnung störte die CIA jedoch nicht im Geringsten, denn die gefälschten Infos von „Curve Ball“ waren genau das, was die CIA und die George-W.-Bush-Regierung zur Rechtfertigung ihres geplanten, brutalen, unprovozierten, völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Irak gesucht hatten.
Erst Jahre später, nach Hunderttausenden von toten und verstümmelten irakischen Zivilisten und Millionen Geflüchteten, wurde die Erkenntnis publik, dass man in Irak keine Massenvernichtungswaffen und keine mobilen Bio-Waffenlabore gefunden hatte, weil es dort keine gab. Auch „Curve Ball“ wurde beschuldigt, frei erfundene Informationen gelieferten zu haben. Die Schuld für das „Curve Ball“-Debakel schoben die Amis, bzw. die CIA, allerdings den Deutschen in die Schuhe. Dasselbe kann den Südkoreanern blühen, wenn sich herausstellt, dass zwar eine militärische Einheit aus der DVRK zu Lernzwecken nach Russland, aber nicht als Kampftruppe an die Front in der Ukraine geschickt wurde.
Der zweite Punkt, der stutzig macht, ist die Reihenfolge, in der die Nachricht bekannt gemacht wurde. Denn die entscheidende Information kam von einem eher unbedeutenden Nachrichtendienst eines kleinen asiatischen US-Vasallenstaates. Die Info wurde dann sofort von der mächtigen und „allwissenden“ CIA bestätigt und an die Medien durchgestochen. Dieser Vorgehensweise der Amerikaner bin ich in meinem 16 Jahren in gehobener Position in der Politischen Abteilung des NATO-Hauptquartiers in Brüssel immer wieder begegnet, sowohl auf politischer als auch auf nachrichtendienstlicher Ebene.
Nur zu gerne schickten nämlich die Amerikaner kleine NATO-Länder vor, um in jeweils zuständigen NATO-Ausschüssen mit neuen „Erkenntnissen“, „Entdeckungen“ und Forderungen aufzuwarten, die dann mit der ganzen Autorität und Macht der amerikanischen Delegation unterstützt wurden. Auf diese Weise wurde zumindest nach außen der Eindruck vermieden, dass so gut wie alle neuen Initiativen und Forderungen von Washington direkt durchgedrückt wurden. Zugleich konnten die Medien von den echt demokratischen Zuständen in der NATO berichten, wo auch die Sorgen und Initiativen der kleinen Mitgliedsländer von den großen USA Gehör fanden.
Drittens, was grundsätzlich immer misstrauische machen sollte, ist, wenn die CIA die Öffentlichkeit informiert, was nichts anderes bedeutet als die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen und zu manipulieren. Wann immer die CIA an die Öffentlichkeit geht, sollte man an die lange Liste von Lügen denken, mit denen Washington in der Vergangenheit seine militärischen Überfälle, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gerechtfertigt hat, zum Beispiel:
- An den gefakten Vorfall im Golf von Tonkin, der Washington als Rechtfertigung diente, um den Bombenkrieg gegen die nordvietnamesischen Städte zu beginnen.
- An die „Zeugenaussage“ vor dem US-Kongress über die frei erfundene Geschichte von den neugeborenen Babys in einem Krankenhaus in Kuwait, die angeblich von bestialischen irakischen Soldaten aus ihren Brutkästen gerissen und auf den Boden geworfen wurden. Die Story war der Auslöser für den ersten US-Krieg gegen Irak 1990.
- An die angeblich von der CIA bewiesenen „Yellow-Cake“-Einkäufe von Saddam Husseins in Afrika. Dabei handelt es sich um ein uranhaltiges Vorprodukt zur Herstellung von Atomwaffen. Mit dieser Lüge „bewies“ die CIA, die von der Bush-Regierung behauptete nukleare Aufrüstung Iraks. Alles war frei erfunden aber entsprechend glaubhaft manipuliert worden.
Die Liste ließe sich abendfüllend komplettieren, aber der Leser versteht sicher, was gemeint ist. Daher gilt als Regel Nummer eins: Wenn die CIA öffentliche Erklärungen abgibt, dann ist etwas faul an der Sache. Das heißt nicht, dass alles frei erfunden ist. Denn falsche Geschichten enthalten am besten wahre Elemente, die nachprüfbar sind. Das gilt jedoch nicht für die Kernelemente eines falschen Narrativs. Aber auch diese falschen Kernelemente werden von der Agency derart massiert, umgedeutet und wieder zusammengesponnen, dass einerseits die beabsichtigte politische Wirkung erzielt wird und andererseits Otto Normalverbraucher kaum eine Chance hat, Wahrheit von Lügen zu unterscheiden. Was erst recht der Fall ist, wenn alle Leitmedien in Nachrichten und Kommentaren ins selbe Propagandahorn stoßen und das falsche Narrativ als das einzig wahre präsentieren.
Nehmen wir z.B. den vorliegenden Fall, wonach angeblich 12.000 Mann Kampftruppen aus der DVRK zur Unterstützung der Russen entsandt worden sind. Da Putin diese Nachricht in einer Pressekonferenz am Rande des BRICS-Gipfels nicht dementiert hat, ereifern sich seither unsere Staats- und privaten Konzernmedien darüber, dass die Nachricht der Wahrheit entspricht. Dabei kann es dafür eine ganz einfache Erklärung geben.
Denkbar ist z.B. – vor allem weil die US-Amerikaner es bereits vorgemacht haben –, dass auch die Führung der DVRK ausgesuchte militärische Spezialisten in die Etappe hinter dem Frontverlauf der Ukraine schickt, um dort von den Erfahrungen der russischen Soldaten in den neuen Kampftaktiken mit Aufklärungs- und Kampfdrohnen sowie die Interaktion und kombinierten Reaktionen der verschiedenen Waffengattungen zu lernen. Zu diesem Zweck schickt laut eigenen Angaben auch das Pentagon seit mindestens Anfang 2024 kleine Gruppen von Spezialisten hinter die Front ins Kriegsgebiet auf ukrainischer Seite. Und was den Amis recht ist, kann den Nordkoreanern billig seine, zumal auch sie, ebenso wie die Russen, das Ziel ständiger militärischer Provokationen der USA sind.
Die Amis haben immer noch etwa 50.000 Soldaten in Korea stationiert, mit denen Washington Jahr ein, Jahr aus in Großmanövern, gemeinsam mit seinem südkoreanischen Vasallen Angriffe gegen die DVRK übt. In Osteuropa ist das nicht anders, wo das US-Militär mehrfach im Jahr mit seinen NATO-Vasallen an den Grenzen Russlands den Krieg übt. Da kann man gut nachvollziehen, dass auch die Nordkoreaner von den Russen hinter der Front die neuen Taktiken lernen wollen, um im Drohnenkrieg und den neuen Taktiken denselben Kenntnisstand zu haben wie die aggressiven Amis, von denen sie ständig bedroht werden.
Aber genau an dieser Stelle, wenn wir uns nämlich die moderne, teils revolutionäre Taktik der russischen Kriegsführung in der Ukraine ansehen, wird deutlich, dass das CIA-Narrativ von der Entsendung tausender Soldaten aus der DVRK zur Unterstützung der Russen an der Front in der Ukraine falsch sein muss. Denn wie bereits erklärt, führt Russland seine Militärische Sonderoperation in der Ukraine mit der Taktik der „Combined Arms Operation“ aus, das heißt mit einer komplexen Interaktion verschiedener Waffengattungen und einer kombinierten, schnellstmöglichen Reaktionen auf eine neue Bedrohung. In einer solchen perfekt aufeinander abgestimmten Kampfmaschine haben fremde Truppen keinen Platz; sie würden nicht helfen, sondern nur gefährden. Hiernach wird erklärt warum.
Den Russen ist es an verschiedenen Abschnitten in der Ukraine gelungen, die Zeitspanne zwischen der Entdeckung, bzw. Identifizierung eines neuen, mehrere Kilometer entfernten Ziels und dessen Zerstörung auf 5 Minuten zu reduzieren. Das ist die bisherige Bestzeit, die nicht immer erreicht wird, aber immer öfter. Hier ein Beispiel: Ein ukrainischer Panzer wartet einige Kilometer hinter der Front auf einen Einsatzbefehl und hat am Wegrand unter Bäumen eine nur unzureichende Deckung gefunden. Er wird von einer Aufklärungsdrohne entdeckt, die Koordinaten werden automatisch der Zentrale gemeldet und das Objekt wird als Feind identifiziert. Jetzt beginnt die ebenfalls bereits teilweise automatisierte Abklärung, welche geeigneten Waffensysteme in Reichweite des Ziels in diesem Moment der Einsatzleitung zur Zerstörung des Panzers zur Verfügung stehen, z.B. eine in Wartestellung unweit des Ziels in der Luft kreisende, bewaffnete Drohne, oder ein in der Nähe operierender Kampfhubschrauber oder mobile Bodeneinheiten mit Panzerabwehrraketen, oder Präzisionsschüsse der Artillerie, etc.
Die Entscheidung welches Waffensystem für die Aufgabe am besten geeignet ist, muss blitzschnell getroffen und der Einsatzbefehl muss von der ausführenden Einheit ebenso schnell umgesetzt werden. Denn die Zeit ist hierbei der kritische Faktor, weil der Panzer zerstört werden muss, bevor er sich wieder in Bewegung setzt. Letzteres würde die Aufgabe seiner Eliminierung erschweren, weil der Einsatz bestimmter Waffensysteme, wie z.B. indirekter Artilleriebeschuss auf bewegliche Ziele, nicht mehr in Frage kommt und auch mobile Bodeneinheiten mehr Probleme hätten.
Anmerkungen:
In Teil 2/2 gehen wir der Frage nach: Warum diese westliche Hysterie über Nordkoreaner an der russischen Grenze zu Westeuropa? Auch gehen wir der ironischen Frage nach, ob die West-Eliten befürchten, dass die DVRK und China das westliche Vorbild in der globalen Terrorismusbekämpfung nachahmen könnten.
Vorstehender Beitrag von Rainer Rupp wurde unter dem Titel „Ukraine und „zivilisierter“ Westen von „Gelber Gefahr“ bedroht? – Teil I“ am 28.10.2024 in „RT DE“ erstveröffentlicht. Die Seiten von „RT“ sind über den Tor-Browser zu empfangen.
Siehe die Beiträge
im WELTEXPRESS.
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