Noch nie gab es so viele Pressetermine
Das letzte Mal das eine Essener Männermannschaft im Berliner Olympiastadion das Pokalfinale bestritt, war der Auftritt von Rot-Weiß Essen im Jahre 1994 gegen den hanseatischen Bundesligisten SV Werder Bremen, dass mit 1:3 verloren wurde. Laut Manager Willi Wißing befindet sich die SGS im Ausnahmezustand. Noch nie gab es in einer Woche so viele Pressetermine wie die Woche vor dem Finale. Schon anno 2007 erreichte die SGS im DFB-Pokal das Halbfinale. Gegner damals war der Lokalrivale FCR 2001 Duisburg. Vor 3.750 Zuschauern, der höchsten Zuschauerzahl in der ihrer Vereinsgeschichte, hielten die Essenerinnen lange mit, mussten sich aber nach einer Verlängerung mit 5:1 geschlagen geben.
Trainingsgelände Helmut-Rahn-Sportanlage
Mittlerweile haben die Ruhrstädterinnen sich im Ligaoberhaus etabliert und haben in der Qualität der Spielstärke mit den Duisburgerinnen die Tabellenränge getauscht. Duisburg kämpft um den Abstieg, während mittlerweile die SGS den erfolgreicheren Kader aufweist. Es besteht von Platz Sieben aus nur noch eine theoretische Möglichkeit selber abzusteigen. Die SGS trug seit dem Bundesligaaufstieg 2004 bis letzte Saison ihre Heimspiele im Sportpark Am Hallo aus. Als Trainingsgelände dient die Helmut-Rahn-Sportanlage in Essen-Frohnhausen. Der Altinternationale und einer der Helden von Bern Helmut Rahn spielte bei Rot-Weiß Essen (RWE) in den Fünfziger Jahren. Anno 1954 gewann er mit Bundestrainer Sepp Herberger die Weltmeisterschaft.
Heimspiele im neu gebauten Stadion Essen
Die restlichen Mannschaften spielen und trainieren in der Bezirkssportanlage Ardelhütte auf einem älteren und auf einem in November 2011 fertig gestellten Kunstrasen. Da diese Anlage nicht den Anforderungen der Frauen-Bundesliga entspricht, wurden in den Jahren zuvor die Bundesligaspiele im Sportpark Am Hallo ausgetragen. Seit der Saison 2012/13 trägt die SGS ihre Heimspiele im neu gebauten Stadion Essen aus. Kurz vor der Eröffnung des Stadions wurde von der RWE Deutschland AG, die den größten Teil der Finanzierung mit Ausnahme der Stadt mit der Sparkasse übernommen hatte und somit die Namensrechte am Stadion erhielt, der Stadionname bekannt gegeben. Das Stadion sollte neutral Stadion Essen heißen.
Anno 2012 Stadioneröffnung mit dem 1. FFC Frankfurt
Das alte Georg-Melchers-Stadion, welches an jenem Ort und Stelle abgetragen wurde, gibt es nicht mehr. Am Tag der Eröffnung des neuen Stadion Essen am 12. August 2012 war die Frauenmannschaft des 1. FFC Frankfurt zu Gast, die gegen die Frauen der SGS Essen antrat. In den letzten zehn Minuten wurde die Mannschaft des 1. FFC Frankfurt gegen elf Männer von Rot-Weiß Essen (RWE) ausgetauscht. Die SGS Essen verlor 0:3 gegen den 1. FFC Frankfurt und die Herren des RWE schlugen die Frauen der SGS Essen mit 1:0. Der rührige Manager Willi Wißing, der die notwendigen Kontakte des Vereines zu Politik und Wirtschaft aufgebaut hat, arbeitet an seinem Traum für den Gesamtverein seit über 40 Jahren . Cheftrainer Markus Högner sagte nach dem Finaleinzug, dass er sich besonders freue, dass Willi Wißing mit dem DFB-Pokal Finale sein Lebenswerk krönen könne. Wißing hat den Spitznamen "Mr. SGS".
Das Pokalfinale ist ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte
Im Interview mit dem „Der Westen“ erklärte Manager Willi Wißing gegenüber dem Essener Sportjournalisten Benedikt Burgmer in eigener Sache: „Ich bin jetzt seit 1970 bei der SGS. Wir haben in dieser Zeit kontinuierlich eine ganze Menge aufgebaut. Ich finde es ebenso genauso toll, dass wir ein Sport- und Gesundheitszentrum gebaut haben, eine Vorzeige-Sportanlage von der Stadt nutzen dürfen und rund 3600 Menschen bei uns Breitensport treiben. Aber das Pokalfinale ist natürlich ein Meilenstein in unserer Vereinsgeschichte, weil es auf nationaler Ebene stattfindet. Aber wir ruhen nicht, wir arbeiten auch schon daran, uns neue Ziele zu setzen.Wir können gegen Frankfurt locker aufspielen, weil wir unser Finale doch schon gegen Freiburg hatten. Was jetzt kommt, ist das I-Tüpfelchen. Ich werde den Mädels am Samstag sagen: Habt Spaß und gewinnt," frohlockt der Vereinsmanager.
Eine weitere Spielzeit mit Högner im Abstiegskampf
Tatsächlich kommt es morgen in Köln zum Kontrastprogramm. Hier ein Verein, der unter seinem alten Namen SG Essen Schönebeck erst vor zehn Jahren in die Bundesliga aufstieg, derzeit im Mittelfeld steht und als eine Art Wohlfühloase der Liga gilt. Nachdem die Mannschaft in der Saison 2008/09 mit dem fünften Rang die beste Platzierung der Vereinsgeschichte erlangte, mussten die Essenerinnen ein Jahr später bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt zittern. Ein 1:1 beim direkten Konkurrenten SC Freiburg sicherte den weiteren Verbleib in der Bundesliga. Der Vertrag mit dem ehemaligen Trainer Agolli wurde nach Saisonende einvernehmlich aufgelöst. Die Saison 2010/11 bescherte der SGS eine weitere Spielzeit im Abstiegskampf unter ihrem neuen Cheftrainer Markus Högner, die mit dem 9. Platz um einen Platz besser beendet werden konnte als die Vorsaison.
Wißing: Erstmalig steht die SGS auf der großen Fußballbühne
Ein Jahr später führte Högner seine Mannschaft auf Rang fünf. Högner ist der Meinung, dass falls er die junge Mannschaft im Stamm zwei, drei, vier Jahre zusammenhalten kann und auch noch punktuell verstärken könnte, der SGS mit Sicherheit die Top-Klubs noch mehr ärgern könnte. Der Finaleinzug beschert der SGS geschätzte Prämien im mittleren fünfstelligen Bereich. Manager Wißing plant die Summe in den Marketingbereich zu investieren, um jemanden zu finden, der sich um Sponsorenpflege und Öffentlichkeitsarbeit kümmern sollte. Mit Cheftrainer Högner betritt die SGS Essen erstmalig in der Vereinsgeschichte die große Frauenfußballbühne. Er findet es als Bestätigung seiner gesamten Arbeit und freut sich, dass er die SGS dadurch einer breiten Öffentlichkeit präsentieren zu können.
Högner: Frankfurt findet uns sicher fies und ekelhaft
"Frankfurt hat in dieser Saison noch kein Spiel verloren. Auf der anderen Seite waren wir eine der wenigen Mannschafen, die immerhin einen Punkt gegen Frankfurt geholt haben. Man muss realistisch sein, aber ich weiß auch, das Frankfurt einen Heidenrespekt vor uns hat. So ein Spiel kann ganz verworrene Wendungen nehmen. Das haben wir bewiesen, als wir im Pokal gegen Potsdam gewonnen haben. Wir brauchen eine absolute Top-Leistung, um einigermaßen bestehen zu können", so der Cheftrainer. Die SGS Essen befindet sich im Ausnahmezustand. Diese Woche steht ganz im Zeichen des vorläufigen Highlights der Vereinsgeschichte. „Wir brauchen einen absoluten Sahnetag, um zu gewinnen und bei denen muss, ich weiß auch nicht was, passieren“, erklärt Högner. „Aber ich weiß auch, dass uns Frankfurt ekelhaft und fies findet. Und das müssen wir am Samstag auch sein.“ Eine Finale Party wird es unabhängig vom Ergebnis im Hotel der SGS in Köln geben. „Das haben sich die Mädels verdient.“ Denn schon mit dem Finaleinzug haben die Ruhrstädterinnen aus Essen Historisches erreicht.
Quellen: SGS Essen, Reviersport, Der Westen, 1. FFC Frankfurt, DFB, Wikipedia