Der deutsche Verleihtitel des 3D-Animationsfilms liefert den passenden Kommentar zu Chris Sanders und Dean DeBlois Kinderabenteuer. Mit dem „Drachenzähmen“ hat es sich das Regie- und Autorenduo allzu einfach gemacht. Auf ironische Seitenhiebe verzichten sie genauso wie auf schwarzen Humor. Mit dem Schrecken des Nordens haben die Film-Wikinger nichts gemein. Selbst Wiki und die starken Männer könnten die wenig gefährlichen Mannen in die Flucht schlagen. Doch realistische Kriegshandlungen will der angepasste Kinderfilm niemandem zumuten. Zu dumm, dass Wikinger außer für Seefahrt nur fürs Zuschlagen mit der Streitaxt bekannt sind. Den Frauen bietet sich noch eine Alternativlaufbahn als Opernwalküre, aber den Männern? So müssen Drachen als Ersatzgegner her. „Zahnlos“ heißt das Exemplar, mit welchem sich Hicks anfreundet und auch hier ist der Name bezeichnend. Weder der Nachtschatten noch seine Artgenossen sind furchterregend. Legt Hicks übergroßes Haustier den Kopf schief, erinnert es an Pokémon Pikachu. Wie letzter ist Zahnlos der mit Superkräften ausgestattete Freund eines Menschenjungen, dem er im Kampf gegen die bösen Vertreter seiner Art beisteht. Ihre Kreativität konzentrierten die Autoren lediglich auf die Kämpfe – Trainingskämpfe der Nachwuchsdrachentöter, damit nur keiner um das Wohlergehen der Helden fürchten muss. „Hunderte“ Wikinger und „tausende“ Drachen wurden laut der Filmfiguren getötet. Vermutlich in einem anderen Dorf, in dem es spannender zugeht.
Dreidimensional sind lediglich die Effekte. Die Handlung ist so vorhersehbar und konventionell wie die Charaktere schematisch. Hinter der vermeintlichen Friedensbotschaft verbirgt sich kritiklose Martialik. Hicks Methoden erweitern die Kriegsführung lediglich um eine psychologische Ebene. Der Sinn des angesichts des Nahrungsüberflusses unbegründeten Kampfs der Wikinger gegen die Drachen wird nie hinterfragt. Wer Frieden will, muss in den Krieg ziehen. Doch da der Feind des Feindes ein Freund ist, werden Drachen und Menschen doch noch zu Verbündeten. Die gezähmten Drachen werden zur lebenden Waffe umfunktioniert, die nebenbei als fliegender Untersatz dienen. Weil auch Wikingerfrauen sich mit Knarren und PS beeindrucken lassen, schlägt neben Astrids Axt schließlich auch ihr Herz für den gewandelten Helden und Hicks Vater betrachtet den kleinen Haudrauf mit Stolz. Angesichts solch oberflächlicher Gefühlswandlungen teilt man Hicks Meinung über den hohen Norden: die Haustiere sind hier das beste. Oder wie es zu Filmbeginn heißt: Andere würden umziehen. In einen anspruchsvolleren Film.
Titel: Drachenzähmen leicht gemacht – How to train Your Dragon
Land/ Jahr: USA 2010
Genre: Animationsfilm
Kinostart: 25. März 2010
Regie und Drehbuch: Chris Sanders, Dean DeBlois
Sprecher: Jay Baruchel, Gerard Butler, America Ferrara
Laufzeit: 90 Minuten
Verleih: DreamWorks