Der unendliche Zug der Herden im Tierparadies Masai Mara – Serie: Kenia – Land der größten Tierschau (Teil 3/4)

Der König der Savanne lässt sich auch durch Heißluftballons mit Touristen nicht stören

Safariführer Moses hört per Funk, dass sich eine neue Herde mit tausenden Tieren dem Fluss Mara nähert und gibt Gas. Der Wagen rast über ausgefahrene Pisten und hinterlässt eine Staubwolke. Der Fluss ist erreicht und immer noch stürzen sich an dieser Furt dutzende Tiere ins Wasser und durchqueren halb galoppierend halb schwimmend den Fluss. Plötzlich bricht der Strom der Tiere ab. Sie stoppen ihren Lauf, scheinen zurück zu schrecken.

Werden die Tiere durch die inzwischen große Zahl der Safari-Wagen gestört, die an beiden Uferseiten in Stellung gegangen sind und aus deren Dachluken Touristen mit ihren Fotoapparaten herauslugen? Oder werden sie durch die große Zahl von Flusspferden beunruhigt, deren riesige Schädel mit aufgerichteten Ohren immer nur ein Stück aus dem Wasser ragen?

Moses am Steuer des Autos weiß die Antwort und zeigt aufs flache Wasser. Hier haben sich zwei mächtige Krokodile eingefunden, die kurz aufgetaucht sind. Jetzt beginnt die Zeit des Wartens für alle am Fluss. Zu den Wartenden gesellen sich drei Geier, die sich auf einer Akazie nah am Fluss niederlassen. Am anderen Ufer erscheinen fünf Zebras. Sie laufen zögerlich hin und her und schauen in Richtung der Krokodile. Dann geht alles sehr schnell. Ein Zebra stürzt sich in den Fluss und die anderen Tiere folgen ihm. Sie nähern sich flink dem anderen Ufer. Die zwei Krokodile schnappen mit ihren großen Mäulern nach den an ihnen vorbei preschenden Zebras und verfehlen das letzte Tier nur knapp. Fast hörbares Aufatmen im Touristenpulk. Soviel Naturalismus wollen wohl die meisten in der Wildnis auch wieder nicht sehen.

Es ist wieder ganz still am Fluss. Die Gnuherde am anderen Ufer zieht langsam zu einer anderen Furt. Die Safariwagen mit den Touristen fahren einer nach dem anderen ab und ziehen zu neuen Fotomotiven. An anderen Flussübergängen und im Fluss ist deutlich erkennbar, dass die Durchquerung des Flusses nicht immer so glücklich für die Herdentiere verläuft. Dutzende Gnus und Zebras, einige auf dem Rücken liegend und alle vier Beine nach oben gestreckt, treiben im Wasser, einige Kadaver sind ans Ufer gespült.

Die Gefahren für den Zug der Herden setzen sich fort. Es gibt keinen Ort in Kenia, wo so viele Löwenfamilien leben. Sie sind überall meist im hohen Gras zu entdecken. Am Tage halten sie Siesta. Und da ist es in der Masai Mara nicht so selten, Elefanten, Giraffen sowie Gnus und Zebras friedlich und still stehend vereint grasen zu sehen und im Hintergrund dösende Löwen – als ob ein Maler die Tiere des Kontinents Afrika auf einem Bildausschnitt festhält mit dem Titel: die größte Tierschau der Welt.

Zu den attraktivsten Lodges nahe des Flusses Mara zählt die Mara Serena Lodge. Auf einem Felsvorsprung gelegen, bietet sie von einer Terrasse und aus übergroßen Fenstern der einzelnen Quartiere einen faszinierenden Blick auf die in der Savanne vorbei ziehenden Herden. Die Architektur der Lodge ist den traditionellen Dörfern der Masai nachempfunden. Das Stolz des kriegerischen Hirtenvolkes der Masai, das Festhalten an ihren Traditionen und auch die Kooperation mit der britischen Kolonialmacht in früher Vergangenheit konnte sie nicht vor ihrer Vertreibung bewahren. Einige junge Leute sind noch als Folklore-Gruppe bei den Touristen zu Gast. Für ein Leben mit ihren Herden in den fruchtbaren Savannengebieten ist schon seit langem kein Platz mehr.

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Info:

www.sarovahotels.com

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