Die Deutschen tun sich dennoch schwer mit dem dicken Japaner. Gerade einmal 700 Land Cruiser wurden voriges Jahr bei uns abgesetzt, 16 000 waren es Europa. Auch von der seit wenigen Tagen bei den Händlern stehenden 4. Generation des Land Cruiser erwartet Toyota keinen Boom-Effekt. Wie auch? Dieses Auto ist mehr ein Arbeitstier als ein Schicki-Micki-SUV, robust und trotzdem komfortabel, groß, langlebig und fähig, sich durch schwerstes Gelände zu wühlen oder auch mal einen Drei-Tonnen-Anhänger zu ziehen. Es sind Eigenschaften, die einen anderen Käufertypus ansprechen. Den echten Geländewagen-Kunden werden weniger die Chromstreben im Grill oder die LED-Rückfahrleuchten interessieren, die Toyota seinem neuen Land Cruiser – intern Typ 150 genannt – mit auf den Weg gegeben hat. Es zählen mehr die handfesten Dinge: Motorisierung, Zugkraft, Ladevolumen, Verbrauch, Rampenwinkel. Und natürlich: Wie schlägt sich der Land Cruiser abseits des Asphalts?
Testen konnten wir das auf einem ehemaligen Gelände der Nationalen Volksarmee südlich von Berlin. Um es vorweg zu nehmen: Hier scheint der Toyota-Werbeslogan „Nichts ist unmöglich“ tatsächlich einmal zu passen. Auch Nicht-Offroad-Profis fahren dank einer Vielzahl elektronischer Heinzelmännchen souverän durch Matsch und Sand, klettern im Kriechgang Hügel hinauf und sicher wieder herunter. Manchmal bedarf es nur noch der Hände am Lenkrad, den Rest erledigen Sensoren und Elektronik. Wer die Topversion wählt, kann sogar das Geschehen an den Vorderrädern auf einem Monitor beobachten. Hierzu sind unter anderem in den Außenspiegeln Kameras angebracht.
Leichter fällt die Wahl bei der Motorisierung. Es gibt nur einen Dreiliter-Diesel. Der auf Langlebigkeit ausgelegte Vierzylinder leistet 173 PS und 410 Newtonmeter Drehmoment und harmoniert besonders gut mit der 5-Stufen-Automatik (Aufpreis: 2200 Euro), für die sich laut Toyota 85 Prozent der Kunden entscheiden. Den Norm-Verbrauch gibt das Werk mit 8,1 Litern pro 100 Kilometer an. Im Alltag dürfte er jedoch bei zehn bis elf Liter liegen. Kleines Handicap: Der Selbstzünder erfüllt nur die Abgasnorm Euro 4.
Viel Detailarbeit steckten die Entwickler in den Innenraum. Oberflächen und Verarbeitung sind hochwertig, die Bedienung trotz der vielen Schalter einfach. Wie gehabt gibt es den Land Cruiser als Dreitürer (4,49 Meter) und als Fünftürer (4,76 Meter). Trotz des relativ günstigsten Einstiegspreises von 36 950 Euro lohnt die kürzere Version nicht wirklich. Sinnvoller investiert ist das Geld in die fünftürige Variante ( ab 39 700 Euro). Hier stehen zum einen höhere Ausstattungslinien zur Verfügung, die Rücksitzbank ist dreigeteilt und längs verschiebbar, die Heckklappe besitzt ein separat zu öffnendes Fenster und es steht deutlich mehr Ladevolumen zur Verfügung. 621 bis 1934 Liter entsprechen dem Niveau des T-Modells der Mercedes E-Klasse.