Die besagte Versöhnung bezieht sich auf das Ende der Fan-Proteste gegen angekündigte Preiserhöhungen für die nächste Saison. Die Leitungen der Eisbären sowie der O2 Arena hatten offensichtlich grünes Licht aus Los Angeles bzw. der Europazentrale der Anschutz Group AEG in Paris dafür bekommen, die angedachten Steigerungen moderater zu gestalten. Und so war der Fanbeirat letztendlich einverstanden, dass die ca. 4000 Dauerkarten-Inhaber auf den Sitzplätzen etwa 15 % mehr zahlen müssen. Die 1200 Stehplatz-Dauerkartenbesitzer lediglich 11 % mehr berappen sollen und Rollifahrer samt Begleitung weiterhin gratis und in größerer Zahl Einlass gewährt wird…
Und so war im fünften Play-off-Duell mit dem Anschutz-Imperium-Kollegenverein die mit den gewohnten Bannern und Fahnen bestückte Fankulisse vor insgesamt 13 700 Besuchern um besonders lautstarke Unterstützung bemüht: Sorry Jungens, dass wir euch zuvor zwei Mal haben hängen lassen…
Die 2:0-Führung nach 39 Minuten durch den 20-jährigen Vincent Schlenker und einem Solokonter durch T.J. Mulock bestätigten die Zuwendungs-Impulse. Doch Hamburg schlug im letzten Drittel auch ohne seine beiden Spitzenkräfte in der Offensive – Flaake (verletzt) und Schneider (gesperrt) – mit zwei Treffern zurück. Begünstigt durch ungenügendes Einschreiten der Eisbären im Rückwärtsgang gegen Pettinger (46.) bzw. Nielsen (56.). Da wurde auch die Anfälligkeit des bis dahin starken Eisbären-Torhüters Rob Zepp bei Schüssen über Schulterhöhe wieder einmal sichtbar.
Als alles auf die erste 20-Minuten-Verlängerung – die zwei Play-off-Erfolge der Berliner kamen erst in der Overtime zustande – eingestellt war, eroberte Kapitän Andre Rankel (für Cheftrainer Don Jackson ganz klar der Winner des Spiels, weil jener an allen drei Treffern die Vorarbeit leistete) vor dem Kasten der Gäste die Scheibe. Sah den freien Jens Baxmann. Und der Nationalmannschafts-Verteidiger schaffte Sekundenbruchteile vor der Schluss-Sirene das erlösende 3:2…
Rund zehn Minuten diskutierten die Hamburger mit den Schiedsrichtern, ob das Tor nicht doch nach Ablauf der Spielzeit gefallen sei. Während die Berliner nach der offiziellen Ansage „3:2“ in die Kabinen entschwunden waren, hofften die Gäste auf der Spielerbank, dass es vielleicht doch weitergehen würde. Doch die vier Unparteiischen blieben bei ihrer Tatsachen-Entscheidung. Ohne nochmals den Video-Beweis zu konsultieren.
Für solche engen Situationen sollte man in der DEL – ähnlich wie im Basketball üblich – eine technische Lösung (Synchronität zwischen Spielzeit und Video-Aufzeichnung) anstreben, waren sich Jackson und Freezers-Coach Benoit Laporte einig.
Der Hamburger machte den Schiris dazu keine Vorwürfe („Wenn die Schiris Tor entscheiden, ist es Tor…den Fehler haben meine Spieler gemacht, als sie die Scheibe aus dem neutralen Drittel zurück vor unser Tor passten und sie dann verloren.“). Allerdings entfachte er vor dem Samstag-Gang ein bisschen Psycho-Krieg, indem er den Berlinern Rankel und Julian Talbot „diving“ vorwarf. Jenes Produzieren von „Schwalben“, um wie im Fußball Strafen der Gegenspieler zu provozieren. Jackson wies das gerade bei Rankel und Talbot zurück, bestätigte indes, dass dies insgesamt in der DEL zugenommen habe und ein Problem sei.
Laporte dürfte den Hamburger Boulevard-Medien so Munition für Attacken gegen die Eisbären geliefert haben, bestritt aber schließlich, dass er solch ein Verhalten dem Doppel-Torschützen des Vorspiels, Talbot, unterstellt habe…
Rankel hatte nach dem vorherigen 4:8-Heimdebakel ungläubige Mienen bei den Journalisten hervorgerufen, als er verkündete: „Wir werden beweisen, dass die Mannschaft Charakter hat und die nächsten beiden Spiele gewinnen.“
Der Nationalstürmer hat recht behalten – durch zwei 3:2-Gewinne haben die Eisbären nun tatsächlich in der Serie mit 3:2 die Nase vorn. Auch, weil sich die Fans wieder hinter sie gestellt haben.