Berlin, Deutschland (Weltexpress). Wer meint, es müsse irgendwann eine Grenze geben, ab der die deutschen Medien es nicht mehr schaffen, israelische Kriegsverbrechen schönzureden, täuscht sich. Der Spiegel beweist dabei seine ganze Meisterschaft. Am Ende konnten die Täter nichts dafür.
Es gibt Fälle, da müsste man die Autoren schon für die Überschrift verhauen. Wie diese hier: „Israelisches Militär bedauert zivile Opfer im Gazastreifen“. Das schreibt der Spiegel so. Und führt dann ganz verständnisvoll aus, es ginge nur um Luftangriffe auf das Flüchtlingsviertel Maghasi, bei dem zu Weihnachten 70, oder vielleicht auch 86, Zivilisten umkamen.
Von über 21.000 mittlerweile, aber damit hat der Spiegel kein Problem. Auch nicht damit, die Erklärung der israelischen Armee, man habe versehentlich weitere Gebäude neben den Zielen getroffen, zu übernehmen. Ganz ernsthaft, als könne man das so glauben, nach den hunderten anderen Gebäude mit Tausenden von Zivilisten, die wohl ebenfalls alle versehentlich getroffen wurden.
Wirklich, auch das schreibt der Spiegel noch: „Vor den Angriffen habe die Armee ‚Schritte unternommen, um den Schaden an unbeteiligten Zivilisten in dem Gebiet zu verringern‘.“
Wie schafft man es, einen solchen Satz wiederzugeben, ohne körperliche Schmerzen dabei zu verspüren? Indem man seit Monaten weggesehen hat, wenn schwerverletzte oder tote Kinder zu sehen waren? Oder muss man dafür nur einfach einen fest eingebauten Schalter umlegen, der bestimmte Menschen zu einer zu vernachlässigenden Quantität macht, oder, wie es der israelische Kriegsminister Joaw Galant formulierte, zu „menschlichen Tieren“?
Bei dem Angriff sei „nicht die passende Munition verwendet worden“. Na, dann ist ja alles gut. Ist ja nicht so, als würde diese Behauptung, sollte sie zutreffen, bedeuten, dass nicht nur die israelische Armee bei über 21.000 Toten irgendwie grundsätzlich mit der falschen Munition versehentlich auf weitere Gebäude zielt, sondern auch die USA flugzeugladungsweise die falsche Munition geliefert haben.
Alles nicht so schlimm, wenigstens nicht für den Spiegel. Man schreibt mal eben von den insgesamt 21.320 Toten, nicht, ohne die Zahl gleich mit der Formulierung „laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde“ in Zweifel zu ziehen, und hängt dann an: „Angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer wird der israelische Militäreinsatz international teils stark kritisiert.“
Nein, er wird nicht „kritisiert“, er löst Entsetzen, Abscheu, Widerwillen aus, und der Teil der Welt, der nicht zu dem „teils“ gehört, beschränkt sich mittlerweile weitgehend auf genau drei Staaten: Israel selbst, die Vereinigten Staaten – und Deutschland.
Ja, sogar die Hungerblockade von Gaza wird erwähnt, aber auch hier findet man eine Entschuldigung: „Israel hat zuletzt immer wieder argumentiert, dass es genügend Hilfsgüter in den abgeriegelten Küstenstreifen lasse, aber die Uno-Organisationen bei der Verteilung versagten.“ Als wäre die Abriegelung ein Naturereignis, irgendwie vom Himmel gefallen; als wäre die Verweigerung von Wasser, Strom und Nahrung nicht ein monströses Verbrechen, das an ganz andere Kriege an ganz anderem Ort erinnert.
Und natürlich muss dann noch einmal betont werden, wie furchtbar doch der Überfall der Hamas war. Der, nicht das Massensterben in Gaza, ist nach Meinung des Spiegel „das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels“. Was falsch ist, denn da gab es Sabra und Schatila, jenes Massaker in zwei palästinensischen Flüchtlingslagern, das 1982 von der israelischen Armee, die im Libanon einmarschiert war, gestattet wurde; dabei soll es bis zu 3.000 Tote gegeben haben. Aber das war ja ein Massaker mithilfe von Israelis, kein Massaker an Israelis. Womit man natürlich wieder bei oben erwähntem Schalter wäre.
Diese „teils scharf kritisierten“ „Versehen“, lieber Spiegel, sind ein Menschheitsverbrechen, und sie sind ein Verbrechen, das Komplizen hat. Nicht nur in den Vereinigten Staaten, die nach wie vor die Bomben liefern, die auf palästinensische Kinder fallen. Auch in Deutschland, das dazu schweigt und nur gelegentlich so tut, als hätte es Einwände gegen den Massenmord. Auch in der Spiegel-Redaktion, deren Mitarbeiter jeden denkbaren Kniff nutzen, um formal zwar irgendwie die Fakten zu schreiben, aber sie derart zu verbiegen, dass am Ende die Mörder mit einer weißen Weste herumlaufen. Gute alte deutsche Tradition, oder?
Nun, am Urteil der Welt wird das nichts ändern. Aber wäre schön, wenn solche wie dieser Spiegel-Autor sich auch in Deutschland irgendwann wenigstens schämen müssten für solche Sätze.
Anmerkung:
Vorstehender Beitrag von Dagmar Henn wurde am 30.12.2023 in „RT DE“ erstveröffentlicht. Die Seiten von „RT“ sind über den Tor-Browser zu empfangen.