Berlin, Deutschland (Weltexpress). Für Sahra Wagenknecht (Die Linke) ist das, was in Bolivien passiert, ein Putsch, mehr noch, es sei „ein Anschlag auf Demokratie, soziale Gerechtigkeit und Unabhängigkeit in Lateinamerika. Alle sozialen Errungenschaften und die kulturellen Rechte der indigenen Bevölkerung, die unter der Präsidentschaft von Evo Morales geschaffen wurden, stehen jetzt auf dem Spiel…“
In der Pressemitteilung der Linksfraktion vom 11.11.2019 heißt es weiter, dass sie, Wagenknecht, „Respekt vor der Entscheidung von Evo Morales“ habe, „angesichts des Militärputschs sein Amt niederzulegen“. Also doch: ein Rücktritt.
Ob allerdings die antideutsche Linke „an der Seite all der bolivianischen Demokratinnen und Demokraten, die Widerstand gegen den Putsch leisten“ steht, darf bezweifelt werden, denn zu den Demokraten zählen nicht nur sich links wähnende und/oder links nennende Männer und Frauen.
Die Bundesregierung darf nicht länger zum Umsturz in Bolivien schweigen und ist gefordert, den Putsch unmissverständlich zu verurteilen. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Heiko Maas sollten sich öffentlich für das Leben und die Freiheit von Evo Morales einsetzen.“
Nach dem Rücktritt der Morales-Regierung würden sich laut „T-Online“ (11.11.2019) vor allem „viele Polizisten … den Demonstranten“ anschließen. Unter der Überschrift „Nach dem Rücktritt der Regierung – Machtvakuum in Bolivien – Angst um die Zukunft“ heißt es weiter: „In mehreren Städten des Landes kam es Medienberichten zufolge in der Nacht zum Montag (Ortszeit) zu Ausschreitungen. Am stärksten betroffen waren der Regierungssitz La Paz sowie das benachbarte El Alto…“
Dass der Sozialist Morales „sich nach der Abstimmung am 20. Oktober zum Sieger in der ersten Runde“ der Präsidentschaftswahlen „erklärt, obwohl die Opposition und internationale Beobachter erhebliche Zweifel hatten“ das wird auch erwähnt. Weiter heißt es: „Seine Gegner warfen ihm Wahlbetrug vor. Seitdem kommt es bei Straßenprotesten fast täglich zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Lagern. Mindestens drei Menschen kamen bisher ums Leben.“
Nicht übersehen werden darf, dass „die Organisation Amerikanischer Staaten … in einem vorläufigen Bericht Manipulationen bei der Präsidentenwahl festgestellt und eine Annullierung empfohlen“ hatte.
„Sein stärkster Gegenkandidat bei der Wahl, der Ex-Präsident Carlos Mesa, twitterte, der Rücktritt des Präsidenten bedeute ein ‚Ende der Tyrannei‘. Oppositionsführer Luis Fernando Camacho aus der wirtschaftsstarken Region Santa Cruz im Osten des Landes rief seine Anhänger dazu auf, den Druck auf der Straße aufrecht zu erhalten.“
Die Sicherheitskräfte, sowohl Polizisten als auch Soldaten, scheinen gespalten. Viele halten das, was passiert, nicht für einen Putsch, sondern für eine notwendige Konsequenz nach mutmaßlichem Wahlbetrug. Sie nennen Morales auch nicht einen Sozialisten, sondern einen Wahlbetrüger.
Jens Glüsing schreibt in „Spiegel-Online“ (11.11.2019), dass Morales „sein Land … ins Chaos gestürzt, weil er um jeden Preis an der Macht bleiben wollte“. Unter der Überschrift „Rücktritt von Boliviens Präsident Morales – Sturz eines Idols“ heißt es weiter: „Zwischen den überwiegend der Mittelschicht angehörenden Morales-Gegnern und den sozialen Bewegungen, die ihn unterstützen, hat sich eine unüberwindbare Kluft aufgetan.“
Weiter stellt Glüsing fest: „Morales hat selbst dazu beigetragen: Er hat wider die Verfassung gehandelt, als er im Oktober zum vierten Mal zur Wahl antrat. Die Auszählung der Stimmen war manipuliert, befand die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) am Sonntag. Der erste indigene Präsident in der Geschichte Boliviens hatte sich im Amt zum Autokraten gewandelt.“
Wie immer: Wagenknecht ist wie ihre Genossen von der antideutschen Linken längst nicht mehr auf der Höhe der Zeit, am Puls des Volkes, daher blind für die Wahrheit, die sie deswegen nicht auf den Begriff bringt. Deswegen sind die von den Antideutschen benutzten Begriffe wie Putsch und Pressemitteilungen wie die vom 11.11. nur noch Papperlapapp. Wer hohle Phrasen drischt, der muss sich nicht wundern, wenn er nicht ernst genommen wird.