Schubert, aus einfachen Verhältnissen kommend, war in den 90ern in Bielefeld als Fußballschläger und Bereitschaftspolizist unterwegs. Aufgewachsen ohne Vater, keine besondere Schulbildung, ein Kind der Unterschicht, alle fies außer Mutti. Neidvoll blickte der Junge auf die Türkengangs in seiner Gegend, die durch ihren Zusammenhalt das Viertel im Griff hatten. Bei Gelegenheit in der Pubertät ging ihm ein Licht auf. Er und ein paar Kumpels machten hinfort Kampfsport, um den bösen Türken irgendwann zu zeigen, wer Herr im Problembärengebiet ist. Es kam wie ´s kommen musste, die Türken machten Männchen und den flinken Schuh. Jung-Stefan wusste hinfort zwei Dinge: Türken sind im Zweifelsfall Feinde und Gewalt ist eine Lösung.
Neben den Türken entdeckte er als Jungpolizist noch den Autonomen als zweiten Feind. Denn der Autonome ist auch ein Schmarotzer im Gewebe des Sozialstaates. Am Tag studieren, am Abend Häuser besetzen und statt auf ein schickes Auto zu sparen, Vatis schickes Auto womöglich abzufackeln.
Schuberts Traum ist es, als Bulle bei einem Sondereinsatzkommando unterzukommen. So lange er für Deutschland nicht brachial zu Werke gehen kann, versucht er sich als Teilzeit-Hooligan. Seine Opfer findet er hauptsächlich in Kneipen, die größten Krawalle seiner Autobiografie sind Kneipenschlägereien und private Exzesse mit Autonomen oder englischen Besatzungssoldaten.
Bumm Bumm, aua aua, auch im dünn belichteten hauenden Fußballfankreisen darf er als Mitläufer ran und zeigen was er für ein Mann ist.
Eine große Rolle spielt er im Hooligangeflecht nicht, er ist Soldat, nicht Lenker und Denker.
Da er als Bulle vom Korpsgeist der dumpfen Truppe lange geschützt wird, kommt der Hammer sehr spät. Letztlich wird wegen einer Kneipenprügelei entlassen (mm Suff schlug er ausgerechnet einen Polizeianwärter krankenhausreif) und fristet hinfort als Einlasser und Fitnessbudenbesitzer sein Dasein.
Bis seine Geschichte irgendwann von einem schlauen Fuchs entdeckt wird, und dieser bare Münze erkennt.
Wer wirkliche Hooligangeschichten erwartet, wird enttäuscht sein. Wer eine bitterböse Fallgeschichte mit Drive erwartet, hat seine Freude an diesem Buch.
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Stefan Schubert: Gewalt ist eine Lösung. Morgens Polizist, abends Hooligan – mein geheimes Doppelleben, 340 Seiten, riva-Verlag 2010, 19,90 Euro