Die größte Überraschung war jedoch, daß der hochgejubelte Film „Avatar“ nur drei Oscars erhielt, denn der Hauptpreis ist jedes Jahr der Oscar für den besten Film, für den diesjährig erstmals zehn Filme gegenüber sonst fünf Filmen nominiert werden konnten, um auch Außenseitern eine Chance zu geben. Den Filmoscar erhielt Kathryn Biegelows Kriegsdrama „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“ (The Hurt Locker), der in neun Kategorien nominiert war, genauso so viel wie der Publikumsfavorit „Avatar“, aber sechs Preise erhielt. Neben dem Filmpreis bekam dieser Film die Oscars für die beste Regie an Kathryn Biegelow, das beste Originaldrehbuch an Mark Boal sowie die Oscars für den besten Schnitt, Ton und Tonschnitt, also die sogenannten technischen Oscars.
Die Oscars, die die höchste Aufmerksamkeit erringen sind die für Film, die männlichen und weiblichen Darstellerpreise und eben der für Regie. Der nun erstmals mit Kathryn Biegelow an eine Frau verliehene Regiepreis ging ausgerechnet am 8. März, dem Internationalen Weltfrauentag an die Regisseurin. In dieser Kategorie „Regie“ waren Konkurrenten der weiblichen Preisträgerin der favorisierte James Cameron für „Avatar“, Lee Daniels für „Precious – Das Leben ist kostbar“, Jason Reitman für „Up in the Air“ und Quentin Tarantino für „Inglourious Basterds“. Letzterer ist der große Verlierer des Abends, denn immerhin war der Film für insgesamt acht Oscars nominiert und erhielt nur den besten Darstellerpreis für Christoph Waltz.
Für seine Darstellung in „Crazy Heart“, wurde als bester Darsteller Jeff Bridges ausgezeichnet und überholte damit die Nominierten: George Clooney in „Up in the Air“, Colin Firth in „A Single Man „, Morgan Freeman in „Invictus- Unbezwungen“ und Jeremy Renner in „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“. Beste Hauptdarstellerin wurde Sandra Bullock in „Blind Side – Die große Chance“. Auch hier setzte sich Oscarpreisträgerin gegen starke Konkurrentinnen durch: Helen Mirren in „Ein russischer Sommer“, Carey Mulligang in „An Eduation“, Gaboruey Sidibe in „Precious – Das Leben ist kostbar“ und Mary Streep in „Julie & Julia“.
Als beste Nebendarstellerin wurde mit dem Oscar prämiert Mo’ Nique in „Precious – Das Leben ist kostbar“, Penelope Cruz in „Nine“, Vera Farmiga in „Up in the Air“. Maggie Gyllenhaal in „Crazy Heart“ und Anna Kendrick in „Up in the Air“. Durchaus ungewöhnlich, daß sich bei den weiblichen Nebendarstellerinnen in einem Film zwei Konkurrentinnen bewarben, beide aber leer ausgingen. Für das beste adaptierte Drehbuch erhielt den Oscar Geoffrey Fletcher für „Precious – Das Leben ist kostbar“. Bester Dokumentarfilm ist „Die Bucht – The Cove“. Mit dem Oscar für den besten Animationsfilm wurde „Oben – Pete Doctor“ ausgezeichnet.
Überraschend erhielt keinen Preis der Favorit und vielfach ausgezeichnete deutschsprachige Film „Das weiße Band“ von Michael Haneke. Weder den Oscar für den besten fremdsprachigen Film, noch die Kamera, die Christian Berger geführt hatte und deren Schwarz-Weiß-Technik ansonsten enthusiastisch gewürdigt wurde. Den Oscar für die beste Kamera ging an „Avatar“, während als bester ausländischer Film „El secreto de sus ojos“ aus Argentinien ausgezeichnet wurde. Übrigens war auch der nominierte Film „La teta asustada“ aus Peru durchaus ein Favorit, gewann dieser Film doch sehr überraschend im letzten Jahr auf der Berlinale den Goldenen Bären. Durchaus zu Recht, wie der Weltexpress in der Berichterstattung über den Film vorausgesagt hatte. Die Auszeichnung für die beste Filmmusik erhielt „Oben“ und damit Michael Giacchino. Für Musik war auch der Deutsche Hans Zimmer nominiert, der „Sherlock Holmes“ vertont hatte.