Beim Thema Design sollen 42 Prozent der Aspiranten auf den koreanischen Crossover gezeigt haben. Auch der VW Tiguan stand auf besagter Veranstaltung, kam jedoch nur auf 13 Prozent. Solche Werte gehen dem Kia-Chefdesigner Peter Schreyer runter wie Öl. Der 56-jährige zeichnete einst den New Beetle und den Audi TT, 2006 wechselte er zu Kia. Seit dem versucht Schreyer, den sonst eher langweiligen Asien-Autos mehr Emotionalität und ein markantes Familiengesicht zu verpassen. Letzteres nennt er „Tiger-Nase“, obwohl es sich eigentlich nur um einen in der Mitte eingeschnürten Grill handelt.
Nach Sorento, Soul, Venga und cee’d trägt nun auch der Sportage die Tiger-Nase. Was den CUV (Crossover Utility Vehicle) genannten Wagen aber außergewöhnlich macht, sind in der Seitenansicht seine niedrigen Scheiben und die extrem hohe Gürtellinie. Das Verhältnis Blech zu Glas liegt bei 2:1. Auf diesen Wert kommen sonst nur flache Sportwagen. Schreyer erreichte durch diesen Designtrick, den Sportage trotz seiner Länge von 4,44 Metern muskulöser und bulliger aussehen zu lassen. Bedenken, aus Sehschlitzen schauen zu müssen, braucht der Sportage-Fahrer jedoch nicht zu haben. Schreyer: „Innen merken Sie nichts davon.“
Raumgefühl und Platzangebot sind angenehm, auch auf den Rücksitzen stoßen Personen bis 1,80 Meter Körpergröße nirgendwo an. „Wir haben den längsten Radstand in der Klasse“, sagt Produkt-Manager Kenneth Hong. Auch beim Kofferraum übertrifft der Sportage viele seiner Konkurrenten. 480 Liter sind es bei aufgestellten Lehnen, bis zu 1353 Liter passen bei umgelegten hinein. Leider ist die 1,70 Meter lange Ladefläche nicht ganz eben. Auch die Beifahrerlehne lässt sich –beispielsweise für den Transport eines langen Ikea-Regals – nicht umlegen.
Mehr Wert legte man offensichtlich auf eine gute Materialanmutung. Gegenüber seinem Vorgänger wurde das Cockpit im neuen Sportage deutlich verbessert, die Oberflächen wirken angenehm, die Verarbeitung ist sorgfältig, auch wenn es sich bei den in Korea bereitgestellten Testwagen noch um Vorserienmodelle handelte. Die Serienproduktion läuft erst Ende Juni an. Für Europa wird der Sportage in der Slowakei gefertigt, zusammen mit seinem technisch weitgehend identischen Schwestermodell Hyundai iX35. Nach Deutschland kommt der Kia am 6. August.
Zunächst mit zwei Motorisierungen, einem Zweiliter-Benziner mit 163 PS sowie einem Diesel mit 136 PS. Die meisten Kunden dürften sich wie bisher für den Selbstzünder entscheiden. Er ist laufruhig, leise, zieht schon ab niedrigen Drehzahlen kräftig los und soll sich als Fronttriebler mit 5,5 l/100 km (CO2-Ausstoß: 147 g/km) zufrieden geben. Die Marke 120 g/km verfolgen die Kia-Techniker mit dem in Rüsselheim (Kia R&D Center) entwickelten 1,7-Liter-Diesel. Bei 115 PS soll er auf einen Verbrauch von 4,8 Liter kommen, was den Sportage zum Sparmeister seines Segments machen würde. Geplant ist der kleine Diesel für Anfang nächsten Jahres. Zeitgleich hält dann auch ein 1,6-Liter-Benziner (140 PS) Einzug in den Crossover, ebenfalls eine Neuentwicklung und Kias erster Benzindirekteinspritzer. Beide Motoren verfügen über ein Start-Stopp-System, beide bekommen ein manuelles Sechsganggetriebe.
3000 Sportage will Kia noch dieses Jahr in Deutschland absetzen, gut das Doppelte steht für 2011 auf den Plan. Unmöglich ist dies nicht, zumal der Einstieg bei „unter 20 000 Euro“ liegen wird, wie zu hören ist. Aus gutem Grund: Gilt es doch, dem bei uns sehr erfolgreichen Nissan Qashqai die Kunden abzujagen.