Riesige Spinnen in einem unheimlichen Wald, mordlustige Orks, ein korrupter Bürgermeister (großartig: Stephen Fry), ein wenig wohlgesonnener Elbenkönig und ein Mann, der sich in einen Bär verwandeln kann, es liegen viele Hindernisse vor dem Hobbit Bilbo (Martin Freeman) und den Zwergen auf dem Weg zum Einsamen Berg. Dank Bilbos Geistesgegenwart, denn Gandalf (Ian McKellen) ist zur verfallenen Festung Dol Guldur, von der aus sich eine böse Macht über das Land ausbreitet, gereist, schaffen sie es bis nach Erebor. Anstatt auf Gandalf zu warten, besteht Thorin (Richard Armitage) darauf, das Königreich der Zwerge im Inneren des Einsamen Berges zu betreten. Die Ungeduld hat ihren Preis: der Drache Smaug, der dort unter einem riesigen Schatz schläft, wacht auf.
Mit Smaugs Einöde meldet sich Peter Jackson mit einem Paukenschlag zurück. Die Erwartungshaltung beim ersten Film der Hobbit-Trilogie war so hoch, dass so mancher enttäuscht ob des gemütlichen Handlungsaufbaus war. Es fehle, so wurde beklagt, der „Kinnlade runter“-Faktor der Ringe-Trilogie. Doch Jackson wusste genau, was er tat. Die Basis für Smaugs Einöde wurde gelegt und dem Kinderbuch seine Schuldigkeit getan. Jetzt sind die älteren Kinder dran und die Freigabe ab 12 kommt nicht von ungefähr. „Kinnlade runter“ heißt es auch beim Anblick der vielen neuen, spektakulären Orte wie z.B. der Seestadt, Dol Guldur oder Erebor. Liebevoll und mit einem beindruckenden Auge fürs Detail teils am Computer, teils in mühevoller Kleinarbeit erschaffen, staunt man nicht minder als Bilbo und die Zwerge.
Mit 161 Minuten ist der zweite Hobbit Film nur auf dem Papier lang, zu gebannt verfolgt man die Abenteuer des Hobbits, dem kaum eine Atempause vergönnt scheint und der sich langsam der Macht, die der Ring auf ihn ausübt, bewusst wird. Auch die Zwerge müssen einiges über sich ergehen lassen, ob hungrige Spinnen, ein Elbenkönig, der sie einsperrt, oder die extrem unterhaltsame und unglaubliche Action-Sequenz in den Weinfässern. Dazu gibt es noch Elben in der Form von Legolas (mit herrlich überzogenen Action Szenen), dessen Vater Thranduil (Lee Pace mit einer beeindruckenden eiskalten Darstellung) und Tauriel (Evangeline Lilly), eine Erfindung Jacksons, die sich aber entgegen aller Befürchtungen, nahtlos in die Tolkiensche Welt einfügt. Auch muss die Gemeinschaft durch die Seestadt, wo ihnen Bard (Luke Evans), dessen Vorfahr einst dabei versagte den Drachen Smaug zu erlegen, hilft. Trotz all dem, bevor man sich versieht, ist man im Inneren des Berges und der Drache erwacht.
Die Personifizierung von Gier und Eitelkeit, der Drache Smaug ist unglaublich. Er stellt einfach alles, wirklich alles, was man in dieser Hinsicht bereits gesehen hat, in den Schatten. Die Arbeit, die sich das Special Effects Team von WETA Digital und Benedict Cumberbatch in seinem Motion Capture Anzug, so wie Andy Serkis für Gollum, gemacht haben, zahlt sich mehr als aus. Obwohl Smaug sprechen kann, ist er glaubhaft. Er ist riesig, gefährlich und beeindruckend realistisch in seinen Bewegungen. Besonders die Szenen mit ihm und Bilbo waren die Warterei auf den Film wirklich wert.
Es fällt schwer, einzelne Aspekte von Smaugs Einöde hervorzuheben, so exzellent sind die einzelnen Teile und das daraus entstehende Ganze. Vom Set Designer über die CGI Spezialisten bis zu den Schauspielern haben sich alle übertroffen. Das gilt auch für die musikalische Untermalung von Howard Shore, der auch die Musik für die anderen Filme schrieb. Natürlich ist Smaug das absolute Glanzstück des Filmes, aber Lee Pace als Thranduil, die Darstellung des Nekromanten oder die Seestadt werden ebenso im Gedächtnis bleiben. Ganz zu schweigen von Martin Freeman und Ian McKellen, die einfach Bilbo und Gandalf sind. Das aber nicht nur Smaug, sondern der ganze Film so gut wurde, ist Peter Jackson zu verdanken, dessen Händchen sich hier sowohl bei der Besetzung, wie auch in Sachen Tempo und Ton als wahrlich golden erweist. Apropos Ton: in der Originalversion ist Der Hobbit: Schmaugs Einöde ein Genuss und allen, die des Englischen mächtig sind, sehr ans Herz zu legen. Die deutsche Synchronisation ist wie so oft Geschmackssache.
Der Hobbit: Smaugs Einöde ist der ganz große Film zum Jahresausklang. Spannend, temporeich, humorvoll, düster, voller Liebe zum Detail, mit großartigen Darstellern und dem ultimativen Drachen. Wer hier noch rumjammert, der soll es erst mal selber besser machen. Besser machen kann es aber vermutlich nur Peter Jackson selbst mit der Schlacht der fünf Heere Weihnachten 2014. Bis dahin: Ticket kaufen und Smaugs Einöde anschauen!
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Der Hobbit: Smaugs Einöde (USA, 2013); OT: The Hobbit: The Desolation of Smaug; Filmlänge: 161 min; Regisseur: Peter Jackson; Darsteller: Martin Freeman, Ian McKellen, Richard Armitage, Lee Pace, Orlando Bloom, Stephen Fry, Luke Evans, uvm; FSK: ab 12 Jahren; Kinostart: 12. Dezember 2013 (Deutschland).